Je mehr unterschiedliche Feldfrüchte auf den Fluren wachsen, desto besser ist die natürliche Schädlingsbekämpfung auf Weizenfeldern, das hat eine Wissenschaftlerin der Uni Würzburg herausgefunden. Wo riesige Flächen mit Weizen eingesät sind, finden Marienkäfer, Spinnen, Schwebfliegenlarven und andere Feinde der Blattläuse im Frühling wenig Nahrung. Sie bewegen sich darum weiter weg zu Orten, wo sie besser versorgt sind. Tritt dann ein Schädlingsbefall ein, finden die Blattläuse beste Bedingungen vor – denn ihre Feinde sind nur in geringer Anzahl vorhanden, heißt es in einer Mitteilung der Universität Würzburg.
Wachsen dagegen rund um ein Weizenfeld viele verschiedene Feldfrüchte, dann sind die Feinde der Läuse in der Nähe, kommen schneller ins Feld und vertilgen die Schädlinge. Dieser Effekt sei umso deutlicher, je vielfältiger die Landschaft im Umkreis von 500 Metern um das Feld aussieht. Das berichtet die Ökologin Sarah Redlich, Doktorandin an der Universität Würzburg im „Journal of Applied Ecology“.
Landschaften rund um Würzburg
Für ihre Studie suchte sich die Wissenschaftlerin 18 Landschaften im Großraum Würzburg, die eine möglichst große Spannbreite an Anbauvielfalt aufwiesen. Die Landschaften hatten einen Durchmesser von sechs Kilometern und im Zentrum jeweils ein Winterweizenfeld. „Auf den Äckern um das Weizenfeld herum sollten so wenig bzw. so viele unterschiedliche Nutzpflanzen wie möglich angebaut sein“, erklärt Sarah Redlich. Dafür wurde die Anzahl und Fläche von bis zu zwölf Nutzpflanzengruppen in der Landschaft berechnet, sowohl im kleinen (bis zu 500 Meter) als auch großen (3000 Meter) Umkreis um die Felder.
Auf den Winterweizenfeldern stationierte Redlich je zwei Käfige, in die sie jeweils 100 Blattläuse setzte. Der Weizen in einem der Käfige war komplett abgeschirmt. „Der Käfig sollte Räuber komplett abhalten. Ich wollte wissen, wie schnell sich die Blattläuse in diesem Fall vermehren“, sagt Redlich.
Der andere Käfig war grobmaschig, so dass nur Vögel abgehalten wurden, andere Feinde jedoch nicht. „Damit wollte ich untersuchen, welchen Einfluss Vögel auf die Blattlaus-Population am Weizen haben“, erklärt die Wissenschaftlerin. Als dritte Maßnahme steckte sie einen Bereich ab, der für alle Räuber frei zugänglich war. Auch dort platzierte sie 100 Blattläuse. „Hier habe ich die Natur machen lassen“, sagt Redlich. Rund zwei Wochen lang zählte sie dann die Blattläuse und deren Feinde im Abstand von fünf Tagen.
Dann wurde in jeder Landschaft das Populationswachstum der Blattläuse verglichen. Das Ergebnis: Je bunter die Flur rund um das Weizenfeld ist, desto weniger Blattläuse konnten sich auf den Weizenpflanzen halten. Und: Vögel spielen in dem untersuchten Anbausystem keine Rolle als natürliche Feinde von Blattläusen auf Weizen.
Ein Ergebnis, aus dem auch die Landwirte Profit ziehen könnten: „Wenn sie ihre Felder entsprechend bebauen, also die Anbauvielfalt erhöhen, müssten sie eventuell weniger Insektizide einsetzen, die ja auch den natürlichen Feinden schaden“, sagt die Ökologin. „Dass wir den größten Einfluss der Anbauvielfalt in einem Radius von 500 Metern um die Felder gefunden haben bringt weitere Vorteile. Denn angrenzende Felder gehören oft den Landwirten selbst.“