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Würzburg/New York: Heftige Kritik am Social Streaming-Dienst YouNow: Junge Nutzer sind zu freizügig

Würzburg/New York

Heftige Kritik am Social Streaming-Dienst YouNow: Junge Nutzer sind zu freizügig

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    YouNow
    YouNow

    Ein neuer Trend etabliert sich zurzeit in den Zimmern deutscher Jugendlicher. Die Social Media-Plattform

    YouNow

    , die als App für

    iOS

    - und

    Android

    -Geräte verfügbar ist, erfreut sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Besonders junge Nutzer entdecken den Dienst für sich.

    Im Grunde genommen kann mit YouNow jeder seinen eigenen Fernsehsender einrichten und seinen Videostream der ganzen Welt zeigen. Zudem können die Zuschauer per Live-Chat in Kontakt mit den Menschen treten, die sie auf ihrem Bildschirm sehen. Ziel der Plattform ist es, sich als Nutzer möglichst vielen Zuschauern zu präsentieren. Das macht den Jugendlichen Hoffnung, schnell und einfach berühmt zu werden. Große Youtube-Stars wie

    Herr Tutorial

    sind das Vorbild.

    Dabei sorgt vor allem die Anonymität für Probleme. Einerseits fordern registrierte Benutzer oftmals Minderjährige auf, sich freizügig zu zeigen. Diese kommen den Aufforderungen nach, weil sie Likes erhalten wollen. Andererseits können auch Pädophile die Streams völlig anonym, ohne Anmeldung, anschauen.

    Doch nicht nur Freizügigkeit ist ein Problem der Plattform. Auch die leichtfertige Weitergabe von Klarnamen und Adressen sorgt für Ärger. Laut den AGBs des Betreibers verstößt beides gegen die Nutzungsbedingungen der Plattform. Ausschluss und Zugangsverbot können die Folge sein.

    Neuerdings wird deswegen nun Kritik an YouNow laut. Bekannte Youtuber wie

    LeFloid

    rufen in ihren Videos dazu auf, vorsichtig im Umgang mit dem Social Streaming-Dienst zu sein. Der Dienst stelle eine Gefahr für junge Nutzer dar, die sich der Tragweite ihres Handelns noch nicht bewusst sind.

    Die amerikanische Firma YouNow Inc. mit Sitz in New York, die hinter dem Dienst steckt, macht zwar keine genauen Angaben zur Nutzerzahl, Spiegel Online hat auf Anfrage jedoch erfahren, dass es auf YouNow etwa 100 Millionen Nutzersitzungen pro Monat gibt. Aus Deutschland kommen dabei etwa 15 Millionen. Innerhalb der letzten Monate hat sich die Benutzerzahl in Deutschland mehr als verdoppelt. In Googles App-Store „Google Play“ kann die App zwischen eins und fünf Millionen Downloads verzeichnen.

    Angesichts dieser Zahlen erscheint auch das Moderatorenteam, das laut FAQs des Betreibers rund um die Uhr arbeitet, nicht in der Lage, alle Streams zu überwachen. So kann aktuell nicht verhindert werden, dass Minderjährige sich in Stream freizügig zeigen oder sensible Daten preisgeben.

    Dass das Verhalten der jungen Nutzer auch rechtliche Konsequenzen haben kann, erklärt der Würzburger Rechtsanwalt und Fachanwalt für IT-Recht Chan-jo Jun. Sogar die Jugendlichen selbst, die sich freizügig zeigen, können sich wegen der Verbreitung von Jugend-Pornographie strafbar machen. Grund dafür ist eine neue Gesetzeslage seit dem 1. Februar 2015 : „Wir haben jetzt so viel unter Strafe gestellt, dass man nur ein Handy auswerten muss, um Ansätze für Straftaten zu finden“, sagt Jun.

    Strafbar machen sich aber auch die Nutzer, die die Minderjährigen dazu auffordern, sich zu entblößen. Nach der neuen Gesetzeslage ist auch das nicht erlaubt. Drei Monate bis fünf Jahre Freiheitsstrafe können die Folge sein. Das Problem: „Jeder weiß, dass diese Gesetze praktisch nicht durchsetzbar sind und nur zur Beruhigung dienen“, schränkt Jun ein. „Die Justiz wird stattdessen mit der Jagd auf Musik-Downloader beschäftigt."

    Durch die Anonymität des Zuschauers und die komplizierte Rechtslage öffnet die Plattform damit im Extremfall Tür und Tor für Pädophile. Besorgte Eltern könnten sich nun zahlreiche Fragen stellen. Eine Anlaufstelle bietet hierbei der jährliche „Safer Internet Day“, eine Initative der Europäischen Kommission, der dieses Jahr am 10. Februar stattfindet. Weitere Infos dazu unter

    www.saferinternetday.org

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