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Jahresrückblick: Gesichter des Jahres: Das war 2022 in der Wirtschaft

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    Gesichter des Jahres: Das war 2022 in der Wirtschaft
    Gesichter des Jahres: Das war 2022 in der Wirtschaft Foto: dpa/Montage: AZ

    Christine Lagarde und Jerome Powell

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    Foto: dpa/Montage: AZ

    Dem früheren Bundesbankpräsidenten Karl Otto Pöhl wird der Satz zugeschrieben, dass es mit der Inflation so sei wie mit Zahnpasta. Wenn die einmal aus der Tube heraus sei, dann bekomme man sie schwer wieder herein. 

    Nun ist Geldpolitik ein bisschen komplexer und man kann trefflich darüber streiten, ob es die Europäische Zentralbank (EZB) in den vergangenen Jahren – vor der Pandemie und dem Kriegsausbruch – mit ihrer Nullzinslinie übertrieben und vielleicht also ein bisschen zu viel auf die Tube gedrückt hat. Fest steht aber: Zahncreme ist inzwischen reichlich heraus, EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat vergleichsweise spät darauf reagiert und Karl Otto Pöhl hat noch immer recht. 

    Vier Mal hintereinander haben die Währungshüter des Euro in der zweiten Jahreshälfte versucht, die Teuerung einzudämmen. Vier Mal in Folge wurde im Euroraum angehoben, inzwischen liegt der Leitzins bei 2,5 Prozent. Manche meinen, und sie meinen damit Lagarde, sie hätte deutlich früher mit den Versuchen beginnen sollen, Pasta zurück in die Tube zu bekommen. 

    Ein Beispiel, meinen manche zudem, hätte sie sich dabei auf der anderen Seite des Atlantiks nehmen können. Denn die US-Notenbank Fed und ihr Chef Jerome Powell waren zeitiger dran. Dort liegt der Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Sieben Mal haben die Amerikaner schon an der Zinsschraube gedreht. 

    Wer den Leitzins erhöht, verteuert Kredite, dämpft die Nachfrage, was wiederum helfen soll, die Teuerungsrate zu senken zugleich aber auch das Wirtschaftswachstum schwächen kann. Es bleibt eine insgesamt schmierige Lage. (Stefan Küpper)

    Spezi und Spezi

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    Foto: dpa/Montage: AZ

    Auch gute Freunde streiten sich mal. Dann geht man zusammen ein Bier trinken und alles wird wieder gut. Das hat in diesem Fall nicht geklappt. Obwohl es zumindest nicht an der Einladung zum Bier gescheitert sein sollte. Die Augsburger Brauerei Riegele wollte vom Münchner Brauriesen Paulaner etwas mehr Engagement für den Schutz der gemeinsam genutzten Marke Spezi. Denn Markenschutz kostet Geld. Die Augsburger haben das Spezi erfunden und über Jahrzehnte groß gemacht. Doch die Münchner mischen seit langem munter ihre eigene Colalimonade und berufen sich dabei auch noch auf einen alten Vertrag, in dem ihnen die Rechte dazu eingeräumt worden seien. 

    Heuer ist der Streit nun eskaliert und Paulaner hat Riegele vor Gericht zitiert, um ein für allemal zu klären, wer denn nun Recht habe. Das bessere Ende hatten die Münchner für sich. Sie dürfen ihr Spezi weiterhin Spezi nennen und müssen dafür auch keine Gebühren zahlen. Damit hätte die Geschichte enden können. Der große Braukonzern siegt, die mittelständische Familienbrauerei freut sich zumindest über eine Welle der Solidaritätsbekundungen in der Heimat. Doch weil es sich mit einem guten Spezi einfach besser durchs Leben geht, ist hier noch nicht Schluss. 

