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WÜRZBURG: Drei Faktoren, die gegen Alzheimer helfen

WÜRZBURG

Drei Faktoren, die gegen Alzheimer helfen

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    Thomas Polak
    Thomas Polak

    Würzburg Dass man mal einen Namen nicht parat hat oder einen Termin verschusselt, kommt vor. Tritt Vergesslichkeit allerdings gehäuft auf, kann dies auf Alzheimer hindeuten. Liegt tatsächlich eine Demenz vor, dann begann diese wahrscheinlich schon viele Jahre vor der Diagnosestellung. Inwieweit es heute möglich ist, eine Demenz sehr früh zu erkennen, darüber sprach diese Redaktion im Vorfeld des 4. Würzburger Demenztags mit Dr. Thomas Polak, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Koordinator der „Vogel-Studie Würzburg“.

    Frage: Aus welchen Gründen sollte eine Demenz möglichst früh erkannt werden?

    Thomas Polak: Bevor einem Menschen mit Demenz erste Beeinträchtigungen im Alltag auffallen, ist schon eine größere Anzahl von Nervenzellen des Gehirns unwiederbringlich zerstört. Die heute zur Verfügung stehenden Medikamente können den Verlauf der Erkrankung nur verlangsamen. Auch die zahlreichen Therapiestudien mit neuen Wirkstoffen, die in den letzten 40 Jahren durchgeführt wurden, setzten zu spät ein und konnten die dann schon weit fortgeschrittene Erkrankung nicht mehr stoppen. Wenn wir also jemals die Chance auf eine wirksame Therapie haben wollen, brauchen wir eine Methode, die Erkrankung in möglichst frühen Stadien zu entdecken.

    Sind die Menschen denn bereit, sich sehr früh daraufhin testen zu lassen, ob sie möglicherweise eine Demenz bekommen werden? Eine solche Diagnose möchte man doch lieber nicht wissen.

    Polak: Also, wir hatten überhaupt keine Schwierigkeiten, genügend Teilnehmer an unserer Studie zu finden. Was sicher daran liegt, dass wir heute schon Medikamente haben, die den Verlauf der Erkrankung verlangsamen können. Zudem ist auch gut untersucht, dass es eine Reihe von Lebensstilfaktoren gibt, über die wir das Risiko, tatsächlich an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, deutlich senken können. Dazu gehören körperliche Betätigung, gesundes Essen und geistig aktivierende Tätigkeiten in Beruf oder Freizeit. Auch kommt der konsequenten Behandlung von Gefäßrisikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörung eine große Bedeutung zu.

    Gibt es neue Präparate, die hoffen lassen, dass der Abbauprozess im Zuge einer Demenz in absehbarer Zeit gestoppt werden kann?

    Polak: Nach vielen enttäuschenden Therapieversuchen gibt es aktuell eine sehr spannende Studie zu einem sogenannten monoklonalen Antikörper, also einem Bestandteil des Immunsystems. Diese Studie hat in einer Zwischenauswertung im letzten Jahr gezeigt, dass sich die Ablagerungen, die im Rahmen der Alzheimer-Erkrankung entstehen, zurückbildeten und sich die geistige Leistungsfähigkeit in Teilen verbesserte. Allerdings wäre das nicht die erste Studie, die nach positiven Zwischenergebnissen in der Endauswertung oder bei einem Bestätigungsversuch doch wieder enttäuschte. Es bleibt also abzuwarten.

    Im vergangenen Jahr starteten Sie eine erste Nachuntersuchung, bei der geschaut wurde, welche Teilnehmer Ihrer Studie tatsächlich eine Demenz oder eine Demenzvorstufe entwickelt haben. Was kam denn dabei heraus?

    Polak: Die Nachuntersuchung wird erst im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Wir haben aber schon in der ersten Untersuchungsphase sehr interessante Befunde erheben können. Zum einen haben wir völlig neue Ergebnisse zu unseren neu entwickelten elektrophysiologischen Untersuchungstechniken.

    So sehen wir ein neues Signal, das Menschen mit einer möglichen Demenzvorstufe von denen mit unauffälliger Gedächtnisleistung unterscheidet. Bei den Untersuchungen mit Nah-Infrarot-Spektroskopie finden wir bei Teilnehmern mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung ein Aktivierungsmuster in bestimmten Hirnregionen, das sich von dem nicht betroffener Probanden unterscheidet.

    Gibt es denn neue Möglichkeiten, einer Demenz vorzubeugen, wenn der Verdacht besteht, dass man möglicherweise in einigen Jahren Alzheimer bekommen könnte?

    Polak: Es sind im Wesentlichen drei Faktoren, die geistig fitte Ältere von denen unterscheiden, die eine Demenz entwickeln: geistige Betätigung, körperliche Aktivität und eine anregende soziale Umgebung. Diese drei Faktoren wirken dann am besten, wenn sie gemeinsam zum Zug kommen. Also nicht erst ein Kreuzworträtsel lösen, dann auf das Laufband gehen und schließlich in die Heckenwirtschaft, sondern zum Beispiel in der Gruppe wandern oder tanzen. Von diesen Möglichkeiten machen immer noch zu wenige Menschen Gebrauch.

    Die Förderung der Vogel-Studie wird im kommenden Jahr auslaufen. Wie geht es danach weiter?

    Polak: Für die erhebliche Förderung durch die Vogel-Stiftung sind wir sehr dankbar, denn es braucht einen langen Atem, bis erste Ergebnisse vorliegen. Mit dem, was jetzt an Zwischenergebnissen vorliegt und was wir zum Teil auch schon publiziert und auf Kongressen vorgestellt haben, werden wir Anträge auf weitere Förderung unserer Studie stellen. Zum Beispiel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder bei speziell auf die Alzheimerforschung ausgerichteten Institutionen. Foto: Frank Kupke

    Würzburger Demenztag am 23. September mit zwei Veranstaltungen Gesund altern in Würzburg ist das Thema eines Workshop-Tages am Freitag, 22. September, im Vogel Convention Center. Der 4. Würzburger Demenztag findet am Samstag, 23. September, mit Veranstaltungen auf dem Unteren Markt sowie im Hörsaal der Würzburger Klinik für Psychiatrie (Margarete-Höppel-Platz 1, ehemals Füchsleinstraße) statt. Die Veranstaltung am Marktplatz, bei der sich zahlreiche Initiativen zum Thema „Senioren“ vorstellen, beginnt um 11 Uhr. Die Fachtagung findet von 9 bis 13 Uhr in der Klinik für Psychiatrie statt. Thomas Polak wird dabei Neues zu der auf zehn Jahre angelegten Vogel-Studie vorstellen. Das ist eine von der Vogel-Stiftung geförderte Untersuchung zur Frühdiagnose von Gedächtniserkrankungen. 604 Würzburger zwischen 70 und 75 Jahren werden dabei seit 2010 mit neuen Techniken untersucht. Eine Anmeldung zum Demenz-Fachtag ist bis zum 21. September möglich unter Tel. (09 31)20 17 71 10 oder per E-Mail: Landolt_S@ukw.de pat

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