Der Ort des Treffens ist – nennen wir es mal – überraschend. Einen Mann, dessen Name in vielen Zeitungsartikeln mit dem Zusatz Fitness-Guru versehen ist, trifft man normalerweise nicht in einer Metzgerei.
Aber es schmeckt! „Ich bin da kein Hysteriker“, sagt Werner Leuthard über Ernährungsgewohnheiten: „Am Ende ist die Ausgewogenheit entscheidend.“ Der Fitness-Trainer des Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers, der einst schon beim FC Bayern München die Profis schwitzen ließ, schneidet sich ein Stück von der hausgemachten Hollerbach-Bratwurst ab. „Wer viel tut, der braucht auch Energie.“ Leuthard hat Platz genommen am großen Tisch im Hinterzimmer der Metzgerei Hollerbach in Rimpar. Dort, wo der Kickers-Chefcoach daheim und groß geworden ist, ehe es ihn hinauszog in die weite Welt des Fußballs.
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Gerne in der Dritten Liga
Cheftrainer Hollerbach war gerade auch noch da. Dann musste er rasch weiter – Termine. Vielleicht ist das hier doch genau der richtige Platz, um sich mit Leuthard zu unterhalten. Jenem Mann, der jahrelang still und heimlich an der Seite von Felix Magath wirkte. Der mit 54 Jahren noch immer drahtig, fit und durchtrainiert wirkt bis unter die Haarspitzen. Er, der deutscher Meister wurde und Pokalsieger, der mit Spielern wie Raúl, Oliver Kahn oder Michael Ballack arbeitete und der gemeinsam mit dem heutigen Bundestrainer Joachim Löw („Der Jogi ist ein Sir, ein echter Gentleman!“) auch in Österreich den Titel holte. Eine der Tugenden, die Leuthard ganz besonders schätzt, ist nämlich Bodenständigkeit. Und die kann man hier in der Metzgerei förmlich schmecken. Leuthard verleugnet seine Herkunft nicht. Der Niederbayer spricht breites Bayerisch: „Ich bin gerne hier in der dritten Liga, denn meine Arbeit ändert sich deshalb nicht. Die Spieler, die Menschen sind gleich, egal, in welcher Liga.“ In Würzburg fühlt er sich richtig wohl, das ist in jedem Satz zu hören. Dass das so ist, hat viel mit Bernd Hollerbach zu tun.
„Ein Vollprofi“, sagt Leuthard über Hollerbach: „Ein Vollprofi, das ist er. Das war er als Spieler und das ist er als Trainer. Da können sich viele etwas abschauen.“ Leuthard selbst ist gewiss auch ein Profi, das ist klar. Zweieinhalb Tage in der Woche verbringt er nun bei den Kickers. Dass sich der Klub das leistet, findet Leuthard bemerkenswert: „Es geht nicht um Riesensummen. Aber hier bei einem Drittligisten spielt Geld eine Rolle. Bei einem Großklub, da laufen Ausgaben für einen Fitnesstrainer eher nebenher. Dass sich die Kickers aber einen leisten, das ist eine echte Wertschätzung für mich. Das ist in dieser Liga nicht selbstverständlich.“ Der Niederbayer ist derzeit Freiberuflicher, neben seinem Engagement in Würzburg ist er noch einen Tag in der Woche für Zweitligist FSV Frankfurt tätig. Auch dort ist mit dem gebürtigen Ochsenfurter Thomas Oral ein ehemaliger Co-Trainer von Felix Magath tätig. Für Hollerbach und die Kickers war Leuthards Verpflichtung im Herbst ein entscheidender Schritt. Ein Zeichen, wie professionell man bei den Kickers in Zukunft zu arbeiten gedenkt.
Training mit Steffi Graf
Leuthard ist eine große Nummer im deutschen Sport. Der Reserve-Offizier der Bundeswehr hat 1992 schon die deutschen Tennis-Frauen für den Fed-Cup fit gemacht. Mit Erfolg: Steffi Graf und Anke Huber siegten bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft. Wer Felix Magath als „Quälix“ bezeichnete, meinte oft Leuthard, seinen Fitnesscoach, der die Fußballprofis auch mal am frühen Morgen zum Training bestellt. „Tagsüber sind die Sporthallen durch Schulklassen belegt. Da ist es doch praktisch, wenn wir vorher dort trainieren. Das habe ich schon bei den Bayern oder Wolfsburg so gemacht“, sagt er. Das hätten letztlich aber alle Profis klaglos mitgemacht. „Ich hatte nie Probleme mit Spielern. Auch weil ich alles vormache“, erzählt er, der nur allzu oft mitbekommen hat, dass ihn gerade die Medienwelt in eine Schublade gesteckt hat und ihm das Klischee anhaftet, „dass wir Schuften wie die Blöden. Es mag sein, dass wir mehr tun als andere, aber wir wissen ganz genau, wie wir was machen.“ Das Image des Schleifers hat er nun mal. Kein Problem für ihn: „Ein Autoritätsproblem hatten weder ich noch Felix Magath noch Bernd Hollerbach jemals.
