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NÜRNBERG: „Tatort“-Star: Dagmar Manzel würde gern mal in Franken singen

NÜRNBERG

„Tatort“-Star: Dagmar Manzel würde gern mal in Franken singen

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    Dagmar Manzel in ihrer Rolle als Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn. Der neue Franken-„Tatort” führt sie an ihre psychischen Grenzen.
    Dagmar Manzel in ihrer Rolle als Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn. Der neue Franken-„Tatort” führt sie an ihre psychischen Grenzen. Foto: Foto: Luis Zeno Kuhn, BR

    Dagmar Manzel (59) gehört zu den renommiertesten deutschen Schauspielerinnen. Seit 2015 ist die Berlinerin im Franken-„Tatort“ als Polizeihauptkommissarin Paula Ringelhahn zu sehen. Die neue Folge „Ich töte niemand“ zeigt das Erste (ARD) am kommenden Sonntag um 20.15 Uhr.

    Der „Tatort“ führt die Ermittlerin der Mordkommision Franken an ihre persönlichen Grenzen. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Felix Voss (Fabian Hinrichs) muss sie den brutalen Mord an einem libyschen Geschwisterpaar aufklären. Als dann noch ihr enger Freund, der Kriminalbeamte Frank Leitner (André Hennicke), bei einem Autounfall ums Leben kommt, bedeutet das für Ringelhahn eine persönliche Katastrophe, der sie ohne Voss nicht gewachsen wäre. Ein Gespräch über die alltägliche Gewalt, Freundschaft und den Verfall von Werten.

    Frage: Die „Tatort“-Macher versprechen einen Krimi der emotionalen Härte. Was ist aus Ihrer Sicht der Kern der Geschichte?

    Dagmar Manzel: Der „Tatort“ erzählt, wie Werte benutzt und pervertiert werden, um Gewalt zu rechtfertigen. Ehre, Würde und Respekt, das sind Werte, die in jeder Gesellschaft eine Rolle spielen, egal welcher Religionsgemeinschaft du angehörst, ob du Christ bist, Muslim, Jude oder Atheist. Hier werden sie ins Gegenteil verkehrt.

    Es sind brutale Morde, die die Kommissare aufklären sollen. Können Sie nachvollziehen, wenn Menschen jegliche Hemmung verlieren?

    Manzel: Nachvollziehen kann ich das überhaupt nicht, ich verurteile das zutiefst. Aber wenn wir uns umschauen, können wir jeden Tag erleben, wie schnell Menschen bereit sind, jemand anderem Leid anzutun oder ihn gar zu töten, nur weil er anders denkt oder weil er vermeintlich nicht den eigenen Werten entspricht. Das ist wirklich erschreckend.

    Verändert sich in diesen Zeiten der Globalisierung, der Digitalisierung das Miteinander der Menschen?

    Manzel: Ja, klar. Die Menschen haben anscheinend weniger Scheu, jemand anderen anonym anzugreifen oder zu beleidigen. Die digitale Welt birgt große Gefahren. Einerseits. Andererseits liegt darin auch eine große Kraft, man kann sich natürlich auch mit anderen digital wehren. Mir fällt diese Art der Kommunikation schwer. Ich bin froh, dass ich Theater spielen, singen und filmen kann, so dass ich diese Form der ständigen Selbstdarstellung in den sozialen Netzwerken nicht brauche. Im Zweifel setze ich mich lieber mit den Leuten an den Tisch und unterhalte mich mit ihnen.

    Würden Sie sagen, dieser „Tatort“ nimmt Haltung ein?

    Manzel: Er nimmt insofern Haltung ein, weil er gnadenlos mit scharfem, seziermesserartigem Blick auf die Schicksale schaut, auf das, was sich tagtäglich in unserem Umfeld abspielt.

    Es geht auch um Freundschaft. Um die Frage, inwieweit man seine Freunde wirklich kennt. Paula Ringelhahn verzweifelt fast, weil sie eine vermeintliche Wendung im Leben ihres Freundes Frank Leitner nicht mitbekommen hat. Kennen Sie solche Momente?

    Manzel: Man meint, jemanden sehr gut zu kennen. Und dann erfährt man, dass derjenige oder diejenige sich ganz anders orientiert oder verhalten hat. Man ist dann erstaunt, ja, das habe ich auch schon erlebt. Man ist nicht gefeit vor Fehleinschätzungen. Man kennt sich ja manchmal selber kaum. Das gehört zu unserem Leben dazu.

    Wieviel Dagmar Manzel steckt in Paula Ringelhahn?

    Manzel: Paula ist eine bodenständige Polizistin, die gerne im Team arbeitet und sich gegen Ungerechtigkeit einsetzt. Das hat viel auch mit meiner Vorstellung vom Leben zu tun. Bei Ungerechtigkeit sage ich auch etwas, ich arbeite auch gern im Team. Ich mag die Paula, auch ihre gelegentliche Ruppigkeit. Ich spiele diese Figur sehr gerne.

    Paula Ringelhahn und Felix Voss kommen sich in diesem „Tatort“ menschlich näher. Wie würden Sie ihr Verhältnis beschrieben?

    Manzel: Ich glaube, dass sie sehr großen Respekt voreinander haben. Und wirklich auch neugierig aufeinander sind. Die beiden harmonieren sehr gut, weil sie den gleichen Blick aufs Leben haben, mit der gleichen Empathie ihren Beruf ausüben. Und wenn einer mal auf seine Art ausschert, fängt ihn der andere wieder auf. Das finde ich gut.

    Seit vier Jahren drehen Sie pro Jahr einen Franken-„Tatort“. Gibt es mittlerweile einen Lieblingsort in der Region?

    Manzel: Abends in Nürnberg, irgendwo im Freien, mit einem Bierchen in der Hand, den Blick auf die Kaiserburg genießen, das mag ich. Einfach nur entspannt gucken, nicht reden. Bamberg bei Sonnenuntergang war auch toll. In Würzburg hat mich der Dom begeistert, da war ich sehr oft. Es ist wirklich schön, wenn man immer wieder gleich einen ganzen Monat in der Region verbringen kann.

    Sie spielen viel Theater, singen Opern und sprechen Hörbücher ein. Was macht am meisten Spaß?

    Manzel: Ich habe das Glück, dass ich so mehrgleisig unterwegs sein darf. Ohne Musiktheater wäre mein Leben wesentlich ärmer. Die Komische Oper in Berlin ist praktisch meine Heimat, da habe ich die meisten Vorstellungen, da habe ich mein Stammpublikum. Mit Intendant Barrie Kosky zu arbeiten, ist immer wieder ein Highlight. Dann das Theater, und natürlich drehe ich auch wahnsinnig gerne. Einfach toll diese Abwechslung.

    Sie singen Chansons aus der Weimarer Zeit von Friedrich Hollaender und Werner Richard Heymann. Wann hört man Sie da mal in Franken?

    Manzel (verfällt komplett ins Berlinerische): Mensch, da müssen se mich mal enladen. Ick komm mit meinem Hollaender- und Kurt-Weill-Abend gern auch nach Nürnberg oder nach Würzburg.

    Das sagt Markus Söder zum neuen Franken-Tatort:

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