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Fußball: Dritte Liga: Wo stehen die Kickers nach fünf Jahren Profifußball?

Fußball: Dritte Liga

Wo stehen die Kickers nach fünf Jahren Profifußball?

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    Fußball-Atmosphäre am Dallenberg. Insgesamt kamen 103 600 Besucher in dieser Saison zu den Kickers-Heimspielen.
    Fußball-Atmosphäre am Dallenberg. Insgesamt kamen 103 600 Besucher in dieser Saison zu den Kickers-Heimspielen. Foto: Frank Scheuring

    Vor fünf Jahren begann am Dallenberg eine neue Ära: Geldgeber und Antreiber Thorsten Fischer, Gründer und Chef der Online-Druckerei Flyeralarm wollte Ernst machen. Er verpflichtete zusammen mit dem damaligen Kickers-Chef Michael Schlagbauer Bernd Hollerbach als neuen Trainer. Die Würzburger Kickers AG wurde gegründet. Der Spielbetrieb der ersten Mannschaft wurde in die Aktiengesellschaft ausgegliedert. Seitdem ist viel passiert: der Doppelaufstieg in die zweite Bundesliga, das legendäre 3:0 gegen den VfB Stuttgart im Dezember 2016, der Absturz in der sieglosen Zweitliga-Rückrunde, der missglückte Neustart unter Ex-Trainer Stephan Schmidt und nun zum zweiten Mal in Folge Platz fünf unter Chefcoach Michael Schiele. Wo steht der Klub heute, nach der fünften Saison unter Profibedingungen? Eine Bestandsaufnahme.

    Die sportliche Bilanz

    Als Kickers-Kapitän Sebastian Schuppan nach dem Toto-Pokal-Finalsieg in Aschaffenburg gefragt wurde, ob man nach Platz fünf in der Liga und die geglückte DFB-Pokal-Qualifikation nun von einer guten oder eine sehr guten sprechen könne, vermied er den Superlativ. "Gut" sei es am Ende dann schon gewesen, auch wenn die Kickers im Ligabetrieb noch die eine oder andere Chance liegen ließen, weiter oben anzugreifen. In der Vorsaison, als die Kickers nach dem Zweitliga-Abstieg trotz des großen Umbruchs im Sommer als Mitfavorit in die Liga starteten, habe man, findet auch Schuppan, enttäuscht sein können. "Da sind wir dem Anspruch nicht gerecht geworden." Danach wurde der Kader verändert und vor allem deutlich günstiger. Trotzdem stabilisierte sich der Klub in Liga drei. Dass die Rothosen in der Rückrundentabelle auf Platz drei liegen, ist ein Achtungserfolg und ein Zeichen, dass Trainer Michael Schiele die Mannschaft weiterentwickelt hat. Die Kickers sind ein etablierter Drittligist.

    Die Mannschaft

    Zwei Spieler aus dem Team, mit dem die Kickers das Unternehmen Profifußball 2014 starteten, sind noch dabei, allerdings in anderen Rollen: Robert Wulnikowski als Torwarttrainer und Dennis Schmidt als Assistent von Chefcoach Schiele. Ausnahmeerscheinungen in einem Team, das sich im ständigen Wandel befindet. Alljährlich kam und ging eine zweistellige Anzahl von Kickern. Das lag freilich auch an den Auf- und Abstiegen.  Vor der dritten Drittliga-Saison in Serie sehnen sich aber auch viele Anhänger nach etwas mehr Vereinstreue. Mit wem will man sich denn nun in dieser Mannschaft identifizieren, wenn man alljährlich zum Saisonstart erst einmal die Namen der vielen Neuzugänge lernen muss? Mit Schuppan und Angreifer Dominic Baumann sind es - Stand jetzt - zwei Akteure, die in der kommenden Saison in ihr drittes Kickers-Jahr gehen. Der Rest kam später dazu. Die Kickers sehen sich offenbar als Durchgangsstation für Profis, die sich einen Namen machen wollen. Identifikation mit einer Mannschaft entsteht bei einer solch hohen Fluktuation freilich kaum.

    Das Umfeld

    Ab der kommenden Saison ist bei den Kickers ein Bundesliga-Leistungszentrum für den Nachwuchs beheimatet. Ein Zeichen, dass es die Rothosen ernst meinen mit der Nachhaltigkeit ihres Projekt. Hört man die Verantwortlichen, bezeichnen die es immer als entscheidenden Vorteil, dass Entscheidungen in einem kleinen Zirkel fallen - ohne öffentliche Debatten. Dabei würden sich einige Fans aber auch etwas mehr Transparenz wünschen. Dass beispielsweise beim letzten Saison-Heimspiel keine abwandernden Spieler verabschiedet wurden, gefiel vielen Anhängern nicht. Neben dem Vorstandsvorsitzenden Daniel Sauer und Cheftrainer Schiele gibt es keine Gesichter, die den Klub nach außen vertreten. Einen eigenen Chefscout gibt es derzeit auch nicht. Die Kickers sind im Drittliga-Vergleich eher schmal aufgestellt.

    Die finanzielle Situation

    Die Dritte Liga ist ein gefährliches Pflaster. Viele Klubs geraten in finanzielle Schieflage. Kaiserslautern, Uerdingen, 1860 München oder auch Jena sind immer wieder abhängig von einem Zuschuss ihres jeweiligen Investors. Zweitliga-Absteiger MSV Duisburg half zuletzt die Stadt mit der Zahlung von einer Million Euro aus der Klemme. In einer solchen Notsituation sind die Kickers nicht. Seit Dezember 2017 gehören 49 Prozent der Kickers AG Sponsor Flyeralarm über eine Tochtergesellschaft. Flyeralarm-Boss und Aufsichtsratschef Fischer ist noch immer wichtiger Geldgeber. Sein Engagement ist durch den Einstieg in die AG langfristig angelegt. Große Sprünge können die Kickers sich trotzdem nicht erlauben. Zahlen sind bei den  immer Geheimsache. Fest steht, der Etat wird sich in der kommenden Runde im Vergleich zur Vorsaison auf einem ähnlichen Niveau bewegen - schätzungsweise bei 3,5 Millionen Euro. Mit 5450 Zuschauern im Schnitt pro Heimspiel liegen die Rothosen in der Dritten Liga auf Rang 13. 

    Die Aussichten

    Dass es in der Sommerpause einen Umbruch geben wird, ist klar. Nur fünf Spieler aus der Startelf vom Aschaffenburg-Spiel stehen für kommende Saison bei den Kickers unter Vertrag. Viele Positionen sind noch ungeklärt. Trotzdem herrscht, zum Beispiel bei Kapitän Schuppan, Zuversicht: "Wir werden uns wieder zusammenfinden. Es gibt ein gutes Gerüst." In der Vorsaison entdeckten die Kickers mit mit Janik Bachmann und Dave Gnaase Akteure, die zuvor nicht viele auf der Rechnung hatten und die sich sogleich als Leistungsträger entpuppten. Auf ein ähnlich gutes Händchen werden die Kickers auch diesmal vertrauen. Ein gewisses Risiko ist freilich dabei: Wenn man auf dem Transfermarkt mal nicht so glücklich agiert, kann es auch schnell nach unten in der Tabelle gehen. Zurzeit sieht Vereinschef Sauer die Kickers nicht in der ersten Reihe der Drittligisten. Neue Spieler sollen vor allem aus der Regionalliga und aus Nachwuchsteams der Bundesligisten kommen. Entscheidend für die Kickers-Zukunft dürfte auch die Stadionfrage sein. In Sachen Standortwahl soll diesen Sommer endlich Klarheit herrschen.

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