Gustl Mollath (56) – der Nürnberger wurde 2006 per Gerichtsurteil in die geschlossene psychiatrische Abteilung in Bayreuth eingeliefert – soll seine Frau geschlagen und die Autoreifen von Menschen aus seinem Umfeld aufgestochen haben. Im Zuge der Ermittlungen gegen ihn erstattete Mollath selbst Anzeige bei der Steuerfahndung: Seine Frau, deren Kollegen und Kunden der Hypovereinsbank Nürnberg seien in Schwarzgeldgeschäfte verwickelt. Eine bankeninterne Untersuchung hat diese Vorwürfe später bestätigt. Die Anzeige war jedoch damals im Sand verlaufen.
Der Fall aus seiner eigenen Sicht
War Gustl Mollath also ein erfolgreicher Geschäftsmann, dem alles genommen wurde, weil seine Frau einen angeblichen Schwarzgeldskandal vertuschen wollte? Oder stimmt die Darstellung von Petra M.: Sie bestätigt Recherchen des „Nordbayerischen Kurier“, nach denen Mollath schon vor der Trennung von ihr überschuldet war und von ihrem Geld lebte. Außerdem sei das Thema „Schwarzgeld“ erst aufgekommen, nachdem sie ihn verlassen hatte. Mollaths Geschäft mit Motorradreifen und italienischen Sportwagen sei nur deshalb nicht insolvent gegangen, weil sie immer wieder Geld zuschoss, sagt Petra M. Das Geld habe sie aus zwei Erbschaften gehabt. „Er hatte nichts“, sagt sie.
Der Fall Mollath aus der Sicht seines Anwalts
Auch nach der Trennung verlangte Mollath noch Geld von seiner Ex-Frau. Die Briefe liegen dem „Kurier“ vor. Neben den Darlehen seiner Frau flossen auch Erbschaften und Versicherungsleistungen in das Kleinunternehmen, das Mollath wegen Überschuldung im Jahr 2000 schließen musste. Er selbst stellte das bisher anders dar: Ihm sei „alles genommen“ worden. Er sei „verräumt“ worden, man wollte ihn „mundtot“ machen.
Weil Petra M. für ihre „Darlehen“ Schuldtitel über mehr als 300 000 Euro erwirkt hatte, ordnete das Gericht die Zwangsversteigerung von Mollaths Besitz an. Bilanzen, Konto- und Grundbuchauszüge belegen das Abrutschen Mollaths in die roten Zahlen.
Dieser behauptete auch immer wieder, er habe jahrelang psychisch unter „Schwarzgeld-Schiebereien“ seiner Frau gelitten. Lange habe er sie davon abzubringen versucht. Petra M. betont, dass dies niemals ein Thema zwischen ihnen gewesen sei. Tatsächlich erwähnte er ihre angeblichen Schwarzgeldkonten in Briefen an seine Frau und deren Anwalt erst, nachdem sie sich von ihm getrennt hatte.
Ein Grund für die Trennung seien die wiederholten Gewaltausbrüche gewesen. Immer wieder habe er sie geschlagen. Das bestätigen dem „Kurier“ auch Zeugen, die nicht aus der Familie stammen. Schon vor der Ehe habe er Petra M. geschlagen. Sogar seine Mutter soll er geschlagen haben. Ein Zeuge gegenüber dem Kurier: Mollaths Mutter selbst habe das „unter Tränen“ erzählt. Mollath selbst bestreitet bis heute, gewalttätig gewesen zu sein.
Für den Fall, dass es zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens kommt, könnten solche Tatsachen „durchaus geeignet sein, den Ausgang des Verfahrens zu beeinflussen“, sagte gestern ein Sprecher des Oberlandesgerichts Nürnberg.
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