Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, warf dem Bischof am Montag indirekt vor, die Bemühungen der Kirche um eine Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in ihrer Glaubwürdigkeit zu beschädigen. Journalisten-Verbände zeigten sich empört über Müllers Aussagen.
Der Regensburger Bischof hatte am Wochenende in einer Predigt den Medien wegen der Art ihrer Berichterstattung über Missbrauchsfälle eine „Kampagne gegen die Kirche“ vorgeworfen. Von so vielen Medien werde „gegen die Kirche gezischt“ und „gefaucht“, um ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Zugleich zog der Bischof eine Parallele zur NS-Zeit: So wie damals die Katholiken der Kirche treu gewesen seien, „so wollen wir auch heute in dieser bedrängten Situation als Kirche zusammenstehen“.
Eigenes Haus in Ordnung bringen
Kasper forderte, die Kirche müsse jetzt zunächst ihr „eigenes Haus in Ordnung bringen, und dann können es andere auch tun“. Wie die Medien über die Missbrauchsfälle berichteten, darüber könne man „verschiedener Meinung“ sein. Aber es sei deren Aufgabe, Dinge offenzulegen, sagte der Kardinal. Glück sagte, Müllers Äußerung werde der Situation der Kirche in der Nazi-Zeit „nicht gerecht“. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, dass hier unsere Aufgaben gemacht werden in der katholischen Kirche“, forderte der ZdK-Präsident. Es müsse alles vermieden werden, „was nach Relativierung aussieht“. Rücktrittsforderungen der bayerischen Grünen-Fraktion an den Bischof wies Glück zwar zurück. Er fügte aber mit Blick auf die Medienschelte Müllers hinzu: „Es ist etwas, was natürlich zeigt mit diesen Reaktionen, dass es die Bemühungen der katholischen Kirche in Deutschland, die ja sehr eindeutig sind, wieder in ihren Glaubwürdigkeit irgendwo beschädigt.“
„Skandalöse Polemik“
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte von Müller eine Entschuldigung für seine „skandalöse Polemik“. Die Berichterstattung der Medien in die Nähe zum NS-Unrechtsregime zu rücken, sei unvertretbar, sagte die stellvertretende DJV-Vorsitzende Ulrike Kaiser. Der Bischof versuche offenbar, „von den Fakten abzulenken“. Der Bayerische Journalisten-Verband bezeichnete Müllers Äußerung als „unsäglichen Angriff“ auf die Pressefreiheit.
Auch Landtagsvizepräsident Franz Maget (SPD) betonte: „Das Mindeste wäre, dass sich Bischof Müller von den Äußerungen distanziert“. Müllers Äußerung zu den Missbrauchsfällen durch Geistliche zeige, dass er nicht begriffen habe, „welche Qualität die moralischen Verfehlungen haben, die da vorgefallen sind“, sagte Maget.
Das Bistum Regensburg wies erneut die Vorwürfe gegen Müller zurück. Der Bischof habe in seiner Predigt mit „keinem Satz die Verbrechen des Nationalsozialismus an den Juden mit heutigem Geschehen“ verglichen. Müller habe sich in der Vergangenheit „wiederholt und mit großer Deutlichkeit gegen die Gräueltaten des Nationalsozialismus und deren Verharmlosungen ausgesprochen“.