Was der Passauer Polizeidirektor beim Gang aus der Klinik dem Attentäter, dessen Helfershelfer und dem Rest der Rechtsextremisten signalisieren will, ist klar: Ich lasse mich von euch nicht unterkriegen!
Auf dem Weg ins Foyer des Passauer Krankenhauses verfolgen Dutzende Kameras jeden Schritt des soeben entlassenen Patienten. Wenige Meter vor dem Haupteingang bleibt Mannichl stehen und gibt eine Erklärung vor den Medien ab. Seine Ehefrau Anneliese steht dicht bei ihm – rundherum zahlreiche Polizisten in Uniform und in Zivil. Sicherlich hätten es Mannichls Kollegen lieber gesehen, wenn sie ihren Chef an einem Nebeneingang hätten abholen können, um dann unbemerkt zu dessen Reihenhaus im nahen Fürstenzell zu fahren. Schließlich steht der 52-Jährige seit dem Attentat selbst unter Polizeischutz, mitsamt Frau und den beiden erwachsenen Kindern.
Doch heimlich aus der Klinik verschwinden kam für den Polizeichef nicht in Frage – er zeigt Gesicht gegen die Neonazis. „Aus diesem Grund gehe ich auch heute hier durch diesen Ausgang, um zu dokumentieren: Wir werden im Kampf gegen Rechtsextremismus nicht nachlassen“, sagt Mannichl leise, aber bestimmt in die Fernsehkameras. Mannichl gönnt den vermutlich rechtsextremistischen Gewalttätern den Triumph nicht, sie hätten den in der rechten Szene verhassten Polizeichef mundtot gemacht.
Besonderer Dank an seine Familie
Mannichl spricht nicht viel über den „feigen Anschlag“ vom vergangenen Samstag, er ruft eher alle Mitbürger zum Widerstand gegen die Neonazis auf. Insbesondere bedankt es sich bei der Bevölkerung für den Zuspruch, bei den Ärzten für die gute Versorgung und bei den Journalisten für die Berichterstattung. Auch seinen Schutzengel vergisst er nicht: „Insbesondere möchte ich mich bedanken bei unserem Herrgott.“ Als Mannichl seiner Frau, der Tochter und dem Sohn für den Beistand seit dem Mordanschlag dankt, kann er kaum noch reden. „Ich habe gewusst, dass mir die Stimme dann versagt“, sagt er mit Tränen in den Augen. Dann geht er durch den Haupteingang und steigt ins Auto.
Eine Woche zuvor war Mannichl noch ein Polizeichef wie viele andere auch, doch schlagartig wurde er zum derzeit bekanntesten Polizisten der Nation. Den Beamten, der aufrecht und kompromisslos gegen die rechten Schläger vorgeht und vermutlich deshalb von gewalttätigen Neonazis getötet werden sollte, kennt inzwischen jeder. Beim Regensburger Polizeipräsidium melden sich Menschen aus ganz Deutschland und dem Ausland. „Es kommen Genesungswünsche aus der ganzen Welt, aus New York und Toronto“, sagt Polizeisprecher Peter Krämer. Er glaubt, dass sich durch den Anschlag das Image der Ordnungshüter verbessert hat: „Die Bürger sehen, dass auch wir Opfer werden können.“