Wir hätten nicht eines Richteramtes zu walten, sondern deutsche Politik zu betreiben, schreibt Otto von Bismark in seinen Erinnerungen. Nach dem Sieg gegen Österreich will Preußens Ministerpräsident zu Wilhelm I. gesagt haben: Unsere Aufgabe sei Herstellung oder Anbahnung deutsch-nationaler Einheit unter Leitung des Königs von Preußen. Mäßigend habe Bismarck, der später als der „Eiserne Kanzler“ in die Geschichte einging, auf den Hohenzoller eingewirkt.
Diplomatie statt Demütigung
Wilhelm I. wollte, nachdem seine Soldaten die Truppen der Habsburgermonarchie in der Schlacht bei Königgrätz vernichtend geschlagen waren, große Siegeransprüche geltend machen. Bismarck, der sonst keinem Streit aus dem Weg ging, setzte jedoch bei den eher komplizierten Friedensverhandlungen im Schloss von Nikolsburg (heute Mikulov in Tschechien) auf Diplomatie statt Demütigung. Er hatte den Krieg gegen die Österreicher angezettelt. Nun hatte er sie, wo er sie haben wollte. Aber er wollte es sich mit Wien nicht endgültig verscherzen.
Nach der Schlacht nahe der böhmischen Festung von Königgrätz am 3. Juli vor 150 Jahren ging auf fränkischem Gebiet die Metzelei erst richtig los. Mitte Juni hatte der sogenannte Deutsche Bruderkrieg begonnen. Auslöser waren Uneinigkeiten über die gemeinsame Verwaltung der beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864.
Vereint und doch nicht einig
Nicht erst bei dieser Frage gab es Spannungen. Die Kontrahenten Österreich und Preußen gerieten schon vorher aneinander. Bereits Friedrich II., der „Alte Fritz“, verwickelte gut ein Jahrhundert vor der Schlacht im böhmischen Königgrätz Kaiserin Maria Theresia ab 1740 in gleich zwei kriegerische Auseinandersetzungen um Schlesien. Auch im Siebenjährigen Krieg bekämpften sie sich von 1756 bis 1763 mit ihren jeweiligen Verbündeten.
Seit 1815 nach dem Wiener Kongress waren beide im Deutschen Bund vereint, aber nicht einig. Die Spannungen hörten nicht auf. Österreich hatte den Vorsitz. Das gefiel nicht allen. Bismarck, der ab den 1850er Jahren auf der politischen Karriereleiter nach oben stieg, hielt seinen Unmut nicht zurück. Er war aber nicht nur ein wortgewaltiger Polterer, sondern auch ein cleverer Stratege. Sein Ziel: Preußens politische Vorherrschaft in Deutschland beziehungsweise Mitteleuropa.
Niederlage in der Schlacht von Königgrätz
Das war nur gegen die Habsburgermonarchie durchzusetzen – und letztlich in einem Krieg, bei dem sich die Staaten des Deutschen Bundes in zwei Lager aufteilten: Preußen mit seinen Verbündeten wie zum Beispiel Italien (wo ebenfalls Kämpfe stattfanden), die Herzogtümer Braunschweig, Sachsen-Coburg und Gotha sowie die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz; auf der Gegenseite Österreich, unter anderen mit den Königreichen Bayern, Württemberg und Sachsen sowie den Großherzogtümern Hessen und Baden.
Nach der Niederlage von Königgrätz im heutigen Tschechien war der Deutsche Bruderkrieg weiter westlich nicht zu Ende. Am 9. Juli 1866 überschritt die Preußische Main-Armee mit ihren Verbündeten die Grenze zu Franken.
Wenige Tage zuvor, am 27. Juni, kämpfte sie bei Langensalza in Thüringen gegen die Soldaten des Königreichs Hannover, das auf Österreichs Seite stand. Ihr Sieg war ein kurzer und teuer erkaufter. Am 29. Juni gab Hannover geschwächt auf. Preußen verleibte sich das Königreich ein; ein wichtiger Zugewinn, stand es doch zwischen den östlichen und westlichen Gebieten Preußens.
