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MÜNCHEN: Wiesn-Gäste fügen sich dem Rauchverbot

MÜNCHEN

Wiesn-Gäste fügen sich dem Rauchverbot

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    Kaum zu glauben, aber es funktioniert: Das erste rauchfreie Oktoberfest läuft – und die meisten Bierzeltbesucher auf dem größten Volksfest der Welt halten sich an das Verbot. Zwar glimmt hier und da mal auch drinnen eine Zigarette, aber die befürchteten Tumulte bleiben aus. Es gab keine Maßkrug-Schlägereien Raucher gegen Nichtraucher.

    „Das Rauchverbot funktioniert im Großen und Ganzen sehr gut“, zieht Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) Bilanz. Die Bedienungen greifen durch, Aushänge und Plaketten weisen Besucher auf das Verbot hin. „Wir sind mit dem Auftakt sehr zufrieden“, sagt Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. Aber: „Die eigentliche Bewährungsprobe kommt erst.“ Nächstes Wochenende nämlich werden mehr ausländische Besucher erwartet, die eventuell vom neuen Gesetz nichts wissen.

    „Die Zerreißprobe kommt am Wochenende“, sagt auch Wiesn-Wirt Christian Schottenhamel. Bisher laufe es gut – eventuell könne sogar auf Umbauten verzichtet werden, mit denen Raucher-Freiflächen abseits hereindrängender Massen geschaffen werden sollten. Zurzeit bekommen Raucher ein Band oder eine Einlasskarte für die Rückkehr ins Zelt. Ohne abgetrennte Freiflächen sei eine rauchfreie Wiesn nicht durchsetzbar, hieß es bisher. Schon beim ersten Anlauf auf ein striktes Rauchverbot in Bayerns Gastronomie – im Januar 2008 – kam scharfe Kritik von den Wiesn-Wirten. Als die CSU dann im März bei den Kommunalwahlen ihr schlechtestes Ergebnis seit 1966 einfuhr, wurde in Windeseile für Volksfeste eine Ausnahme beschlossen. Rauchverbot auf dem Oktoberfest – das kann gar nicht gehen, hieß es damals noch.

    Das Schreckensszenario: Angetrunkene Raucher könnten ausrasten, wenn sie nach der Zigarette nicht mehr ins überfüllte Zelt kämen, Nichtraucher könnten Maßkrüge schwingen, wenn geraucht wird.

    Von Unfrieden ist bisher aber nichts zu spüren. „Bei uns weiter kein Thema“, heißt es bei der Wiesn-Wache der Polizei in Sachen Rauchen. Auch der befürchtete Mief anstelle des Qualms hat sich in den Zelten nicht breitgemacht. Manchmal riecht es nach Desinfektionsmittel, aber oft auch recht lecker nach Hendl und Schweinsbraten. Seit dem 1. August gilt in Bayern ein per Volksentscheid durchgesetztes strenges Rauchverbot. „Wir sind auf dem besten Weg, dass die Tradition infrage gestellt wird wegen ein paar Weltverbesserern“, schimpfte Wirtesprecher Toni Roiderer nach dem Entscheid. Seit 200 Jahren kämen die Menschen auf die Wiesn, obwohl es nicht gesund zugehe: Zu viel Alkohol, üppiges Essen, dazu das Ansteckungsrisiko mit allerlei Keimen in den wogenden Massen – „und trotzdem gehen die Leute so gerne hin, weil sie ein bisserl Lebensfreude haben wollen und nicht dauernd Bedenken“.

    Schließlich: „Die Wiesn ist ein Vergnügungszentrum, kein Rehazentrum.“ Monate vor dem Volksentscheid hatte der Stadtrat beschlossen, das Qualmen auf dem Oktoberfest 2010 nicht zu ahnden – nur kein Chaos ausgerechnet zur Jubiläumswiesn. Doch als sich nach dem Entscheid die Empörung gelegt hatte, erklärten die Wirte überraschend: „Das Volk hat entschieden“ – also werde das Verbot auch umgesetzt.

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