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AUGSBURG: Mordprozess nach 27 Jahren

AUGSBURG

Mordprozess nach 27 Jahren

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    Laut Anklage hatte der Mann im September 1981 die Schülerin aus Eching am Ammersee entführt, um zwei Millionen D-Mark (1,022 Millionen Euro) zu erpressen. Das Mädchen erstickte in der Holzkiste, in der sie im Waldboden versteckt worden war.

    Festnahme im Mai 2008

    Dem 58-Jährigen wird erpresserischer Menschenraub mit Todesfolge vorgeworfen. Er war im Mai 2008 in Kappeln (Schleswig-Holstein) festgenommen worden. Laut Anklage hat er am Abend des 15. September 1981 die Schülerin auf deren Heimweg vom Rad gerissen und in den Wald verschleppt. In der dort vergrabenen Holzkiste erstickte das Mädchen wenig später, weil die primitive Belüftung von Laub verstopft war. Die 62 Jahre alte Ehefrau des Beschuldigten ist wegen Beihilfe angeklagt.

    Bei den Eltern des Mädchens gingen zwei Erpresserbriefe und Erpresseranrufe ein. Die Briefe soll die Ehefrau des Beschuldigten aus Textteilen von Zeitungen zusammengeschnitten haben. Als die Eltern einen Nachweis über die Unversehrtheit ihrer Tochter verlangten, brach der Kontakt zu dem Entführer ab. 19 Tage nach der Tat wurde Ursulas Leiche von einem Suchtrupp der Polizei in der vergrabenen Kiste gefunden.

    In einer 23-seitigen Erklärung, die der Angeklagte zum Prozessauftakt verlas, ging er ausführlich auf seine Lebensumstände und Bekanntschaften zum Zeitpunkt der Entführung ein. Im Detail schilderte er, was er am Tattag unternommen haben will. So erzählte er unter anderem von angebratenen Pilzen in einem Edelstahlkochtopf, die er in einem Geländewagen transportiert habe, und von dem Brettspiel „Risiko“, das er zusammen mit Bekannten am Abend der Entführung bis Mitternacht gespielt haben will.

    Knapp äußerte sich der Angeklagte auch über seine Beziehung zur Familie Herrmann, in deren Nachbarschaft er damals wohnte und bei der seine Ex-Frau ein Jahr lang als Putzfrau gearbeitet haben soll. Er habe die Familienverhältnisse nicht gekannt. Er wisse nur durch Erzählungen, dass seine Tochter Mitte der 70er-Jahre mit Ursula Herrmann gelegentlich gespielt haben solle.

    Der heute 58-Jährige war schon einmal ins Visier der Ermittler geraten, aber den Beamten fehlten handfeste Beweise. Bei einer Hausdurchsuchung vom Oktober 2007 in seiner Wohnung in Schleswig-Holstein wurde ein Tonbandgerät beschlagnahmt, das der wichtigste Baustein der Anklage ist. Das Gerät soll bestimmte Besonderheiten aufweisen, die exakt mit den von der Polizei veranlassten Mitschnitten der Erpresseranrufe übereinstimmen. In seiner Erklärung beteuerte der Angeklagte, das Gerät, das bei ihm gefunden wurde, erst im Oktober 2007 auf einem Flohmarkt gekauft zu haben.

    Die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Wolfgang Rothermel hat bis Jahresende 53 Prozesstage angesetzt. Mehr als 200 Zeugen und Sachverständige sollen gehört werden.

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