Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) liegt die Rettung der von der Pleite bedrohten Münchner Lach- und Schießgesellschaft am Herzen. Das Kabarett sei eine echte Münchner Institution und ein Eckpfeiler der deutschen Kabarett-Bühnen, sagte Reiter. Die Stadt stehe deshalb in engem Austausch mit den Gesellschaftern. Keine leichte Aufgabe, nicht nur wegen der Finanzsorgen, denn zwischen den drei Gesellschaftern, zu denen auch der Kabarettist Bruno Jonas zählt, tobt ein heftiger Streit.
Gesellschafter der Lach- und Schießgesellschaft: Noch sei ein Zeitfenster offen
Der frühere Geschäftsführer und Mit-Gesellschafter Stefan Hanitzsch sagte nach einem Treffen mit den anderen Gesellschaftern am Freitag gegenüber unserer Redaktion: „Man kann derzeit nur sagen, dass die Gespräche andauern.“ Man müsse weiter miteinander sprechen. Es sei glücklicherweise noch ein Zeitfenster offen, um die Dinge zum Guten zu wenden. Wörtlich sagte Hanitzsch: „Ich bin jetzt etwas mutiger optimistisch als vor dem Gespräch.“
Öffentlich wurde der Streit um die Lach- und Schießgesellschaft durch eine Pressemitteilung Anfang der Woche. Die beiden anderen Gesellschafter Bruno Jonas und Layla Nöth hatten verkündet, der Spielbetrieb sei momentan eingestellt, die Unterschrift des dritten Gesellschafters Hanitzsch fehle. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie habe die finanziellen Probleme verschärft, begründen Nöth und Jonas den Stillstand. Man wolle nun die rechtlichen und finanziellen Auswirkungen der Situation überprüfen. Sogar von einem möglichen Aus für die Lach- und Schieß wurde berichtet.
Kabarettszene bedauert Querelen bei Münchner Lach- und Schießgesellschaft
In der Kabarettszene werden die Querelen und Finanzprobleme bedauert: „Dieter Hildebrandt würde sich im Grab umdrehen“, kommentierte die Kabarettistin Luise Kinseher. Gegen heute Verantwortliche teilt sie aus: „Wahrscheinlich ist die Mischung aus Narzissmus und Dilettantismus keine gute Idee gewesen.“
1956 hatte die Geschichte des Ensembles um Dieter Hildebrandt begonnen. Trotz einiger Krisen wurde das kleine Theater an der Ursulastraße in Schwabing zur Legende. Doch 2013 starb Hildebrandt – und mit ihm die Seele der Bühne. „Dieter Hildebrandt hat 40 Mal da gespielt im Jahr – der hat die halbe Miete reingespielt“, sagte 2015 der damalige Betreiber Till Hofmann, der 2021 aufhörte. In der Konstellation der Gesellschafter habe man keine gemeinsame Linie finden können, begründete Hofmann damals den Schritt.
Kulturreferent bietet sich als Moderator an
Mit der gemeinsamen Linie ist es immer noch schwierig. Er könne möglicherweise eine moderierende Rolle einnehmen, bot Kulturreferent Anton Biebl an. Die Stadt habe 2021 eine Förderung in Höhe von bis zu 50.000 Euro pro Jahr gezahlt. 2022 gab es aber nur die Hälfte, da offenbar nötige Verwendungsnachweise nicht vorlagen.
Der frühere Chef der Bühne sieht jetzt eine jüngere Generation am Zug. Neue Leute müssten übernehmen, sagte Hofmann der Süddeutschen Zeitung. Auch er glaubt weiter an eine Lösung, „wenn jeder das macht, was er am besten kann“: „Bruno Jonas ist einer der besten deutschsprachigen Kabarettisten. Man möchte ihm raten: Geh auf die Bühne und lass alles andere weg!“ (mit dpa)