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BARCELONA: High-Tech-Kampf ums Handgelenk

BARCELONA

High-Tech-Kampf ums Handgelenk

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    Tragbar: Während Smartphone-Displays immer größer wurden, bietet eine Computeruhr wenige Quadratzentimeter Bildschirmfläche.
    Tragbar: Während Smartphone-Displays immer größer wurden, bietet eine Computeruhr wenige Quadratzentimeter Bildschirmfläche. Foto: Foto: j. Lago, afp

    Der nächste Wettstreit der Smartphone-Hersteller läuft heiß: Sie wollen den Platz auf dem Handgelenk der Nutzer erobern. Beim Mobile World Congress in Barcelona spielten die Computer-Uhren eine zentrale Rolle bei Neuheiten von Smartphone-Spezialisten wie LG oder Huawei. Und in einer Woche stellt Apple vermutlich die Details zu seiner Watch vor.

    Bisher sind die Smartwatches, von denen es schon Dutzende auf dem Markt gibt, ein Nischenprodukt. So wurden im vergangenen Jahr nach Berechnungen von Marktforschern erst 720 000 Geräte mit dem im Sommer vorgestellten spezialisierten Betriebssystem Android Wear verkauft. Und das im Vergleich zu 1,3 Milliarden verkauften Smartphones.

    Die kurzen Batterielaufzeiten sind nicht einmal das größte Problem: Viele Verbraucher können sich bisher kein echtes Nutzungsszenario vorstellen. Wie sinnvoll ist so eine Computeruhr im Alltag? Für viele hat schließlich das Handy längst schon die herkömmliche Uhr ersetzt. Ist es wirklich besser, aufs Handgelenk zu blicken, wenn eine SMS kommt? Oder wenn man wissen will, wer da gerade auf dem Handy anruft? Wieder soll es Apple zufallen, eine Idee, an der viele zweifeln, zum Laufen zu bringen.

    Das hatte schließlich vor fünf Jahren schon mal mit dem iPad bei der totgeglaubten Geräteklasse der Tablet-Computer funktioniert. „Bis jetzt haben Hersteller wie Nike, LG und Huawei Geräte verkauft. Aber Apple hat mit seiner Apple Watch eine ganze Produktkategorie für das Handgelenk aufgebaut“, sagt Analyst James McQuivey vom Marktforscher Forrester Research.

    Er geht davon aus, dass der iPhone-Konzern allein in diesem Jahr mehr von seiner Apple Watch verkaufen werde als alle anderen Anbieter von Technik fürs Handgelenk bisher zusammen loswurden - inklusive der der Fitness-Armbänder, die es schon seit Jahren gibt.

    Zugleich rechnen die Marktforscher nicht mit einer langanhaltenden Dominanz von Apple in dem Geschäft. Schon zum kommenden Jahr werde Apples Marktanteil unter die Marke von 50 Prozent sinken, prognostiziert McQuiveys Kollege J.P. Gownder. Diese Erwartung könnte erklären, warum die Hersteller in Barcelona so beharrlich auf den immer noch winzigen Markt drängen. LG rüstete seine neuen Modelle– wie im vergangenen Jahr schon der aktuelle Marktführer Samsung – mit einer Mobilfunk-Anbindung aus. Damit sollen sie im Gegensatz zur Apple Watch auch ohne die permanente Anbindung an ein Smartphone ins Netz gehen können. Eines der LG-Modelle unterstützt sogar den schnellen LTE-Datenfunk. Wie genau dann die Batterielaufzeit aussieht, wird erst die Nutzung im Alltag zeigen müssen. Immerhin gibt es von LG schon ein Anwendungsszenario, seit eines der neuen Modelle Anfang des Jahres bei der Technik-Messe CES in Las Vegas in Erscheinung trat.

    Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg ließ dort mit einer LG-Uhr den Prototypen eines selbstfahrenden Autos vorfahren. Die gesamte Aktion – vom Starten des Motors bis zum Losfahren – steuerte er dabei vom Handgelenk aus. Auch Apple-Chef Tim Cook sagte jüngst dem „Daily Telegraph“, seine Uhr werde die Autoschlüssel ersetzen.

    Der iPhone-Konzern stellte zudem in Aussicht, dass auch sein Bezahldienst Apple Pay auf der Uhr laufen solle. Dann müsste es reichen, nur kurz die Uhr vor das Lesegerät an der Supermarkt-Kasse zu halten. Nach Einschätzung von Biometrie-Spezialisten könnte zum Beispiel die Kontrolle des Herzschlags durch die Sensoren der Uhr dabei zur Bestätigung der Zahlung die PIN-Eingabe oder den Fingerabdruck ersetzen.

    Neue offizielle Details von Apple – darunter auch die mit Spannung erwarteten Preise für die unterschiedlichen Watch-Varianten – wird es am Montag kommender Woche bei einem Event in San Francisco geben.

    Samsungs neue iPhone-Konkurrenten

    Konter: Mit zwei neuen Modellen will der südkoreanische Technologiekonzern Samsung seinen Spitzenplatz auf dem hart umkämpften Smartphone-Markt verteidigen. Vor dem Beginn der internationalen Mobilfunkmesse in Barcelona stellte Samsung sein neues Galaxy-Modell S6 sowie das Galaxy S6 Edge vor – ein Phablet, das wegen seines großen Displays eine Mischung aus Smartphone und Tablet darstellt. Dabei wartete der Konzern mit einer besonderen Neuheit auf: Die Kanten des Galaxy S6 Edge sind links und rechts am Display abgerundet. Bei der Vorstellung der beiden Geräte sparte Samsung nicht mit einem Seitenhieb auf den US-Konkurrenten Apple: Der Akku des Galaxy S6 lade sich doppelt so schnell auf wie der des iPhones, versicherte der südkoreanische Konzern. Zudem kann der Akku drahtlos aufgeladen werden.

    Unter Druck: Samsung steht derzeit auf dem Smartphone-Markt unter Druck. Nachdem Apple mit seinem neuen iPhone 6 im Weihnachtsgeschäft kräftig Kasse gemacht hat, musste Samsung reagieren.

    Verkauf: Das Phablet Galaxy S6 Edge ist vermutlich auch als Antwort auf das iPhone Plus zu verstehen, das sich auf dem Markt etabliert hat. Ab dem 10. April sind die Geräte auf den Markt. Den Preis nannte Samsung zunächst nicht. Und auch Microsoft meldet sich zurück: Das Unternehmen stellte am Montag das neue Lumia 640 sowie die große Variante Lumia 640 XL mit einer Bildschirmdiagonale von 5,7 Zoll vor. Die Geräte sollen ab April weltweit verfügbar sein. Text/FOTO: afp/dpa

    „Apple hat mit seiner Uhr eine ganze Produktkategorie für das Handgelenk aufgebaut.“

    James McQuivey, Forrester Research

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