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WÜRZBURG: 500 Jahre Reinheitsgebot: Ein Hoch aufs Bier

WÜRZBURG

500 Jahre Reinheitsgebot: Ein Hoch aufs Bier

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    ARCHIV - Zwei Männer stoßen in einem Biergarten in der Innenstadt von Landshut (Niederbayern) mit zwei Gläsern Weizenbier an (Archivfoto vom 16.11.2006). Der Verband Private Brauereien Deutschland informiert auf einer Pressekonferenz über Gentechnik bei Braurohstoffen und das Reinheitsgebot am Dienstag (12.06.2007) in Berlin. Foto: Armin Weigel dpa/lby   +++(c) dpa - Bildfunk+++
    ARCHIV - Zwei Männer stoßen in einem Biergarten in der Innenstadt von Landshut (Niederbayern) mit zwei Gläsern Weizenbier an (Archivfoto vom 16.11.2006). Der Verband Private Brauereien Deutschland informiert auf einer Pressekonferenz über Gentechnik bei Braurohstoffen und das Reinheitsgebot am Dienstag (12.06.2007) in Berlin. Foto: Armin Weigel dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: Armin Weigel (dpa)

    Für viele Menschen, gerade in Bayern, ist es ein Nahrungs-, für Kritiker ein Suchtmittel: Bier. Egal, wie man dazu steht, das Getränk kommt in diesen Tagen groß raus. Denn es ist genau 500 Jahre her, dass das Reinheitsgebot erlassen wurde. In Ingolstadt wird deshalb an diesem Samstag dieses weltweit wohl erste Verbraucherschutzgesetz zentral gefeiert.

    Es unterstreicht den gesellschaftlichen Rang des Bieres, dass selbst hochrangige Politiker in diesen Tagen das Jubiläum würdigen. So wohnte am Freitag Bundeskanzlerin Angela Merkel höchstselbst dem Festakt der Bierbranche in Ingolstadt bei. Bundestagspräsident Norbert Lammert, CDU-Fraktionschef Volker Kauder, Grünen-Vorsitzender Cem Özdemir und andere Polit-Größen singen in der knapp 150 Seiten starken Festschrift „500 Jahre Reinheitsgebot“ des Deutschen Brauerbundes regelrechte Lobeshymnen aufs Bier – mit Titeln wie „Wir können sehr stolz sein“.

    Weil Bier in den meisten seiner vielen Variationen Alkohol enthält, wird es naturgemäß auch kritisch gesehen. Dennoch wird Bier gerade im Freistaat Bayern gerne als Kulturgut bezeichnet und ist für viele sozusagen die Maß aller Dinge: Bier gehört zum Volkssport Fußball wie der Fassanstich zum Oktoberfest in München – ein boulevardesker Politiker-Akt von höchster Beachtung.

    Nicht genug der Symbolik: Das als Politikerschelte bekannte Derblecken auf dem Münchener Nockherberg ist der Starkbieranstich einer Brauerei. Selbst in der katholischen Kirche ist Bier tief verwurzelt: Mönche sind seit Generationen als exzellente Brauer bekannt, was heute Klöstern wie auf dem Kreuzberg in der Rhön perlige Umsätze beschert.

    Längst ist das Reinheitsgebot das Topwerbeargument für deutsches Bier geworden. In anderen Ländern gibt es Vergleichbares nicht. Dennoch haben sich die größten Brauereien im Ausland niedergelassen, allen voran das belgische Unternehmen Anheuser-Busch InBev. Dem bayerischen Herzog Wilhelm IV. und seinem Bruder Herzog Ludwig X. war es 1516 ein Anliegen, der Bier-Panscherei ein Ende zu bereiten. Damals kippten die Brauer schon gerne mal Pech oder den Saft der giftigen Tollkirsche in den Sud, um das Bier zu strecken oder stärker zu machen.

    Zuvor hatte es schon lokale Bier-Vorschriften zum Beispiel in Augsburg und Nürnberg gegeben. Das Reinheitsgebot von 1516 goss die Regeln zum ersten Mal flächendeckend in eine Vorschrift.

    In Deutschland gibt es aktuell gut 1300 Brauereien, etwa die Hälfte davon steht in Bayern. Jeder Deutsche trinkt Statistiken zufolge pro Tag eine halbe Flasche Bier. Freilich konnte das Reinheitsgebot nicht verhindern, dass Brauer ihrer Fantasie freien Lauf ließen. Unzählige Mix-Variationen sind auf dem Markt, da ist das gute alte Radler aus Bier und Limo geradezu altbacken geworden. Vor allem Craft-Bier hat in den vergangenen Jahren einen Höhenflug erlebt. Diese von kleinen Brauereien bevorzugte Art der Bierherstellung – vor allem mit reichlich Experimenten bei den Aromen – wird in Fachkreisen gerne als „Angriff auf das Reinheitsgebot“ angesehen. Auch das Brauen in den eigenen vier Wänden boomt seit Jahren. So hat die bundesweit agierende Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer (Karlstadt/Main) seit der Gründung 1995 einen permanenten Zuwachs von einst 50 auf heute 550 Mitglieder erlebt.

    Vereinsvorsitzender Markus Metzger geht davon aus, dass in Deutschland 10 000 Menschen in ihrer Freizeit Bier brauen. „Die Dunkelziffer ist hoch.“

    Neben dem Hobby-Bier erlebt die Branche einen weiteren Trend: alkoholfreies Bier. Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes waren im vergangenen Jahr 5,6 Prozent (2014: 5,4) der Biere ohne Alkohol.

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