Christine Haderthauer (CSU) ist zurückgetreten. Die Leiterin der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsministerin für Bundesangelegenheiten und Sonderaufgaben, die seit Wochen wegen der Modellauto-Affäre im Kreuzfeuer der Kritik steht, legte am Montag ihre Regierungsämter mit sofortiger Wirkung nieder. Nach den Erfahrungen mit der Berichterstattung in den vergangenen Wochen, so sagte sie, müsse sie befürchten, dass ihr Amt und ihre Arbeit durch die Affäre komplett überlagert werden.
Ausschlaggebend für ihren Rücktritt war offenbar ein Gespräch mit Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Nachmittag. Der Regierungschef hatte bereits vor der Sommerpause angedeutet, dass Haderthauer nur dann im Amt bleiben könne, wenn sie den Betrugsverdacht gegen sich schnell entkräfte. Dies ist Haderthauer offenbar bis dato nicht gelungen.
Wie mehrfach berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft München II seit Ende Juli gegen Haderthauer und ihren Mann, den Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer. Ein ehemaliger Geschäftspartner in der Firma Sapor Modelltechnik, die von psychisch kranken Straftätern gefertigte Modellautos vermarktete, hatte das Ehepaar angezeigt, weil er sich um mehrere 10 000 Euro geprellt fühlt. Der Rücktritt der 51-jährigen Ministerin aus Ingolstadt ging am Abend in der Staatskanzlei bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz in nur vier Minuten über die Bühne. Haderthauer verlas eine Erklärung. Fragen wurden nicht zugelassen.
In ihrer Erklärung übte sie auch Kritik an der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen, so sagte sie, laufen erst jetzt richtig an. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft allerdings hatte noch am Nachmittag im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt, dass die Ermittlungen von Anfang an „auf Hochtouren“ laufen.
Seehofer nahm Haderthauers Rücktritt „mit Respekt zur Kenntnis“. Sie habe als Sozialministerin und Staatskanzleiministerin hervorragende Dienste für Bayern geleistet und ihre Ämter stets korrekt geführt. Seehofer betonte: „Dabei hatte sie immer mein vollstes Vertrauen. Ich persönlich bedauere es, mit ihrem Rücktritt ein meinungsstarkes und couragiertes Kabinettsmitglied verloren zu haben.“
Oppositionspolitiker fühlten sich bestätigt. „Frau Haderthauer ist über ihre Arroganz und Überheblichkeit gestolpert“, erklärte SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen. Wer die Chuzpe habe, das fragwürdige Geschäftsmodell der Firma Sapor Modelltechnik als idealistisches Wohltätigkeitsprojekt zu maskieren, dem fehle jeder moralische Kompass.
Die unterfränkischen CSU-Parteifreunde von Haderthauer zeigten sich vom schnellen Rücktritt am Montag überrascht. Landtagsabgeordneter Manfred Ländner (Kürnach) äußerte „Respekt“. Der Druck der Opposition sei zu groß geworden. Ländner hatte kürzlich noch das Krisenmanagement der Ministerin bemängelt. Barbara Stamm (Würzburg) nannte die Entscheidung der Ministerin ebenfalls „respektabel“, wollte sich aber nicht weiter äußern. Das verbiete ihr Amt als Landtagspräsidentin.
Für Volkmar Halbleib (Ochsenfurt), den stellvertretenden SPD-Fraktionschef im Landtag, ist der Rücktritt der Ministerin „überfällig“, schließlich seien in der Affäre immer mehr „unschöne Details“ zutage getreten. Horst Seehofer habe in Sachen Haderthauer keine Führungsstärke gezeigt, er hätte die Ministerin längst entlassen müssen.
Der Grünen-Abgeordnete Thomas Mütze (Aschaffenburg) zeigt sich „erleichtert“ über den Schritt von Haderthauer. Sie sei nicht mehr tragbar gewesen. Das Fass zum Überlaufen gebracht hätten die von der SPD in Auftrag gegebenen Gutachten, laut denen Haderthauer deutlich länger an der Firma Sapor Modelltechnik beteiligt war als sie zugab. Mitarbeit Michael Czygan