Sie gehören zu den Angestellten, die selten zu sehen sind und noch seltener im Rampenlicht stehen: die Mitarbeiter des Würzburger Sportstättenservices. Doch für die hiesige, dynamische Bewegungskultur sind sie unverzichtbar. Egal ob die Pflege der Rasenplätze, die Präparation der Eisbahn oder die Organisation rund um den Residenz-Lauf – ohne die Vertreter des Sportamtes stünden viele Sportler und Verantwortliche vor Problemen.
„Viele Vereine könnten sich die Instandsetzungsarbeiten alleine wahrscheinlich gar nicht leisten“, erklärt Günter Wagenbrenner, Leiter der Sportplatzkolonne, der zusammen mit seinen acht Kollegen so ziemlich jedem Verein in Würzburg unter die Arme greift. Das Besondere: Die Stadt stellt für ihre Dienste keine Betriebs-, sondern nur die Materialkosten in Rechnung. Einen Großteil des Aufgabengebiets stellen die Rasenplätze von Fußballmannschaften dar, die gemäht und auf Antrag ausgebessert werden. 35 an der Zahl sind es mittlerweile im Stadtgebiet – 1986, als Wagenbrenner seine Stelle antrat, waren es nur acht. Spätestens ab September warten dann andere Schwerpunkte auf den Sportstättenservice: die Pflege der Kunstrasen- und Allwetterplätze, die Präparation der Eisbahn am Nigglweg, Winterdienste sowie Wartung der Geräte und Maschinen. Auch für Sonderwünsche hat die Sportplatzkolonne ein offenes Ohr. Egal, ob nun Grüngut vom Vereinsgelände zur Kompostieranlage zu bringen ist oder Erde und Kies gebracht werden müssen – wenn es zeitlich machbar ist, springt das Sportamt ein.
Die Stadt lässt sich diesen Service einiges kosten. „Die Sportförderung, die unmittelbar aus dem Haushalt ablesbar ist, beträgt ungefähr sechs Millionen Euro. Dazu kommen noch einmal ca. 1,5 Millionen Euro, die die WVV für die Bäder und die Eisbahn ausgibt. Was nicht unmittelbar ablesbar ist, sind die Aufwendungen, die wir für schulische Anlagen leisten, weil die Kosten nicht separiert werden von den Gesamtkosten des Schulgebäudes“, erklärt Muchtar Al Ghusain, Sportreferent der Stadt Würzburg. Genutzt werden diese Anlagen freilich auch meist von Vereinen.
„Wir ringen darum, zusätzliche Stellen zu schaffen, um dem Sport auch wieder die Bedeutung zukommen zu lassen, die er verdient.“
Muchtar Al Ghusain, Referent der Stadt Würzburg für Sport, Schule und Kultur
Doch so positiv der Sportstättenservice von den Vereinen auch bewertet wird, an anderer Stelle gibt es im Vergleich zu ähnlich großen Städten noch Verbesserungsbedarf, wie Al Ghusain einräumt: „Von der Personalverwaltung im Sportamt sind wir sicherlich im Vergleich zu anderen Städten der gleichen Größenordnung schwach oder zumindest schwächer ausgestattet – das ja. Das ist eine Diskussion, die führen wir immer wieder in den städtischen Gremien und dann ringen wir natürlich darum, zusätzliche Stellen zu schaffen, um dem Sport auch wieder die Bedeutung zukommen zu lassen, die er verdient.“
Als große Herausforderung bezeichnet der Sportreferent in den nächsten Jahren die Ausarbeitung einer Bestandsaufnahme der hiesigen Sportstätten. „Ich möchte wissen, wie viele Sportstätten gibt es in der Stadt insgesamt – städtische, staatliche, private? Dann wird man, glaube ich, überrascht sein, wie viele Anlagen zusammenkommen.“ Nötig sei eine solche Aufstellung, um auf die Anfragen der Vereine und Sportinteressierten besser reagieren zu können. „So ein Sportstätten- oder Sportentwicklungsplan, den wir jetzt angehen wollen, macht man nicht alle Jahre, sondern das gab es vor 20 Jahren hier zum letzten Mal. Wir merken jetzt einfach aufgrund vielfach geänderter Rahmenbedingungen, dass es wieder einmal an der Zeit ist, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen“, sagt Al Ghusain.
Probleme machen dem Sportamt die Bildungspolitik und die zunehmende Vielzahl an Sportarten. „Durch die Veränderungen im Bereich des Gymnasiums haben wir jetzt ganz andere Anforderungen. Die Schüler sind länger an der Schule und dann muss der Vereinssport am besten in der Zeit zwischen 17 und 20 Uhr stattfinden. Auch die Sportvereine verändern sich. Wer hatte vor 20 Jahren nachgefragt nach einem Rugby-Spielfeld oder nach einer Schwimmhalle für Unterwasserrugby? Es kommen viele neue Sportarten dazu und die Frage ist: Wie verändert sich das Freizeitverhalten?“, so Al Ghusain. Den Unmut einiger Vereine, denen nicht alle Wünsche erfüllt werden können, kann auch Jens Röder, Fachbereichsleiter des Sportamts, verstehen, sieht sich aber in einer schwierigen Situation: „Von unserer Seite aus kann ich sagen, dass der Bedarf an Sportstätten in den letzten Jahren ähnlich geblieben ist. Wir haben einen kleinen Druck durch Sportarten, die früher nicht da waren, aber bis auf wenige Ausnahmen – vor allem in den Sporthallen – kann ich sagen, dass wir alle uns bekannten Bedarfe bisher abgedeckt haben. Das Problem bei den Rasenplätzen ist, dass von den 35 bestehenden in Würzburg nur fünf der Stadt gehören, während die anderen 30 in Vereinsbesitz sind.“ So seien dem Sportamt die Hände gebunden, wenn es beispielsweise darum geht, dem einheimischen Rugbyverein oder den vielen Frauen- und Mädchenfußballmannschaften des ETSV Würzburg mehr Plätze zur Verfügung zu stellen. „Wir haben keinen direkten Zugriff auf die Sportvereine. Es gibt da so eine gewisse Rivalität oder Angst, dass die Rugbyspieler die Sportplätze kaputtmachen würden. Wir haben damals schon Trainings- und Spielmöglichkeiten auf dem Platz am Waldfriedhof eingeräumt. Es ist mit Sicherheit nicht optimal da oben. Es sind keine Umkleidemöglichkeiten da, keine Duschmöglichkeiten. Mittlerweile sind wir aber soweit, dass der Rugby-Verein die Heimspiele in der Feggrube ausrichten kann“, erklärt Röder.
