Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

GRAFENRHEINFELD: Ausgiebige Revision im Atomkraftwerk

GRAFENRHEINFELD

Ausgiebige Revision im Atomkraftwerk

    • |
    • |

    In der längsten Revision seiner Geschichte befindet sich derzeit das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG, Lkr. Schweinfurt): Bis voraussichtlich Ende Mai steht die Anlage still. Normalerweise dauert die vorgeschriebene Jahresinspektion nur vier bis sechs Wochen. Betreiber E.ON will die ausgedehnte Revisionszeit jetzt nutzen, um das Werk auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Neben dem üblichen Brennelementwechsel werden unter anderem die Reaktorregelung und die Turbinenleittechnik ausgetauscht und vom analogen auf ein digitales Verfahren umgestellt.

    Mit einer möglichen Laufzeitverlängerung des KKG, das seit 1981 am Netz ist, will Werksleiter Reinhold Scheuring die Arbeiten nicht in Zusammenhang bringen. Freilich würden sie dem Unternehmen nützen, räumte er gegenüber dieser Zeitung ein, sollte das Atomkraftwerk länger als 2014, wie es im Atomkonsens derzeit vorgesehen ist, Strom produzieren dürfen. Bei einer Fachtagung der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit in Köln hatte der Chef der kerntechnischen Aufsicht im Umweltministerium, Dieter Majer, vor drei Wochen gefordert, dass für verlängerte Laufzeiten die Technik zur Überwachung sicherheitsrelevanter Systeme modernisiert werden müsste. KKG-Chef Scheuring betont freilich, dass die Arbeiten nur zur Optimierung der Anlage dienten; man hätte sie auch ohne die Diskussion um die Betriebsdauer durchgeführt: „Es gibt keine Sicherheitsdefizite.“

    Gleichzeitig bereitet sich das Kraftwerk auf ein Novum vor: Unter großem Aufwand wird ab Montag der sogenannte Primärkreislauf dekontaminiert – erstmals in einem deutschen Atommeiler, der danach wieder angefahren wird. Das bedeutet: Eine chemische Lösung, die in die Rohre des Kreislaufs gepumpt wird, lockert an deren Innenseite eine Schicht von nuklearen Ablagerungen, die Bruchteile von einem Millimeter dick ist. Diese Teile werden ausgeschieden und sollen später als schwachradioaktiver Abfall endgelagert werden.

    Dieses Verfahren wird normalerweise erst nach dem endgültigen Abschalten eines Kraftwerkes und vor dessen Abbau angewandt. Insofern, so Standortsprecher Bernd Gulich, fallen die prognostizierten 18 Kubikmeter Abfall nicht zusätzlich an, sondern müssten spätestens nach dem Betriebsende des Atomkraftwerks ohnehin aus dem Kreislauf geholt werden.

    Was die Investition dem KKG heute bringt? Damit soll die Strahlung für die Mitarbeiter, die bereits jetzt weit unter den erlaubten Grenzwerten liege, weiter minimiert werden, sagt Scheuring. Im internationalen Vergleich nimmt Grafenrheinfeld bei der sogenannten Jahreskollektivdosis einen Mittelfeldplatz ein. Scheuring möchte in die Spitzengruppe.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden