Manche werden das System aus der Kantine kennen: Gezahlt wird mit der Karte und die legt der Gast auf ein entsprechendes Gerät neben der Kasse. Der Betrag wird abgebucht – ganz ohne mühsames Cent-Stücke-Zählen. Kontaktloses Bezahlen funktioniert aber auch außerhalb von Mensa und Kantine. Nach und nach werden die EC-Karten von Bankkunden mit der neuen Technologie ausgestattet – auch in der Region.
Wie funktioniert kontaktloses
Bezahlen?
Kunden halten ihre Karte an ein Terminal mit der neuen Technologie. Die sogenannte Nahfeldkommunikation, kurz NFC, funktioniert mit Datenübertragung per Funk. In vielen Fällen kann die Karte im Geldbeutel bleiben, zeitraubendes Kramen bleibt erspart. Der Betrag wird nach entsprechenden Einstellungen des Kassierers abgebucht. Bis 25 Euro funktioniert das in vielen Fällen ohne Pin oder Unterschrift. Es gibt aber auch andere Varianten: Mit oder ohne Guthaben, mit oder ohne Pin, mit oder ohne Unterschrift. Voraussetzung für Verbraucher ist, dass EC- oder Kreditkarten ebenfalls mit der NFC-Technologie ausgestattet sind. Diese steckt in einem Chip, der in den neuen Bankkarten integriert ist. Kontaktloses Bezahlen funktioniert auch bei Handys mit NFC-Chip.
Wie komme ich an so eine Karte?
Läuft die Gültigkeit von Bankkarten ab, verschicken die Institute automatisch neue. Künftig ist die NFC-Funktion in den Karten integriert. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken schickt das Institut 2016 bereits drei Millionen Kunden die neuen Karten zu. Nach den Angaben des Sparkassenverbands werden 2016 zehn Millionen Karten ausgetauscht, mit denen das kontaktlose Bezahlen dann möglich ist.
Wie heißen die Systeme?
Je nach Bank und Bezahlart gibt es unterschiedliche Namen. Bei Visa heißt das System „Paywave“, bei den Volks- und Raiffeisenbanken trägt es den Namen „Giro Card Kontaktlos“. Das Symbol ähnelt dem WLAN-Zeichen und zeigt vier übereinanderliegende Wellen. Das „Girogo“ der Sparkassen funktioniert schon jetzt wie eine Art Prepaid-Karte. Bankkunden können bei ihrem Kreditinstitut Guthaben aufladen.
Wo kann ich damit zahlen?
Der Deutsche Handelsverband schätzt, dass es in Deutschland etwa 500 000 Kassen-Terminals gibt, die die neue Technologie nutzen. Kunden erkennen die entsprechenden Geräte am Zeichen mit den Wellen.
Wie sicher ist kontaktloses
Bezahlen?
Schnelles Bezahlen, schnelle Abzocke? „Nicht unbedingt“, sagt Silke Wolf vom Deutschen Bankenverband. Nach ihren Angaben funktioniert das Terminal bis höchstens vier Zentimeter Entfernung zur Karte. Befindet sich diese weiter entfernt, kann gar keine Transaktion zustande kommen. Das sei mit Beauftragten des Datenschutzes im Vorfeld so abgesprochen worden. Bevor es zu einer Transaktion kommt, muss der Händler Wolf zufolge das Terminal freischalten. Ihren Informationen nach hat das System bisher noch niemand missbraucht. „Dass die Karte ausgelesen wird, ist relativ unwahrscheinlich. Es müsste sich jemand mit starkem Empfänger direkt danebenstellen“, sagt Wolf. Barbara Steinhöfel ist Expertin für kontaktloses Bezahlen bei der Verbraucherzentrale Deutschland. Sie schätzt die neue Methode sogar sicherer ein als die Magnetstreifen einer Girokarte. Die Betragsgrenze würde ebenfalls zur Sicherheit beitragen. Bei Handybezahlung rät sie, die NFC-Funktion nicht ständig angeschaltet zu haben.
Was aber, wenn jemand die Karte stiehlt?
Will ein Dieb mit der gestohlenen Karte bezahlen, könne auch er in vielen Fällen nur 25 Euro abheben, sagt Steinhöfel. Allerdings funktioniere das auch ein paar Mal hintereinander. Je nach Bank greife dann ein Sicherheitskonzept, das Unregelmäßigkeiten erkennt und Zahlungen stoppt. Für Kunden gilt nach einem Diebstahl: Karte unter der Telefonnummer 11 61 16 sperren und bei der Polizei als gestohlen melden.
Gibt es andere Meinungen?
In Großbritannien haben Sicherheitsforscher der University Newscastle eine scheinbar riesige Sicherheitslücke entdeckt. Indem sie eine Zahlsperre umgehen, können sie einem Medienbericht zufolge theoretisch große Geldbeträge abheben. Und weil nicht einmal Kontakt nötig sei, um zu zahlen, wären Menschengruppen einfache Beute.
Wie sieht die Zukunft des
Bezahlens aus?
Bernd Ohlmann vom bayerischen Handelsverband glaubt an die Zukunft des kontaktlosen Bezahlens, weil es die Abläufe an der Kasse beschleunige. Die Patentlösung gibt es seiner Meinung nach aber noch nicht. Das Verhältnis von Bar- zur Kartenzahlung beträgt in Bayern 51 zu 49 Prozent. An dieser Zahl sei zu erkennen, dass sich das Bezahlverhalten verändert habe – der Trend geht weiterhin weg von Münzen und Scheinen. Eva Mang vom bayerischen Sparkassenverband glaubt, dass das kontaktlose Bezahlen mit der EC- oder Kreditkarte nur ein Zwischenschritt ist zum Bezahlen mit dem Handy. „Das funktioniert zwar auch schon, aber die Deutschen sind noch nicht so weit.“
Lohnt sich das für Einzelhändler?
Für die Einzelhändler würden die Terminal-Gebühren immer weniger, sagt Experte Ohlmann vom bayerischen Handelsverband. Das führt in seinen Augen dazu, dass in vielen Läden bereits kleine Beträge unter fünf Euro mit der Karte beglichen werden können. Im europäischen Ausland werde zum Beispiel der Kaffee längst mit Kreditkarte bezahlt.
Kommt jetzt das Ende des
Bargelds?
Die Prognose von Experten: Auch wenn Deutsche das Bargeld lieben, wird schon in wenigen Jahren das digitale Zahlen stark dominieren. Die Verbraucherzentrale glaubt allerdings, dass dann auch ein wesentlicher Vorteil des Bargelds verschwindet: der finanzielle Überblick.