Gefechte bei Kissingen und Hammelburg
Am 10. Juli bekriegten sich die preußischen Truppen bei und in Kissingen (damals noch kein Bad) sowie Hammelburg mit der mit Österreich verbündeten bayerischen Armee (siehe nebenstehenden Artikel). Bis am 27. Juli der Deutsche Krieg mit der Beschießung der Festung Marienberg in Würzburg endgültig zu Ende ging, fanden noch mehrere Kämpfe auf dem sogenannten Mainfeldzug in Franken und Tauberfranken statt (siehe Grafik). Die Schlacht bei Roßbrunn, Uettingen und Hettstadt am 26. Juli war das letzte größere Gefecht des 1866er Krieges.
Staatenwelt revolutioniert
Militärhistoriker Klaus-Jürgen Bremm bezeichnet die Auseinandersetzung von 1866 als „Bismarcks Krieg gegen die Habsburger“. In seinem Buch mit diesem Titel (Theiss Verlag, 312 Seiten, 24,95 Euro) untersucht er auch die Frage, ob es eine Alternative zu der kleindeutschen Lösung – also ohne Österreich – gegeben hätte. Bremm verneint. Bismarck habe 1866 und dann endgültig 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg den deutschen Nationalstaat errichtet – mit Waffengewalt. Der Krieg von 1866 habe die mitteleuropäische Staatenwelt revolutioniert und das Wiener System von 1815 begraben – und damit die Kleinstaaterei des Deutschen Bundes.
Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen zum Deutschen Krieg vor 150 Jahren in der Region
Eine Auswahl der Veranstaltungen zum Gedenken an den Deutschen Krieg von 1866:
Hammelburg, 8. Juli, 11 Uhr: Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal Faulstiegstraße.
Nüdlingen, 8. bis 10. Juli: Bayerisch-Preußisches Fläär 1866 mit Zapfenstreich, Festzug, Fotoausstellung. Internet: www.bruderkrieg1866.de
Bad Kissingen, 10. Juli, 11 Uhr: Gedenkveranstaltung in der Wandelhalle mit Regierungspräsident Paul Beinhofer; anschließend Kranzniederlegung an der „Trauernden Germania“, Kapellenfriedhof.
Weitere Info: www.badkissingen.de
Bis 10. Oktober: Ausstellung zum Gefecht bei Kissingen am 10. Juli 1866, Kapelle Obere Saline.
Aschaffenburg, 17. Juli: 14.15 Uhr Kranzniederlegung am Österreicher Denkmal sowie Eröffnung des Kulturweges „Bruderkrieg in Aschaffenburg 1866“ durch das Archäologische Spessartprojekt. Info: www.aschaffenburg.de
Schweinfurt, 23. Juli bis 30. September: Ausstellung "Schweinfurt und der Krieg 1866" in der Reihe "Made in Schweinfurt", Glashalle im Konferenzzentrum Maininsel.
Tauberbischofsheim, 24. Juli, 10.30 Uhr: Gedenken am Württemberger Ehrenmal, Albert-Schweitzer-Straße. 11-18 Uhr Ausstellung, Festhalle, Vitry-Allee: „Sanitätswesen der 50er und 60er Jahre des 19. Jahrhunderts“.
Greußenheim, 29. Juli, 20 Uhr: Eröffnungsveranstaltung zu den Gedenkfeiern in der Geisberghalle mit Regierungspräsident Paul Beinhofer und mehreren Vorträgen.
Neubrunn, 30. Juli, 10 Uhr: Gedenken an der Kriegergedächtniskapelle im Friedhof. Geselliger Ausklang mit Standkonzert im Schlossgarten.
Uettingen, 30. Juli: Gefechtsszenen (15 und 20 Uhr), Lazarett und Heerlager; 19 Uhr Theater. 31. Juli, 9.30 Uhr Festzug, 11 Uhr historische Darstellungen, Bilder- und Waffenausstellung, Heerlager, Gefechtsszenen (um 13 und 15 Uhr).
Roßbrunn, 30. Juli, 18 Uhr: Konzert Vogelsberg; Lagerfeuer. 31. Juli, 11.30 Uhr Gedenkfeier; Besichtigung der Kriegsschauplätze und Denkmäler auf dem Vogelsberg; Bewirtung.
Eisingen, 30. Juli, 19.30 Uhr: Theateraufführung „Der Friede von Eisingen“ von und mit Markus Grimm in der kath. Pfarrkirche St. Nikolaus.
Helmstadt, 30. Juli, 11.30 Uhr: Ausstellung zu Prinz Ludwig und den Denkmälern; Führungen um 11.30, 13.30 und 15.30 Uhr. Bewirtung.