Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

MÜNCHEN: Hoppenthaller wirft das Handtuch

MÜNCHEN

Hoppenthaller wirft das Handtuch

    • |
    • |

    Der Chef des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV), Wolfgang Hoppenthaller, ist zurückgetreten. Einen Tag nach dem Scheitern der von ihm vorangetriebenen Rückgabe der Kassenzulassungen der Hausärzte erklärte der Mediziner am Donnerstag in München seinen Rücktritt „von allen politischen Ämtern“. Zuvor war ihm erneut harsche Kritik entgegengeschlagen.

    Hoppenthaller erklärte, er wolle künftigen Verhandlungen mit der bayerischen Staatsregierung und mit den Krankenkassen nicht im Wege stehen. Die heftigen Drohungen der Kassen und der Staatsregierung hätten „viele Kollegen davon abgehalten“, ihre Kassenzulassungen abzugeben, erklärte er das Scheitern seiner Pläne. Dem Verband zufolge hatten sich auf einer Versammlung am Mittwoch in Nürnberg nur knapp 43 Prozent der Mediziner dazu bereit erklärt, im Streit um die Hausarztverträge ihre Kassenzulassungen zurückzugeben. Hoppenthaller hatte auf mindestens 60 Prozent gehofft.

    Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) begrüßte den Schritt Hoppenthallers. Die Vorgehensweise des Verbandes sei „grundlegend falsch“. Er gehe deshalb davon aus, dass Hoppenthaller bald seine Zulassung zurückgeben werde, um selbst glaubwürdig zu bleiben, sagte Söder.

    Der Minister forderte bei den Hausarztverträgen außerdem mehr Transparenz. Im Interesse der Patienten dürfe es keine „Geheimabsprachen und Hinterzimmerdeals“ mehr geben. Auf Bundesebene wolle sich das Ministerium für eine Reform der Selbstverwaltung der Ärzte einsetzen. Es sollen demnach die Aufsichts- und Eingriffsmöglichkeiten der Gesundheitsbehörden gestärkt werden. Die Entscheidung der Hausärzte sei ein „klarer Sieg der Vernunft und ein klarer Sieg des Rechts“.

    Aus Koalitionskreisen in Berlin hatte es vor Bekanntwerden von Hoppenthallers Rücktritt geheißen: „Das Scheitern war wegen der drohenden Konsequenzen zu erwarten. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die bayerischen Hausärzte, auch verbal abzurüsten.“

    Die AOK hatte ebenfalls vor Bekanntwerden des Rücktritts erklärt: „Hoppenthallers deutliches Scheitern bietet die große Chance für einen Neuanfang.“ Die Niederlage des BHÄV sei ein „Sieg der Versicherten“ und die Entscheidung der Ärzte gegen eine Rückgabe der Kassenzulassung eine wichtige Voraussetzung für die Weiterentwicklung der hausarztzentrierten Versorgung im Freistaat. Es werde auch künftig Hausarztverträge geben. „Dabei müssen jedoch Patienteninteressen Vorrang vor verbandspolitischem Kalkül haben.“

    Der Präsident des Bundesversicherungsamtes, Maximilian Gaßner, hatte das „Scheitern des Boykotts“ begrüßt. „Dies ist ein Sieg der Vernunft und der Standhaftigkeit der Verantwortungsträger in Politik und Verwaltung – aber auch der besonnenen Kräfte in der Ärzteschaft – über die Erpressungsversuche der Funktionäre der Hausärzte.“

    Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hatte dagegen gefordert: „Insgesamt muss die Arbeit der niedergelassenen Kollegen wieder mehr Wertschätzung erfahren.“ Das hofft auch Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt, unterfränkischer Bezirksvorsitzender im BHÄV. „Es gibt eine große Verunsicherung.“ Über die Hälfte der unterfränkischen Hausärzte sind laut dem Abstimmungsergebnis in Nürnberg bereit zum Ausstieg aus dem Kassensystem gewesen, so Pfeiffer, „ebenso die oberfränkischen Ärzte, die oberbayerischen dagegen nicht“. Den höchsten Anteil Ausstiegswilliger gab es bayernweit in Kitzingen mit 82 und in den Haßbergen mit 81 Prozent.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden