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MÜNCHEN: Mysterium Studienabbrecher

MÜNCHEN

Mysterium Studienabbrecher

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    Rund ein Drittel der deutschen Bachelor-Studenten, so schätzen Experten, schaffen es nicht bis zum Abschluss. Eine üppige Quote, die wohl auch an bayerischen Universitäten gilt – obwohl belastbare Zahlen zur Materie nicht verfügbar sind, wie eine Expertenanhörung zum Thema Studienabbruch im Bayerischen Landtag zeigte.

    „Wir wissen derzeit nicht, wie die Schwundsituation in Bayern aussieht“, räumte dort der Leipziger Hochschulforscher Dr. Ulrich Heub-lein offen ein. Alle vorhandenen Zahlen seien zudem nur Schätzwerte und keine belastbaren Quoten im statistischen Sinne.

    Auch die Gründe für den Studienabbruch bleiben mangels gesicherter Datenbasis im Ungefähren: Eine Befragung von Studienabbrechern durch Heubleins Zentrum für Hochschulforschung (DZHW) hatte ergeben, dass je rund ein Fünftel der Abbrecher wegen Leistungsproblemen, Finanzsorgen sowie mangelnder Motivation scheitert. Diese Zahlen stammen aber aus dem Jahr 2008.

    Hauptgrund der Unkenntnis: Anders als etwa in der Schweiz oder in Österreich gibt es in Deutschland keine Statistik, mit der sich der Studienverlauf abbilden lässt. Selbst wer nur das Studienfach wechselt oder die Universität, kann deshalb bereits in den Schätzungen als Studienabbrecher auftauchen.

    Doch wenn man nicht weiß, wie viele Studenten aus welchen Gründen scheitern, sind auch Bemühungen, die die Abbrecherquoten senken sollen, schwierig: „Die derzeit verfügbaren Daten sind für die Planung geeigneter Maßnahmen für eine höhere Erfolgsrate nicht geeignet“, klagte die Vorsitzende der bayerischen Universitätenkonferenz Sabine Doering-Manteuffel.

    Jede Universität bietet deshalb bislang im Alleingang und auf eigene Rechnung einen bunten Strauß an Beratung, Förderung oder Vorab-Information an – offenbar ohne wirklich überprüfen zu können, ob die Maßnahmen auch greifen.

    Zumindest interne Erhebungen müsse aber jede Hochschule durchführen, um den Gründen für den Studienabbruch näherzukommen, forderte Prof. Michael Braun, der Bayerns Hochschulen für angewandte Wissenschaften vertritt: „So könnten wir auch diejenigen identifizieren, die wie vor 20 Jahren meinen, dass man immer noch ein Viertel der Studenten rausprüfen muss.“

    In der Tat sei das „Aussieben“ noch immer im System angelegt, kritisierte auch die SPD-Hochschulexpertin Isabell Zacharias. Dabei könnte mit besserer Betreuung und besseren Studienbedingungen die Abbrecherquote leicht gesenkt werden.

    Der Würzburger CSU-MdL Oliver Jörg warnte auch vor den hohen Kosten des Studienabbruchs: 26 000 Euro Steuergeld koste ein neuer Studienplatz im Schnitt, zehn Prozent dieser Summe sollen laut Bund-Länder-Vereinbarung in eine bessere Studienqualität fließen: „Das ist verdammt viel Geld“, findet Jörg.

    Doch wo das viele Geld am besten investiert wäre, blieb auch nach dem Experten-Hearing offen. Er höre zwar viele schlaue Kommentare, kritisierte deshalb der frühere Hochschulminister Thomas Goppel (CSU): „Aber ich habe noch keine Antworten entdeckt, wo ich sagen würde: Dafür lege ich im Landtag ein paar Millionen Euro auf die Seite.“

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