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MÜNCHEN: Ein Preis für die Main-Post - für journalistische Selbstkritik

MÜNCHEN

Ein Preis für die Main-Post - für journalistische Selbstkritik

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    Michael Reinhard (links), Chefredakteur der Main-Post, und Matthias Rath (Verein zur Förderung der publizistischen Selbstkontrolle)
    Michael Reinhard (links), Chefredakteur der Main-Post, und Matthias Rath (Verein zur Förderung der publizistischen Selbstkontrolle) Foto: Foto: Henry Stern

    Die Ansprüche der Leser an seriöse Medien sind zu Recht sehr hoch: Sie möchten schnell, umfassend, korrekt und kompetent über alle wichtigen Themen des Tages informiert werden. Gleichzeitig steigt aber das Tempo der Nachrichten im Zeitalter der Digitalisierung wie die Menge verfügbarer Informationen.

    Professionelle Redaktionen stellen sich dieser Herausforderung täglich. Doch trotz aller Sorgfalt passieren auch dort immer wieder Fehler. Gerade der offene Umgang mit den eigenen Fehlern mache „die selbstkritische Transparenz eines professionellen journalistischen Mediums deutlich“, findet Professor Matthias Rath, der Vorsitzende des von Medienwissenschaftlern und Medienethikern getragenen „Vereins zur Förderung der publizistischen Selbstkontrolle“ (FPS).

    Bei diesem Preis geht es um Selbstkontrolle

    Seit drei Jahren verleiht die FPS deshalb den „MedienSpiegel“ – einen Preis, der Aufmerksamkeit für Journalisten, Redaktionen und Medienhäuser schaffen soll, die diese Selbstkontrolle verwirklichen.

    In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Michael Reinhard, den Chefredakteur der Main-Post. Verliehen wurde der Preis für einen am 30. Januar 2017 erschienen Kommentar Reinhards mit der Überschrift „Soziale Netzwerke sind keine gute Quelle“. Dieser Text „ist eine kritische Auseinandersetzung des Chefredakteurs mit der eigenen Berichterstattung seines Blattes zum tragischen Tod mehrerer Jugendlicher im unterfränkischen Arnstein“, heißt es in der Begründung der Jury.

    Die Main-Post hatte zuvor neben Informationen der Polizei auch falsche Hinweise aus Sozialen Medien in ihre Berichterstattung aufgenommen, die die Opfer fälschlicherweise mit Drogen in Verbindung brachten. In seinem Kommentar entschuldige sich Chefredakteur Reinhard nicht nur für die voreilige Übernahme nicht bestätigter Vermutungen, sondern stellte diesen Fehler auch in den größeren Zusammenhang journalistischer Arbeit im digitalen Zeitalter, ohne die redaktionelle Verantwortung abzuwenden, sagte der FPS-Vorsitzende Rath bei der Preisverleihung in München.

    „Diese Auszeichnung belohnt unsere Grundhaltung“

    Diese Selbstkritik und der offene Umgang mit eigenen Fehlern weise auch darauf hin, dass Leser, die sich etwa in Sozialen Medien einem professionellem Journalismus entziehen, nicht nur Gefahr laufen, einseitig informiert zu werden, sondern auch Selbstkontrolle und Selbstkritik „als Zeichen eines aufgeklärten und professionellen Journalismus nicht mehr geboten zu bekommen“, so Rath.

    Er freue sich besonders über die Auszeichnung, „weil sie unsere Grundhaltung belohnt“, sagte Main-Post-Chefredakteur Reinhard: „Wir möchten, wann immer es erforderlich ist, unsere Arbeit transparent machen – aber auch unsere Fehler.“ Diese einzugestehen und sich dafür zu entschuldigen, sei keine Schwäche, sondern eine Notwendigkeit: „Ich bin überzeugt, dass mangelnde Transparenz die Glaubwürdigkeit der Medien untergräbt.“

    Trotz massiver populistischer Angriffe auf die Integrität seriöser Medien sei das Vertrauen einer großen Mehrheit der Bevölkerung gerade auch in die Berichterstattung von Regionalzeitungen sehr hoch, so Reinhard: „Wir müssen unseren Teil dazu beitragen, diese Glaubwürdigkeit zu bewahren.“

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