Rossmüller ist stellvertretender bayerischer Landesvorsitzender der rechtsextremen NPD. Die Festnahme bestätigte ein Sprecher der Regensburger Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Main-Post. Dass Erkenntnisse des Würzburger V-Mannes dazu beitrugen, wollte der Sprecher nicht bestätigen.
Sicher ist aber, dass V-Mann Mario F. genau in der Zeit, um die es in der Ermittlung geht, vom Landeskriminalamt auf die Regensburger "Bandidos" angesetzt war, die sich bundesweit einen Revierkampf mit den rivalisierenden "Hells Angels" liefern. Die Main-Post hörte aus Polizeikreisen, dass Regensburger Ermittler im Würzburger Gefängnis den ehemaligen V-Mann zu seinen Erkenntnissen über seine Kumpels befragt hatten. Er selbst hatte der Main-Post berichtet, ein Gefolgsmann Rossmüllers bei den Bandidos habe versucht, ihm eine Schusswaffe zu verkaufen. Dieses Treffen habe er zuvor seinem Führungsoffizier beim LKA mitgeteilt, der Deal sei aber nicht zustandegekommen.
Wie glaubhaft der ehemalige V-Mann ist, ist umstritten. Das LKA hatte ihn fallengelassen, nachdem Drogengeschäfte des Mannes bekannt geworden waren. Würzburger Drogenfahnder sagten aber, im Kern hätten viele seiner Aussagen gestimmt. Kontakte zu den "Bandidos" kamen den Ermittlern gewiss wie gerufen, seit bekannt ist, dass sich der bayerische NPD-Vize in diesem Milieu bewegt - und die Ermittler zuvor während der NSU-Morde bewiesen hatten, wie schlecht ihre Informationen aus dem Milieu gewesen waren.
Die Festnahme Rossmüllers basiert auf einem Vorgang aus dem Jahr 2010. Damals sei er mit mehreren Rockerkollegen vor das Straubinger Vereinslokal einer anderen Gruppe gezogen, berichtet die Mittelbayerische Zeitung, Während der darauffolgenden Auseinandersetzung zwischen den Gruppen seien zwei Personen verletzt worden. Sie wiesen Stich- und Schnittwunden auf. Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 41-jährigen Rossmüller nun vor, an dem Vorfall beteiligt gewesen zu sein. Roßmüller war einige Jahre lang Bundesvorsitzender der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ und danach stellvertretender Bundesvorsitzender der Partei. Zudem ist er Mitglied im Führungszirkel des Regensburger Bandidos-Chapters. Sein Engagement im Rocker-Milieu stieß unter seinen rechtsextremen Partei-Freunden immer wieder auf Kritik.
Die Verhaftung Roßmüllers geschah im Zuge einer Razzia in der niederbayerischen Rockerszene. In den frühen Morgenstunden des Mittwochs schlugen Beamte der Kriminalpolizei Niederbayern an mehreren Orten gleichzeitig zu und durchsuchten Wohnungen und Anwesen. Gegen diesen Personenkreis wurde unter Leitung der Staatsanwaltschaften Passau, Deggendorf und Regensburg seit geraumer Zeit ermittelt. Sie standen seit längerem in Verdacht, gegen das Waffengesetz zu verstoßen und in den Drogenhandel verwickelt zu sein.
Alleine in den Landkreisen Passau, Freyung-Grafenau, Deggendorf und Regen wurden 20 Objekte von den Einsatzkräften in Augenschein genommen. Und die Ermittler wurden fündig: Die Biker horteten illegale Waffen, Munition, andere verbotene Gegenstände sowie Betäubungsmittel und eine größere Menge Arzneimittel.
Bei der Razzia, die in enger Abstimmung mit Ermittlungsbehörden in der Oberpfalz, Nordrhein-Westfalen sowie Ober- und Niederösterreich stattfand, wurden Haftbefehle gegen sechs Personen aus dem Milieu vollzogen. Drei von ihnen sind der Rockerbande Bandidos zuzurechnen, darunter auch NPD-Mann Roßmüller.
