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WÜRZBURG/MÜNCHEN: Polizei lässt Kalender abhängen

WÜRZBURG/MÜNCHEN

Polizei lässt Kalender abhängen

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    Witzig oder rassistisch? Heftige Kritik schlägt der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern für Karikaturen wie diese in ihrem neuen Kalender entgegen.
    Witzig oder rassistisch? Heftige Kritik schlägt der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern für Karikaturen wie diese in ihrem neuen Kalender entgegen. Foto: Foto: dpa

    Für Aufregung sorgt ein Kalender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern: Witzig, selbstkritisch oder zynisch? Das ist die Frage angesichts von Karikaturen, die den Umgang der Beamten mit Alten, Selbstmördern und Ausländern zum Thema haben. Besonders umstritten ist die März-Karikatur des Kalenders. Sie zeigt einen festgenommenen Schwarzen mit überzeichneten dicken roten Lippen, der sich gegen den Griff eines Polizeibeamten wehrt. Er schreit in gebrochenem Deutsch: „Was heiß' hie' Ve'dunklungsgefah' ....?!“ Für Alexander Bosch von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist dieses Bild „eindeutig rassistisch“.

    Der Gewerkschaftskalender ist bei den rund 3000 Beschäftigten in den 30 Dienststellen der Polizei in Unterfranken ein Thema. Unterfrankens Polizeipräsidentin Liliane Matthes hat angeordnet, dass er in den 30 Dienststellen zwischen Rhön, Spessart und Steigerwald abgehängt werden soll. Dies sagte Pressesprecher Karl-Heinz Schmitt auf Anfrage.

    Man könne die Karikaturen „so oder so sehen“, sagt Hubert Froesch, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft DPolG in Würzburg auf Anfrage. „Den einen stoßen sie ab, den anderen nicht.“ Der Kalender enthalte seit Jahren Karikaturen – allerdings noch nie so kritische wie jetzt. Dass der Fall nun „skandalisiert“ werde, sei eine bedauerliche Zeiterscheinung, sagt Froesch.

    Auf einem Bild prügeln sich junge Männer, die ausnahmslos Migranten zu sein scheinen. Einer von ihnen sagt: „Boah... krass... 3ern BMW...!“ Das Januar-Bild zeigt die Heiligen Drei Könige, von denen der schwarze Kamel-Exkremente sammeln muss. Die August-Karikatur zeigt einen Selbstmörder, dem ein Polizist sagt: „Jetzt spring' endlich, du Idiot, ich hab noch anderes zu tun heut!“

    Auch der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer wies seine Dienststellen an, den Kalender nicht mehr aufzuhängen. Die Karikaturen „könnten missverstanden werden“, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums. Sie spiegelten einen Geist wider, „der mit dem Selbstverständnis der Polizei nicht zu vereinbaren ist“, zitiert der Bayerische Rundfunk den Polizeipräsidenten – auch wenn die Freiheit der Kunst ein wichtiges Grundrecht sei.

    Indessen kritisiert die Opposition das Werk heftig. Sollte das „Polizistenjargon“ sein, müssten Polizeiführung und Gewerkschaften hinterfragen, wie stark „ein gewisser Alltagsrassismus“ in der Polizei verbreitet sei, sagt die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Susanna Tausendfreund. Die SPD-Fraktion fordert ein „Machtwort“ der Staatsregierung.

    Hermann Benker, der bayerische Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, sagte: „Es wird so getan, als ob es diesen Polizeijargon nicht geben würde.“ Dabei spiegle der Kalender „eine Art Galgenhumor“ wieder, „mit dem unsere Kollegen seit Jahren mit den Engpässen in der deutschen Polizei umgehen. Das hat nichts mit einer Herabwürdigung eines Personenkreises zu tun“.

    Seit sechs Jahren werde der Kalender herausgebracht, beschwert habe sich bislang niemand. Eine Anordnung vom Innenministerium gibt es nicht, wie ein Sprecher sagte. Die Polizeipräsidien seien „sensibilisiert“, es gebe aber keine Anweisungen, wie sie zu handeln hätten.

    Der Bundesvorsitzende der DPolG, Rainer Wendt, sagte dem Bayerischen Rundfunk: Inzwischen sie die Nachfrage nach dem Jahreskalender in die Höhe geschnellt. „Ich weiß nicht, ob das beabsichtigt war, aber jedenfalls hat diese Maßnahme dafür gesorgt, dass der Kalender bundesweit eine unglaubliche Aufmerksamkeit errungen hat.“ Alle Restexemplare seien vergriffen. „Eigentlich wollten wir sie als Altpapier schon entsorgen, weil wir ja mittlerweile März haben.“

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