Das Thema Alterssicherung geht jeden etwas an: Jung und Alt. Die Jungen werden alle mal alt und die Alten waren alle mal jung. Das schreibt der Volkswirtschaftler Tim Köhler-Rama gleich zu Beginn seines Buchen: "Das Rentensystem verstehen" (Wochenschauverlag, 16,90 Euro). Bislang funktioniert unser Rentensystem so: Die Jungen bezahlen für die Alten. Wer in Deutschland arbeiten geht, muss einen Teil seines Gehaltes abgeben. Jeden Monat kommen so laut Berechnungen des Handelsblatts 19 Milliarden Euro zusammen, im Schnitt etwa 400 Euro von jedem, der arbeitet. Dieses Geld verteilt die Rentenversicherung dann an die Rentner.
Der Beitragssatz zur Rentenversicherung
Tim Köhler-Rama beschreibt die Thematik, in dem er die konkreten Situationen einer 43-jährigen Erzieherin und einer 78-jährigen Rentners schildert und so die Reformüberlegungen eines Rentenpolitikers skizziert. Derzeit (Stand: Juli 2018) zahlt jeder Beitragszahler 9,3 Prozent seines Bruttogehalts in die Rentenkasse ein. Dieser Satz kann sich von Jahr zu Jahr ändern. Wichtig ist: Der Arbeitgeber muss für jeden Mitarbeiter auch nochmal 9,3 Prozent des Bruttogehalts einzahlen. Insgesamt beträgt der Beitrag zur Rentenversicherung 2018 also 18,6 Prozent.
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Ein Beispiel: Anne Bauer arbeitet Teilzeit als Erzieherin und hat einen monatlichen Bruttolohn von 2350 Euro. Davon werden Steuern und Sozialabgaben abgezogen, so dass ihr Nettogehalt 1580 Euro beträgt. Ihr Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung beträgt somit 218 Euro. Ihr Arbeitgeber bezahlt jeden Monat noch mal denselben Beitrag. Das nennt man paritätische Finanzierung.
Warum das Armutsrisiko steigt
Buchautor Köhler-Rama erklärt das Thema Rente klar und verständlich. Angefangen vom Beitragssatz, über Rentenniveau bis hin zur Rentenformel werden alle Fachbegriffe unter die Lupe genommen. Er kritisiert, dass die meisten Menschen nicht wissen, wie hoch ihre Rente im Verhältnis zu ihrem vorherigen Arbeitseinkommen einmal ausfallen wird. Deutschland verfügt auch über keinerlei Mindestsicherungselemente im Rentensystem. Die Folgen seien ein steigendes Altersarmutsrisiko und eine sinkende Akzeptanz des Alterssicherungssystems insgesamt.
Besonders interessant ist das Kapitel "Die Stellschrauben der Rentenpolitik". Der Autor erklärt, wie Abschläge zu Rentenkürzungen werden und warum schon jetzt nur die wenigsten Menschen bis zur Regelsaltersgrenze arbeiten. Für alle, die sich für das Thema Rente interessieren, ist dieses Büchlein mit den vielen Grafiken ein Muss.
Tim Köhler-Rama, Das Rentensystem verstehen. Einführung in die Politische Ökonomie der Alterssicherung. Wochenschau Verlag, 16,90 Euro.
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