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NÜRNBERG: Tauziehen um AOK-Hausarztvertrag

NÜRNBERG

Tauziehen um AOK-Hausarztvertrag

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    Das jahrelange Tauziehen um einen besser dotierten Sondervertrag der 7800 bayerischen Hausärzte mit der AOK scheint endgültig vorbei. Der Hausärzteverband geht davon aus, dass der neue Hausarztvertrag am 1. Juli in Kraft tritt und dann dauerhaft Bestand hat, wie der Verbandsvorsitzende, Dieter Geis, am Samstag in Nürnberg mitteilte. „Wir verhandeln in guter und freundlicher Stimmung und kommen schrittweise voran“, sagte Geis am Rande des 22. Bayerischen Hausärztetages.

    Der Vertrag bringt Hausärzten im Vergleich zum sogenannten Kollektivertrag mit den Kassen deutliche Mehreinnahmen. Zudem soll er die Lotsenfunktion des Hausarztes im Gesundheitssystem stärken. Die Hausärzte wollen damit verhindern, dass Patienten mit dem direkten Gang zum Facharzt das Hausarztsystem unterhöhlen. Den Patienten versprechen sie eine ganzheitliche Behandlung, bei der teure Mehrfachuntersuchungen vermieden würden.

    Ein Schiedsverfahren

    Die AOK hatte den Vertrag zunächst 2010 im Streit mit den Hausärzten um eine höhere Dotierung gekündigt. Die Ärzte hatten damals in einer bundesweit beachteten Debatte mit dem Ausstieg aus dem Kassensystem gedroht. In einer spektakulären Abstimmung in der Nürnberger Arena hatte dann aber eine Mehrheit der Hausärzte die Unterstützung der Protestaktion verweigert. Im Juli 2012 war der Vertrag erneuert, bald darauf aber von der AOK erneut gekündigt worden. Derzeit läuft auf Druck der Staatsregierung ein Schiedsverfahren.

    Hausärzte-Chef Geis räumte ein, dass die jahrelange Debatte die hausarztzentrierte Versorgung, die hinter den Hausarztverträgen steckt, ausgebremst hat. Das werde sich allerdings mit dem Start des neuen Hausarztvertrags in Juli ändern. Geis rechnet in der zweiten Jahreshälfte mit einem starken Anstieg der in das Hausarztprogramm eingeschriebenen Patienten. „Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr bei AOK-Patienten die Millionengrenze überschreiten“, sagte Geis. Derzeit seien rund 600 000 AOK-Mitglieder eingeschrieben.

    Attraktiver für junge Mediziner

    Gesetzliche Weichenstellungen der neuen Bundesregierung dürften nach Geis' Einschätzung die Hausarztverträge auch für die niedergelassenen Allgemeinmediziner wieder attraktiver machen. Die schwarz-rote Koalition habe die sogenannte Refinanzierungsklausel im Sozialgesetzbuch V gestrichen; diese hatte vorgeschrieben, dass eine bessere Vergütung der Hausärzte durch Einsparungen, etwa bei Arzneimittelverordnungen, gegenfinanziert werden müsste.

    Unterdessen will der Verband seine Bemühungen verstärken, den Hausarztberuf für junge Mediziner wieder interessanter zu machen. In einem Forderungskatalog setzen sich die Allgemeinmediziner unter anderem dafür ein, Lehrstühle für Allgemeinmedizin an Medizinfakultäten zum Regelangebot zu machen. In dem von Nachwuchsmedizinern zu absolvierenden Praktischen Jahr sollte ein Pflichtquartal Allgemeinmedizin eingeführt werden. Und statt der Abiturnote sollte ein Eignungstest den Zugang zum Medizinstudium regeln. Schulungen sollten jungen Ärzten zudem die Angst vor einer Niederlassung nehmen.

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