“ Der Kickers-Coach und Leuthard lernten sich in München kennen, als Hollerbach beim FC Bayern hospitierte. Leuthard habe ihm damals beim Lernen für den medizinischen Teil der Trainerprüfung sehr geholfen, sagt Hollerbach. Die beiden liegen auf einer Wellenlänge.
Training am frühen Morgen
Das ist die Spezialität von Leuthard lange, ausführlich und verständlich kann er darüber sprechen, wie ein Sportler trainieren muss, um sich vor Verletzungen zu schützen oder danach rasch fit zu werden. Mancher schiebt ihm magische Kräfte zu. „Das ist keine Hexerei“, sagt Leuthard aber. Oft genügt ihm ein Blick, um zu erkennen, welche Übungen einem Spieler weiterhelfen:„Da kann man auch nichts Neues erfinden. Der Mensch verändert sich nicht.Die Übungen gibt es schon seit tausenden von Jahren. Die haben damals schon schon die alten Chinesen gemacht.“ Computer zur Leistungsdiagnostik braucht er nicht. Leuthard genügt eine Stoppuhr: „Ich sehe, wie schnell ein Spieler ist, ob er hoch springt oder nicht. Es gibt verschiedene Wege. Gerade einige junge Kollegen bevorzugen Computer. Ich für mich bin da eher einer, der es klassisch macht. Meine Daten finde ich eben in einem Leitz-Ordner und nicht auf der Festplatte. Das muss jeder so machen, wie er es für richtig hält. Entscheidend ist immer das Resultat.“
Man dürfe sich grundsätzlich nicht zu wichtig nehmen, in diesem Geschäft, sagt Leuthard: „Die Bühne gehört der Mannschaft und dem Trainer. Ich arbeite im Hintergrund.“ Dass Hollerbach einer für die große Bühne ist, das hat Leuthard schon während der Zusammenarbeit beim VfL Wolfsburg und Schalke 04 gesehen. „Der Bernd ist ein erster Mann, einer, der Entscheidungen trifft und vorangeht. Er hat klare Ziele“, habe er damals schon zu Felix Magath gesagt. Beim Blick auf die Kickers fühlt sich der Fitness-Trainer nun bestätigt: „Man kann die Leistung von Bernd Hollerbach hier in Würzburg nicht hoch genug bewerten. So etwas quasi aus dem Nichts aufzubauen, das ist außergewöhnlich. Andere Vereine haben mit einem viel höheren Etat viel länger gebraucht, in die Dritte Liga zu kommen oder sie sind daran sogar gescheitert. Bernd Hollerbach hat das in einem Jahr geschafft. Das steht für sich und seine Qualität.“
Viermal droht eine Sperre
FC Würzburger Kickers – FSV Mainz 05 II (Samstag, 14 Uhr, Flyeralarm Arena) Der Gegner Die Mainzer Bundesliga-Reserve hat ihren Abwärtstrend gestoppt. Siebenmal in Serie hatten die formidabel in die Saison gestarteten Nullfünfer nicht gewonnen, bevor es zuletzt gegen Großaspach (3:0) und Stuttgart II (3:1) zwei Siege in Serie gab, die auch Trainer Sandro Schwarz besonders freuten: „Wir haben zwar auch zuvor unsere Leistung aufrechterhalten – aber wie wir jetzt mit zwei Siegen und sechs Toren zurückgekommen sind, war top!“ Mit Benedikt Saller (gelbgesperrt), Philipp Klement (verletzt) und Alexander Hack (im Profikader) fehlen den Mainzern in Würzburg aber drei Leistungsträger. Der Schiedsrichter Der 25-jährige Justus Zorn stammt aus Freiburg und wohnt in Berlin. Er ist seit dieser Saison Drittliga-Referee und leitete bislang sechs Spiele. Dabei zeigte er 33 Mal Gelb, einmal Gelb-Rot, einmal Rot und verhängte einen Foulelfmeter. Personelle Lage bei den Kickers Clemens Schoppenhauer ist nach seiner Knieverletzung wieder einsatzbereit.
Ob er trotz Trainingsrückstand gleich wieder in die Startelf rückt, lässt Trainer Bernd Hollerbach genauso offen, wie die Frage wer für den nach seiner Roten Karte in Erfurt für zwei Spiele gesperrten Elia Soriano ins Sturmzentrum rückt.
Daniel Nagy, Joannis Karsanidis, Royal-Dominique Fennell und Peter Kurzweg droht bei der nächsten Gelben Karte eine Sperre. Das Spiel im TV und Internet Der Bayerische Rundfunk zeigt die Partie in einem Livestream im Internet (
). Im Bayerischen Fernsehen ist ab 17 Uhr in der Sendung „Blickpunkt Sport“ eine Zusammenfassung zu sehen. Auch unterwegs bestens informiert, sind Sie mit dem ausführlichen Liveticker unserer Redaktion.