Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

REMLINGEN/WÜRZBURG: Wie Bio ländliche Regionen stärken kann

REMLINGEN/WÜRZBURG

Wie Bio ländliche Regionen stärken kann

    • |
    • |
    Ein Landwirt erntet Bio-Möhren: „Möhren und Kartoffeln sind Topseller“, sagt Biolandwirt Thomas Schwab aus Remlingen (Lkr. Würzburg).
    Ein Landwirt erntet Bio-Möhren: „Möhren und Kartoffeln sind Topseller“, sagt Biolandwirt Thomas Schwab aus Remlingen (Lkr. Würzburg). Foto: Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    In Deutschland findet man in fast jedem Supermarkt Biolebensmittel. Nach Angaben des Thünen-Instituts ist Deutschland - nach den USA - weltweit der zweitgrößte Markt für Bioprodukte. „Die Nachfrage nach Biolebensmitteln steigt, daher unterstützt die Politik die Ausdehnung des ökologischen Landbaus mit vielen Maßnahmen“, sagt Jochen Diener, Projektmanager der Öko-Modellregion Waldsassengau.

    Die Allianz Waldsassengau ist eine ländliche geprägte Region im westlichen Landkreis Würzburg. Die 13 Mitgliedsgemeinden der Allianz dürfen sich seit Januar 2016 Öko-Modellregion nennen. „Die Landwirte wirtschaften dort überwiegend nach Bioland-Kriterien und unterstützen sich gegenseitig bei Erzeugung, Verarbeitung, Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit“, erklärt Diener.

    Die Bio-Produktion soll bis 2020 verdoppelt werden

    Insgesamt gibt es zwölf Öko-Modellregionen in ganz Bayern, drei davon in Unterfranken. Neben dem Waldsassengau sind auch das Obere Werntal und Rhön-Grabfeld dabei. Die Bio-Produktion in Bayern soll bis zum Jahr 2020 verdoppelt werden. Dieses Ziel hat sich die Staatsregierung mit der Initiierung des bayerischen Landesprogramms BioRegio Bayern 2020 gesetzt. Die Öko-Modellregionen sind ein Baustein des Landesprogramms.

    Mit zur Öko-Modellregion gehört der Bioland-Hof Schwab und die Remlinger Rüben GmbH, Preisträger des Bundeswettbewerbs Ökologischer Landbau 2017. Als Thomas Schwab 1992 vom Studium der Landwirtschaft wieder zurück in die Heimat nach Remlingen (Lkr. Würzburg) kam, war ihm klar, dass er Ökolandwirt werden wollte. „Wir haben zunächst alles angebaut, von Tomaten über Salat bis hin zu Kartoffeln“, erzählt er. Doch solch eine Vielfalt zu vermarkten, war sehr schwer.

    Kartoffel, Möhren und Zwiebeln in Bioqualität

    2002 gründete er die Liefergemeinschaft Remlinger Rüben, der heute 20 Biobetriebe aus dem Raum Würzburg angehören. Sie erzeugen für die Remlinger Rüben jährlich rund 4500 Tonnen Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln in Bioqualität. „Möhren und Kartoffeln sind Topseller, sie werden das ganze Jahr gegessen“, freut sich der Biolandwirt. Zu kaufen gibt es diese bei einer regionalen Supermarktkette und ausgewählten Bioläden.

    Einige Betriebe konnte Schwab sogar zur Umstellung von konventionell auf bio bewegen, nicht zuletzt, weil er eine überzeugende Vermarktungsperspektive anbot. Der Öko-Landbau schone nicht nur das Klima, sondern sorge auch für eine intakte Umwelt. „Er erhält die natürliche Bodenfruchtbarkeit durch eine optimierte Fruchtfolge, verringert die Bodenerosion, schützt die Gewässer und die Artenvielfalt, da keine künstlichen Dünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden“, sagt der Biolandwirt.

    Viele Höfe sterben, aber Bio wächst

    In Bayern sterben Jahr für Jahr knapp zwei Prozent der Höfe. Im Gegenzug ist in den letzten 20 Jahren die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern, die ökologisch arbeiten, um ein Vielfaches gewachsen. Von rund 800 Betrieben im Jahr 1989 ist die Anzahl der Betriebe im Jahr 2017 auf über 8400 gestiegen. Die zahlen stammen vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

    Doch Susanne Brehm vom Konzeptwerk neue Ökonomie in Leipzig sieht die Zukunft nicht nur in der ökologischen Landwirtschaft. „Kleinbäuerliche Betriebe müssten im Zentrum agrikultureller Forschung und Politik stehen“, fordert die Referentin bei einem Seminar zum Thema Landwirtschaft der Akademie Frankenwarte in Würzburg. „Die Politik muss die Rahmenbedingungen für kleine Betriebe verbessern und der Machtkonzentration großer Betriebe entgegensteuern.“

    Familienbetriebe sind die Zukunft

    „Die ökologische Landwirtschaft ist eine von mehreren Möglichkeiten für bayerische Bauernfamilien, um Wertschöpfung zu generieren und ihren Betrieb in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“, sagt Markus Peters, Pressesprecher beim Bayerischen Bauernverband. Die Landwirtschaft in Bayern wird aus Sicht des Bayerischen Bauernverbandes auch künftig von Familienbetrieben geprägt sein. Und diese sollten im Focus stehen, egal ob konventionell oder bio.

    Öko-Modellregionen in Unterfranken Die Bio-Produktion in Bayern soll bis zum Jahr 2020 verdoppelt werden. Dieses Ziel hat sich die Staatsregierung mit der Initiierung des bayerischen Landesprogramms BioRegio Bayern 2020 gesetzt. Fünf Jahre lang fördert die Staatsregierung zwölf Öko-Modellregionen, drei davon in Unterfranken. Zur „Allianz Waldsassengau im Würzburger Westen“ haben sich 13 Kommunen des Landkreises Würzburg im November 2016 zusammengeschlossen und erfolgreich als Öko-Modellregion beworben. Die landwirtschaftliche Nutzung in der Region ist stark auf den Ackerbau ausgerichtet und weist mit 20 Prozent Bio-Betrieben überdurchschnittliche Öko-Landbaustrukturen auf. Das Obere Werntal ist eine weitere Öko-Modellregion, die zehn Gemeinden in den Landkreisen Schweinfurt und Bad Kissingen umfasst. Schwerpunkte sind der Zuckerrübenanbau und die Saatgutvermehrung sowie der Gemüseanbau. Eine Besonderheit sind zwei Bio-Legehennen-Betriebe, die 70 Prozent aller Bio-Eier in Unterfranken produzieren. Die Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld umfasst alle 37 Gemeinden (davon sechs Städte) des Landkreises Rhön-Grabfeld. Schwerpunkt ist der Ackerbau im Süden und die Grünlandnutzung im nordwestlichen Teil. Wichtig ist die hohe Anzahl von Schutzgebieten und das länderübergreifende Unesco-Biosphärenreservat Rhön. clk

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden