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ETTAL/MÜNCHEN: Quälte auch der Abt?

ETTAL/MÜNCHEN

Quälte auch der Abt?

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    (lby) Knapp zwei Monate nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals im oberbayerischen Kloster Ettal hat der Sonderermittler am Montag seinen Abschlussbericht vorgelegt. Darin werden auf 180 Seiten jahrzehntelange Misshandlungen und sexueller Missbrauch an mehr als 100 Klosterschülern durch rund 15 Mönche beschrieben, wie der Münchner Rechtsanwalt Thomas Pfister sagte. Ins Visier der kircheninternen Ermittlungen rückt nun auch ein langjähriger Abt des Klosters, der Kinder massiv geschlagen und seelisch gequält haben soll.

    Ende Februar hatte das Kloster samt Internat, Gymnasium und Brauerei in den Ammergauer Alpen eingeräumt, dass Schläge in der Internatsschule bis in die 1990er Jahre an der Tagesordnung waren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem wegen sexuellen Missbrauchs von Patres an Schülern. Die meisten sexuellen, körperlichen und seelischen Misshandlungen sind verjährt und können daher strafrechtlich nicht mehr belangt werden.

    „Noch am Sonntagabend berichtete mir ein früherer Schüler, dass er eine lebendige Nacktschnecke essen musste“, sagte Pfister der Nachrichtenagentur dpa. Der damalige Abt – er leitete das Kloster von 1973 bis 2005 – habe den Jugendlichen bei einer Bergwanderung als Strafe für ein vermeintliches Vergehen zum Essen der Schnecke gezwungen, schilderte Pfister.

    Der langjährige Leiter des Klosters habe zudem wiederholt die Köpfe von Schülern auf die Pulte geschlagen. Manchen Opfern sei bei Schlägen das Trommelfell geplatzt. Von den etwa 15 beschuldigten Mönchen gehören nach Überzeugung des Sonderermittlers rund zehn „zum harten Kern“, der besonders brutal geprügelt habe.

    Pfister hat keine Zweifel, dass die Schilderungen der betroffenen Schüler authentisch sind. „Die Opfer gehörten verschiedenen Jahrgängen an, nannten aber immer wieder dieselben Mönche als Misshandelnde.“

    Neben körperlicher Gewalt geht es in mehreren Fällen auch um sexuellen Missbrauch. Ein inzwischen gestorbener Pater bekannte in seinem schriftlichen Nachlass, dass Schüler regelmäßig nachts zu ihm kamen und sexuellen Kontakt zu ihm suchten, den er nicht unterband.

    Pfister kommt in seinem Bericht aber auch zu dem Schluss, dass in dem Benediktinerkloster heute ein anderer Erziehungsstil herrscht als damals.

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