Der mutmaßliche Terrorist, der sich wegen Mordes in Syrien vor dem Oberlandesgericht München verantworten muss, hat im syrischen Bürgerkrieg sein Testament gemacht. Beim Sturm auf das Zentralgefängnis von Aleppo im Februar 2014 nahm er eine Audiodatei mit seinem Letzten Willen auf. Im Hintergrund sind Schüsse zu hören. „Ich befinde mich gerade hier in Syrien“, sagt er etwas außer Atem in der Aufnahme, die am Donnerstag vor Gericht abgespielt wurde. „Wir sind gerade dabei, diese Gefangenen zu befreien.“ Sein Geld solle nach seinem Tod für das Grab seiner Tochter auf dem Münchner Westfriedhof ausgegeben werden, die als Baby gestorben war. Seine Familie solle nicht um ihn weinen. „Mama, sei nicht traurig“, sagt er in der Aufnahme.
Angriff auf Gefängnis
Die Bundesanwaltschaft wirft dem 27-Jährigen vor, als Mitglied einer islamistischen Organisation am Terror in Syrien beteiligt gewesen zu sein und gemordet zu haben. In seinem Testament sagte er auch: „Es war meine Pflicht, hier rauszukommen und Dschihad zu machen.“ Nach den Vorspielen des Testaments setzte der junge Mann seine Aussage fort. Er habe sich bei dem Angriff in einer Häuserruine aufgehalten, die sich dem Gefängnis gegenüber befand, sich aus Kampfeshandlungen aber weitgehend herausgehalten. Einmal habe er mit seiner Kalaschnikow auf das Gefängnis geschossen, sagte er – aber nur auf die Mauer und nur, um zu testen, ob die Waffe funktioniere. Ansonsten habe er sich „zu Tode gelangweilt“.
Laut Anklage hatte er Anfang Februar zusammen mit etwa 1600 Dschihadisten das Zentralgefängnis in Aleppo angegriffen und rund 300 Gefangene befreit. Bei den Kämpfen wurden laut Bundesanwaltschaft mindestens zwei syrische Regierungssoldaten und fünf Häftlinge getötet.