Die Zinsen in Deutschland sind gestiegen – doch im EU-Ausland gibt es teils noch besser verzinste Tages- und Festgeldkonten. Sogenannte Zinsplattformen vermitteln deutsche Sparer dorthin. Das bringt mehr Rendite – aber auch mehr Risiko. Verbraucherschützer warnen: Überall sollte das Geld nicht angelegt werden.
Bei französischen Banken gibt es derzeit die höchsten Zinsen
Sie heißen Weltsparen, Zinspilot, Check24 oder Zinsmarkt. In den Zins-Vergleichen der Stiftung Warentest nehmen die Angebote der vier Zinsplattformen häufig Spitzenplätze ein. "Die Zinsportale haben den Wettbewerb gut belebt. Sie ermöglichen Sparern, vom teils höheren Zinsniveau im Ausland zu profitieren", sagt Uwe Döhler, Projektleiter der Stiftung.
Das funktioniert zum Beispiel beim Festgeld mit einjähriger Laufzeit: Laut aktueller Übersicht der Stiftung können Sparer durch Vermittlung des Portals Zinspilot an die französische BGFI-Bank Europe 4,75 Prozent erzielen. Damit liegt dieses Angebot momentan auf Platz eins im Vergleich der Stiftung. Platz zwei belegt ein Angebot des Portals Weltsparen mit 4,25 Prozent, die Sparer durch Vermittlung an die französische Orange Bank bekommen können. Bei den meisten deutschen Banken liegt die Verzinsung weit darunter.
Zinsplattformen: Bequeme Anmeldung ist Vorteil der Portale
Wie funktioniert die Geldanlage? Nach der Registrierung bei einer Zinsplattform kann der Kunde aus den Angeboten aller Partnerbanken dieser Plattform frei wählen. Ein einziges Konto und eine einzige Identifizierung reichen hierfür aus. Will ein Sparer zu einer anderen Partnerbank des Portals wechseln, muss er sich also nicht neu per Video- oder Post-Ident-Verfahren identifizieren, was viele als lästig empfinden. Dies erlaubt es auch, zwischen den Tages- und Festgeld-Angeboten der Plattform bequem zu wechseln. "Das ist der große Vorteil der Portale", sagt Projektleiter Döhler.
Nach den Erfahrungen der Stiftung sind die Abläufe weitestgehend reibungslos. "Die Beschwerden über Zinsplattformen halten sich sehr, sehr in Grenzen, wir kennen nur wenige Einzelfälle", erläutert Döhler. Seinen Angaben zufolge hat die Stiftung inzwischen rund 900 Plattform-Angebote für Festgelder in ihre Vergleiche aufgenommen – etwa 300 mehr als noch vor einem Jahr.
Wie sicher ist das Geld der Sparer im Ausland?
Ist mein Geld im Ausland sicher? Da sind die Meinungen gespalten. Die Plattformen werben damit, dass das über sie angelegte Geld durch die "EU-Einlagensicherung" bis 100.000 Euro je Kunde und Institut geschützt sei. Dies entspricht der gesetzlichen Mindestabsicherung in der EU. Im Fall einer Bankenpleite müssen die Kunden innerhalb von sieben Arbeitstagen entschädigt werden können.
Verbraucherschützer haben jedoch Zweifel, ob die nationalen Sicherungssysteme bereits in allen EU-Staaten gewappnet sind, dieser Anforderung zu entsprechen. So empfehlen einige Verbraucherzentralen nur Anlagen bei Banken mit deutscher Einlagensicherung. "Die Portale werben mit EU-Einlagensicherung und suggerieren damit eine Sicherheit, die es tatsächlich so nicht gibt", sagt etwa Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
In diesen Ländern sollten Sparer (nicht) investieren
So weit, dass nur der deutschen Einlagensicherung zu vertrauen ist, geht die Stiftung Warentest nicht. Sie rät jedoch von Ländern ab, die nicht von allen drei großen Rating-Agenturen Fitch, Moody‘s und Standard & Poor‘s Topbewertungen für ihre Wirtschaftskraft erhalten. "Die Zinsportale behaupten, dass die Sicherheit bei allen Instituten gleich gegeben ist. Wir haben aber keine gemeinsame Haftung der EU-Staaten, sondern 27 nationale Sicherungssysteme", erläutert Döhler von Stiftung Warentest.
Er warnt: "Das Problem ist, dass auf den Portalen auch viele Institute gelistet sind, die wir nicht empfehlen"“ So rät die Stiftung etwa von Anlagen in Bulgarien, Griechenland, Italien und Lettland ab – auch wenn die Zinsplattformen dort Partnerbanken haben, die häufig absolute Spitzenzinsen zahlen. Bei anderen Ländern wie Belgien, Frankreich, Niederlande, Österreich oder Schweden gibt die Stiftung hingegen grünes Licht. Vorsicht jedoch bei Schweden: Wegen des Wechselkursrisikos empfiehlt die Stiftung, nur maximal 85.000 Euro dort anzulegen, die EU-Höchstgrenze der Einlagensicherung von 100.000 Euro also nicht ganz auszureizen.