"Für meine zwei Söhne", sagt Philipp Ulsamer senior, "tue ich alles." Der Papa ist eigentlich immer dabei, wenn seine beiden Söhne ihrem Hobby nachgehen. Auch diesmal war das bei den Weltmeisterschaften im Kickboxen so. Im mit rund 210 Metern und 43 Stockwerken höchsten Hotel der Costa Brava hatten das unterfränkische Trio gemeinsam mit den meisten anderen Athleten Quartier bezogen. Der Erfolg, so scheint es, ist ein treuer Weggefährte der beiden Nachwuchs-Athleten. Der 14-jährige Philipp Ulsamer (- 65 kg) junior ist seit 2003 auf nationaler Bühne ungeschlagen, gegen die ausländische Konkurrenz setzte es bis dato drei Niederlagen. Die schmerzlichste hatte Philipp Ulsamer junior (- 45 kg) vor Jahresfrist im WM-Finale bezogen. Er war sich seiner Sache zu sicher, haderte mit den strittigen Entscheidungen der Unparteiischen und trug am Ende "nur" die Silbermedaille um den Hals. Sein ein Jahr jüngerer Bruder Franz-Josef machte es seinerzeit in Kanada besser, er gewann und wollte seinen Titel im spanischen Benidorm verteidigen.
Bis zum Finale hatte der 14-jährige Schüler seine Gegner in der U-18-Konkurrenz auch allesamt fest im Griff. Im Kampf um Gold gab es schließlich die Neuauflage des Vorjahres-Finals, das der Veitshöchheimer gegen den Kontrahenten aus Schottland mit 2:1 Stimmen für sich entscheiden konnte. "Der Erfolg", sagte der alte und neue Weltmeister nach dem Ertönen der Nationalhymne, "ist eine schöne Sache. Aber solche Turniere machen Freunde." Das Austauschen von Telefonnummern und Adressen gehört für Franz-Josef dazu.
Sein Bruder Philipp wollte nach der Finalniederlage aus dem Vorjahr unbedingt seine Stärke unter Beweis stellen und diesmal ganz oben auf dem Treppchen stehen. Gleich im ersten Kampf hatte es der Veitshöchheimer Kickboxer mit dem amtierenden Weltmeister aus Kanada zu tun. Diesmal ließ sich Ulsamer nicht aus der Ruhe bringen, feierte am Ende einen deutlichen 3:0-Erfolg und rückte das zuletzt verschobene Kräfteverhältnis wieder ins rechte Lot. Der Erfolg in Runde eins war der Beginn eines Siegeszuges, der bis ins Finale anhalten sollte. Da aber drohte in die Vergangenheit einzuholen. Der zwölf Zentimeter größere Kontrahent kam aus England, die Mattenrichter aus Kanada und England sowie der Oberschiedsrichter ebenfalls aus England. "Ich dachte, dass das nicht gut gehen kann", erzählt Philipp Ulsamer junior später. Doch dank einer beherzten Vorstellung vereinte er zwei der drei Stimmen auf sich und gewann nach Silber im Vorjahr die lang ersehnte Goldmedaille bei den U-18-Junioren. "Das", fasste der erfreute Vater das Abschneiden seiner Söhne zusammen, "ist einmalig. Noch nie war ein deutsches Brüder-Paar in der gleichen Altersklasse Weltmeister."