Im Bezug auf den ETSV steht indes eine nachhaltige Lösung im Raum, wie Röder ausführt: „Es gibt konkrete Pläne, beim SV Heidingsfeld, wo die Zweitliga-Frauen ja auch jetzt schon spielen, neue Kapazitäten zu schaffen, natürlich auch mit unserer entsprechenden Finanzierungszusage.“ Allerdings, so Röder, sei auch diese Planung ein langwieriger Prozess, dessen Abschluss und Umsetzung noch nicht feststeht. Prinzipiell sei es das Anliegen der Stadt, die Vereine selbst zum Ausbau der Sportstätten zu bewegen. „Diesen Weg geht die Stadt Würzburg seit vielen Jahren in der Sportförderung. Das bedeutet, dass wir ihnen natürlich bei der Investition in Sportstätten helfen müssen, beim Unterhalt und beim Betrieb von Sportstätten sowie bei Sanierungsarbeiten“, sagt Röder.
„Was die Sportentwicklung angeht, wollen wir eine neue Aufbruchstimmung erzeugen.“
Muchtar Al Ghusain
Was die Sportstätten in den ehemaligen Leighton Baracks betrifft, wird es indes kurzfristig keine zusätzlichen Ausweichmöglichkeiten geben, wie Al Ghusain erklärt: „Seitens des Sportreferats sagen wir, wir haben den Bedarf angemeldet, sowohl was den Rasenplatz angeht als auch die Turnhalle, aber auch hier sind wir halt im Konzertsaal aller Interessen, die jetzt die Stadt moderieren muss. Es geht um viele Details, die wir irgendwo aufeinander abstimmen müssen und das ist eine komplizierte Herausforderung. Im Augenblick ist das ja eine riesen Baustelle. Wir müssen jetzt sehen, dass wir die Infrastruktur herstellen und alles bis 2018, bis zum Beginn der Landesgartenschau, da oben funktionstüchtig haben.“
Ebenfalls Geduld müsse man auch im Bezug auf die geplante Mehrzweckhalle an der Schweinfurter Straße haben, auch wenn das Sportreferat die Verantwortung für diese Entscheidung bei anderen Stellen sieht: „Wir können durch entsprechende planungsrechtliche Vorgaben die Entwicklung begünstigen oder theoretisch auch erschweren. Grundsätzlich begrüßen wir diese Planung, aber das liegt jetzt nicht in unserem Zuständigkeitsbereich. Da sind dann eher das Umwelt- und das Baureferat gefragt“, meint Al Ghusain und beschreibt abschließend seine Vision für die Sportentwicklung in Würzburg: „Was die Sportentwicklung in der Stadt angeht, wollen wir eine neue Aufbruchsstimmung erzeugen. Die Entwicklung muss dahin gehen, einerseits die Sportvereine in ihrer Arbeit und Lebensfähigkeit zu erhalten und auf der anderen Seite auch neue Angebote zu schaffen – niedrigschwellig –, die den Menschen mit Gesundheitsperspektive oder auch bei anderen Gelegenheiten die Möglichkeit geben, sich sportlich zu betätigen.“
110 Vereine und 44 649 Sportler
In Würzburg gibt es ca. 110 gemeldete Sportvereine mit 44 649 Sportlern und Sportlerinnen, davon 10 263 Jugendliche (Stand: 01.01.2014). Allein 35 Rasenplätze werden vom neun Mitarbeiter umfassenden Würzburger Sportstättenservice gepflegt. 250 000 Quadratmeter müssen regelmäßig gemäht werden, pro Jahr werden 600 Tonnen Sand, eine Tonne Grassamen und 25 Tonnen Dünger zur Rasenpflege eingesetzt.
Insgesamt stellt Würzburg um die 7,5 Millionen Euro für die hiesige Sportförderung an direkten Ausgaben zur Verfügung. Hinzu kommen unter anderem Kosten für die Pflege von Schulsportplätzen und -hallen, die ebenfalls von anderen Sportlern genutzt werden, aber zu anderen Etats gehören und daher nicht direkt ablesbar sind.
Allein 400 000 Euro stellt das Sportamt als Zuschüsse für Investitionsmaßnahmen und 200 000 Euro als Zuschüsse für Sanierungsmaßnahmen den Vereinen zur Verfügung. Hinzu kommt, dass den Vereinen mit eigenen Anlagen 40 Prozent der Betriebskosten erstattet werden.
Im Allgemeinen verfolgt das Sportamt die Strategie, nicht selbst neue Sportstätten zu schaffen, sondern die Vereine beim Ausbau und der Pflege ihrer Anlagen zu unterstützen. Es setzt dabei auf die Kollegialität der Beteiligten bei der Nutzung von Rasenplätzen.