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BAYREUTH: Kleiderordnung bei den Bayreuther Festspielen

BAYREUTH

Kleiderordnung bei den Bayreuther Festspielen

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    Edle Roben: In Abendgarderobe flanieren zwei Besucherinnen der Bayreuther Festspiele in der Pause vor dem Festspielhaus.
    Edle Roben: In Abendgarderobe flanieren zwei Besucherinnen der Bayreuther Festspiele in der Pause vor dem Festspielhaus. Foto: Foto: dpa

    Kleider machen Leute – was der Schweizer Dichter Gottfried Keller schon wusste, beherzigen ebenso die Besucher der wohl berühmtesten Opernfestspiele der Welt. Noch bis Ende August werden auf dem „Grünen Hügel“ von Bayreuth Tag für Tag edle Roben und feiner Zwirn zur Schau gestellt. Die Richard-Wagner-Festspiele sind ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges – das zeigt sich auch in der überwiegend klassischen Garderobe der Gäste.

    Sehen und gesehen werden heißt die Devise. Entsprechend elegant erscheint Frau im langen Kleid, zu bestaunen in allen Farben und Schnitten: kostbare asiatische Seide wird verarbeitet, aber auch duftig-leichte Sommerstoffe sind angesagt, figurbetont tailliert geschnitten oder die Pfunde gnädig versteckend, schulterfrei oder züchtig bis zum Hals. In verschiedenen Farben changierende Töne werden bevorzugt. Oft verwendetes Accessoire: der zum Kleid passende Schal.

    Auch reifere Damen mit Dekolleté

    Auch die durchaus reifere Dame entscheidet sich fürs Dekolleté, das tief blicken lässt. Natürlich gehören das passende Täschlein und die farblich abgestimmten Pumps dazu – auch Schmuck darf nicht fehlen. Große Geschmeide sind verpönt, die Dame von Welt entscheidet sich lieber für eine dezente, aber teure Perlenkette. Hosenanzüge tragen große schlanke Damen, das klassische knielange „kleine Schwarze“ zieht an, wer gerne auf Understatement macht.

    Herr trägt Smoking – Einreiher, Zweireiher, schwarzes Hemd und weiße Fliege, weißes Hemd und schwarze Fliege – aber bitte mit edlen Manschettenknöpfen. Immer wieder gerne: das weiße Sakko, weil es einfach jünger macht. Die schwarzen Lackschuhe sind jedoch ein Muss. Alternative: Ein Frack- oder Cut-ähnlicher, fast bis zu den Knien reichender Gehrock, manchmal mit Stehkragen. Die Mode-Avantgardisten unter den Bayreuth-Gästen tragen einen eng sitzenden Leinenanzug, der durchaus knittern darf, und ein offenes Seidenhemd, das die behaarte Männerbrust freilegt, dazu Sonnenbrille eigens für die Pausen.

    Wer als männlicher Operngast auf sich hält, bringt seinen Orden mit – nicht in der Schatulle, sondern im Kleinformat ans Revers gesteckt – das Bundesverdienstkreuz am Anzug macht sich eben gut. Und dann sind da noch die vielen Männer mit dem goldenen Ringlein am Kragen. Der Mini-Anstecker weist sie als etwas Besonderes aus: als eines von 5300 Mitgliedern des weltweit aktiven Mäzenatenvereins „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“. Der Träger will aber keinesfalls mit dem noch jungen Verein „TAFF“ (Team aktiver Festspielförderer) verwechselt werden. „Darauf lege ich großen Wert“, meint denn auch ein auf das Abzeichen angesprochener Gast.

    Kaum Dirndl und Trachtenanzug

    Dirndl und Trachtenanzug machen sich auf dem „Grünen Hügel“ rar. Einen sympathischen Kontrast zur Operngarderobe bilden hingegen die Einheimischen im Freizeit-Look, die das Geschehen auf einer der Sitzbänke um das Festspielhaus amüsiert beobachten. „Hast Du die da drüben gesehen“, heißt es dann – auf Fränkisch – mit einem verächtlichen Blick auf eine Dame mit besonders tiefem Ausschnitt oder „Das ist doch die Dingsda aus dem Fernsehen“ beim Erspähen einer TV-Lady.

    Eine Glaubensfrage ist die Kleiderordnung der Herren während der Vorstellung. Sakko an oder aus im Zuschauerraum – es hält sich in etwa die Waage. Wer sich traut, zieht die Jacke aus, aber erst kurz vor dem Verdunkeln, wer auf Noblesse hält, schwitzt lieber. Bayreuth und die Hunde – einige überwiegend ältere Festspielgäste wollen auch beim Aufenthalt in der Wagner-Stadt nicht auf ihr geliebtes Haustier verzichten. Sie suchen sich frühzeitig einen schattigen Parkplatz, bringen während der Aufführung den Vierbeiner im Auto unter und gehen in den jeweils einstündigen Pausen damit Gassi. Richard Wagner hätte seine Freude gehabt – er war Hundenarr.

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