Einer spielt bereits im 33. Jahr, ein anderer ist heute zum ersten Mal dabei. In der Sporthalle am Würzburger Heuchelhof quietschen die Reifen, Schläger klackern, ab und an rummst es. Die Powerchair-Hockey-Mannschaft des Würzburger Vereins der Rollstuhlfahrer und ihrer Freunde (VdR) hat an diesem Abend Training.

"Matthias muss das Fahren noch ein bisschen lernen. Aber er macht das gut. Und ich glaube, es macht ihm Spaß", sagt Julian Wendel, Abteilungsleiter und einer der Trainer der Ballbusters Würzburg, wie die Mannschaft heißt. Matthias, das ist der Junge, 13 Jahre alt, der an diesem Abend zum ersten Mal bei den Ballbusters dabei ist. Das Fahren mit einem der Sportrollstühle ist gar nicht so leicht, schließlich seien diese 15 km/h schnell, sagt Wendel. Matthias hat sichtlich Talent.
"Das macht echt viel Spaß", sagt der 13-Jährige angetan. In den vergangenen sechs Wochen sei er dienstags immer beim freien Spielen dabei gewesen, das Wendel und Co. in der Sporthalle des Förderzentrums für körperliche und motorische Entwicklung am Heuchelhof veranstalten. Da wird dann einfach zum Spaß gezockt, vorbeikommen kann jeder. "Da war ich recht gut, und Julian hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, im Verein mitzuspielen." Das macht Matthias jetzt.
VdR stellt Rollstühle für den Workshop
"Wir hoffen, dass er an Bord bleibt", sagt Wendel. Es ist nicht leicht, Mitspieler zu finden. An diesem Abend sind die Ballbusters zu acht, insgesamt besteht die Mannschaft aus elf Spielern. "Wir sind selten komplett, und für ein realistisches Spiel bräuchten wir eigentlich zehn Spieler für ein Fünf-gegen-Fünf", erklärt der Trainer, der auch Vorsitzender des Behindertenbeirats Würzburg sowie Bundestrainer im Powerchair-Hockey ist.

Auch, um neue Mitglieder zu gewinnen, veranstaltet der VdR Würzburg am 13. April von 11 bis 16 Uhr einen inklusiven Sport-Workshop in der Sporthalle auf dem Gelände der Universität am Hubland. Angeboten werden Powerchair-Hockey und Rollstuhlbasketball. Eingeladen ist jedermann, unabhängig von einer Behinderung. Für Verpflegung und Rollstühle ist gesorgt.
Die elektrischen Sportrollstühle sind nicht günstig. Und weil sie als Sportgeräte gelten und nicht notwendig seien, um im Alltag klarzukommen, beteiligten sich die Krankenkassen nicht an der Finanzierung, sagt Wendel. "Die Rollstühle kosten fünfstellig, etwa 15.000 bis 20.000 Euro." Ihm sei kein Fall aus Bayern bekannt, in dem ein Rollstuhl finanziell gefördert worden sei, betont Wendel. Aus anderen Bundesländern schon.
Würzburger Studentin will Werbung für Sportart verbessern
Auch Sabrina Boschner hilft dabei mit, den Workshop umzusetzen. Die 28-Jährige studiert in Würzburg Sonderpädagogik im Master, der Workshop gehört zu ihrem Forschungsprojekt. Auf Wendel sei sie durch ihre Dozentin aufmerksam geworden, sagt Boschner. "Julian hat mir vom Nachwuchsmangel bei den Sportmannschaften erzählt und hatte die Idee, einen inklusiven Sport-Workshop zu organisieren."
Boschners Projektarbeit beschäftigt sich mit der Forschungsfrage, auf welchem Weg die Besucher des Workshops – insbesondere die mit Behinderung, die für den Verein infrage kämen – auf das Angebot aufmerksam geworden sind und wie sich in dieser Hinsicht die Werbung verbessern ließe, um noch mehr Menschen zu erreichen. Verteilt hat sie die Flyer unter anderem in Schulen, Krankenhäusern, Arztpraxen und Sanitätshäusern.

Zu Beginn haben sie mit fünf bis zehn Workshop-Teilnehmenden gerechnet, sagt Boschner. "Mittlerweile sind es mehr", schiebt Wendel schmunzelnd hinterher. "Es ist schwer zu sagen, weil es so eine spezielle Veranstaltung ist." Der VdR finde es "immer toll, wenn die Uni solche Möglichkeit hat, uns als Verein zu unterstützen", sagt der 39-Jährige. "Das ist eine Riesenerleichterung. Sabrina hat so viel Engagement mitgebracht und macht so viel Werbung für die Veranstaltung." Das seien Dinge, die die Vereinsmitglieder ehrenamtlich nicht leisten könnten. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagt Wendel.
Powerchair-Hockey bringt unterschiedlichste Menschen zusammen
Was an diesem Abend besonders auffällt: Beim Powerchair-Hockey kommen Menschen allen Alters und Grades der Behinderung zusammen. Dass auch Menschen mit schwereren Behinderungen mitspielen können, wird zudem durch ein Punktesystem gefördert. "Jeder Spieler hat eine Klassifizierungspunktzahl", erklärt Wendel. Diese reiche von 0,5 bis 5,0. Je schwerer die Behinderung, desto niedriger der Punktwert. Die Mannschaft muss so zusammengestellt sein, dass am Ende maximal 12 Punkte rauskommen. "Dadurch ist gewährleistet, dass auch Schwächere auf dem Feld stehen", sagt Wendel.
Das Training an diesem Abend leitet Coach Richard, der bereits seit neun Jahren beim VdR mithilft. Der 32-Jährige ist über eine Assistenz bei Wendel zum Verein gekommen. "Mittlerweile ist es wie eine zweite Familie", sagt er. "Es ist so eine tolle Sportart, die leider nach wie vor viel zu unbekannt ist." Der Workshop am 13. April soll helfen, das zu ändern.