    Die Augsburger Spezi-Erfinder haben sich einfach einen neuen Freund gesucht, der es durchaus mit Paulaner aufnehmen kann. Die Krombacher-Brauerei aus Nordrhein-Westfalen will künftig auch ein Spezi verkaufen. Und sie will das ganz vorschriftsmäßig tun, mit einer Lizenz der Spezi-Erfinder. Das Rezept für die Brause ist wohl nicht ganz das selbe, es soll fruchtiger werden, heißt es. Nachzutragen bleibt: Bier machen alle drei Brauereien übrigens auch noch. (Matthias Zimmermann)

    Jürgen Kerner und Guillaume Faury

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    Foto: dpa/Montage: AZ

    Die Franzosen sollten eigentlich mit dem Gallier-Phänomen vertraut sein. Eine einschlägige Asterix-und-Obelix-Lektüre darf man sicher auch bei Airbus-Chef Guillaume Faury unterstellen. Dem Franzosen hätte folglich klar sein müssen, dass, was vermeintlich klein erscheint, dank eines entsprechenden Zauber-Tranks ungeahnte Kräfte entwickeln kann. Asterix lässt grüßen. Doch Faury muss sich, was für einen Franzosen bedenklich erscheint, als unbezwingbarer Airbus-Römer gefühlt haben. So ließ er, wohl nicht allzu gut beraten, zum Sturm auf die Augsburger Festung des konzerneigenen Luftfahrt-Werkes von Premium Aerotec blasen. 

    Der Standort sollte zerschlagen und dabei ein großer Teil verkauft werden. Das Traditionswerk hätte ausbluten können. Ähnliches drohte auch der Schwester-Fabrik im friesischen Varel. Die Airbus-Römer schienen sich ihrer Sache derart sicher zu sein, dass sie eine Niederlage nicht in Erwägung zogen. Doch dann verbündeten sich schwäbische mit friesischen Luftfahrt-Galliern und kämpften mit dem Zaubertrank der Solidarität munter gegen die Konzern-Römer. 

    Wenn es um solidarisches Wirken geht, ist die Arbeitnehmer-Gruppierung IG Metall nicht weit. Mit dem für Luftfahrt zuständigen Vorstandsmitglied Jürgen Kerner im Hintergrund und den Augsburger Mitstreitern Michael Leppek und Sebastian Kunzendorf wurde clever die Gegenwehr organisiert. Die Gewerkschafter holten die Politik, erprobte Römer-Ärgerer wie Markus Söder und seinen niedersächsischen Ministerpräsidenten-Kollegen Stephan Weil, ins Boot. Es kam, wie es kommen musste: Faury und seine Getreuen zogen am Ende den Kürzeren. Die Augsburger Festung konnte nicht geschliffen werden. (Stefan Stahl)

    Verena Bahlsen und Oliver Mintzlaff

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    Foto: dpa/Montage: AZ

    Ich bin nur ein Zwerg, der auf den Schultern von Riesen steht. Dies hört man in der Wissenschaft häufig, wenn man ausdrücken will, dass man nur von den Erkenntnissen der früheren großen Forscher und Forscherinnen profitiert. In der Geschäftswelt ist es häufig nicht anders. In den großen Fußstapfen ihres Vaters fand sich Verena Bahlsen, 29, wieder. Sie trat im April 2020 an, den traditionsreichen Keks-Hersteller als Teil eines Teams zu führen. Während ihr Vater Werner Michael Bahlsen einen großen Teil seines Lebens ins Unternehmen steckte, gibt Verena Bahlsen ihre Arbeit als Chief Mission Officer zum Jahreswechsel schon wieder ab. 

    In vielen Meetings, schrieb sie in einem offenen Brief, habe sie geweint. Während eines Treffens musste sie nach draußen und stand mit Panik im Weizenfeld. Dass sie gescheitert ist, würde Verena Bahlsen nie sagen. Dass sie in manchen Situationen überfordert war, schon. Mit ihrem Rückzug Ende 2022 ist sie im Reinen. Es ist der neue Stil einer Generation, die sich eingesteht, dass im Leben nicht immer alles gerade laufen kann. 

    Wie groß die Fußstapfen des Vorgängers sein können, wird auch Oliver Mintzlaff, 47, sehen, der als einer von drei Geschäftsführern die Nachfolge des verstorbenen Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz übernimmt. Mintzlaff verantwortet den sportlichen Bereich. Da kommt einiges zusammen: ein Formel 1-Rennstall, der Fußballbundesligist RB Leipzig, der Fußballverein Red Bull Salzburg... Viel Arbeit. Als Langstreckenläufer immerhin hat Mintzlaff bereits Ausdauer bewiesen. 

    Verena Bahlsen indes freut sich über ihren ersten Auftrag als Werbetexterin, will mal am Filmset arbeiten und in Praktika erkunden, was ihr liegt. (Michael Kerler)

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