(dpa/sok) Viele Deutsche halten das Tarifsystem der Deutschen Bahn für schwer verständlich. Ihnen ist nicht klar, wie sich der Preis der Fahrkarte zusammensetzt. Das ergab eine repräsentative Umfrage für den Verkehrsclub Deutschland (VCD). Danach findet jeder Dritte, dass die Preise für Zugtickets willkürlich sind. Günstig mit der Bahn fahren – das scheint gar nicht so einfach zu sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Komme ich mit Sparpreisen
günstig ans Ziel?
Nicht unbedingt. Zum einen gibt es Tickets zum Sparpreis für 19 oder 29 Euro vor allem, wenn die Zugfahrt einige Wochen oder sogar Monate im Voraus gebucht wird. Spontan einen Sparpreis ergattern, das klappt meist nicht – auch wenn es die Sparpreistickets mittlerweile auch kurzfristig gibt. Inzwischen gibt es die günstigen Tickets noch am Vortag der Reise zu kaufen. Lange Zeit musste man dafür mindestens drei Tage im Voraus buchen. Zum anderen hat die Untersuchung des Verkehrsclubs ergeben, dass die Verfügbarkeit der Sparpreise sich auf verschiedenen Strecken unterscheidet. Die Bahn hat das Angebot kontingentiert. Auf der Strecke München – Stuttgart etwa bekommt der Fahrgast recht häufig ein solches Ticket, auf der Strecke Hamburg-Berlin schon seltener.
Wie komme ich sonst an günstige Tickets?
Günstige Spartickets gibt es nicht nur auf der Internetseite der Deutschen Bahn. Auch auf der Website des Last-Minute-Reisen-Spezialisten www.ltur.com/de/bahn.html sind Restposten-Tickets ab 17 Euro zu bekommen. Der Vorteil: Diese Fahrkarten werden ganz kurzfristig angeboten – aber natürlich kann man auch hier Pech haben und auf der gewünschten Strecke leer ausgehen. Was nur wenige wissen: Ein kleines Kontingent ihrer Sparpreis-Tickets bietet die Bahn außerdem über Fernbus-Suchmaschinen an, etwa über busliniensuche.de, fernbusse.de und fromAtoB.de. Wer dort nach einer Fernbusreise sucht, dem werden auch Bahntickets angezeigt.
Welche Nachteile haben
Sparpreis-Tickets?
Die günstigen Fahrkarten sind zum einen schnell vergriffen. Zum anderen gelten ganz spezielle Konditionen: Man muss zumindest für einen Teil der Reise einen Fernzug nutzen, also ICE, IC oder EC. Zudem sind die Tickets an den Zug gebunden. Das bedeutet: Der Reisende kann mit der Fahrkarte einzig den darauf angegebenen Zug nutzen. Kurzfristig eine andere Verbindung zu wählen oder den Zug an einem anderen Tag zu nehmen, ist nicht möglich.
Lohnt sich eine Bahncard?
Wer häufiger flexibel reisen muss, kann sich nicht darauf verlassen, einen Sparpreis zu erwischen. Dann lohnt eine Bahncard 50, die 255 Euro pro Jahr kostet. Schon wer 600 Euro jährlich für Tickets ausgibt, spart mit der Bahncard 50 auf das Jahr gesehen Geld, rechnet Karl-Peter Naumann vor, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Doch auch Gelegenheitsfahrer, die länger im Voraus buchen, profitieren von einer Bahncard: „Wenn ich häufiger mit längerer Planung fahre, lohnt sich eine Bahncard 25“, sagt Naumann. Schließlich ermäßigt sie nicht nur die Normalpreise, sondern auch die Sparpreise noch einmal um 25 Prozent. Der Normalpreis für die Bahncard 25 beträgt 62 Euro, gültig ist sie ebenfalls für ein Jahr. Die Bahncard 50 lässt sich mit den Sparpreisen der Deutschen Bahn nicht kombinieren.
Mit welchen Fahrkarten kann ich noch sparen?
Wer innerhalb Bayerns fährt, für den kann ein Bayern-Ticket sinnvoll sein. „Damit kann ich sehr preiswert fahren, insbesondere in einer kleinen Gruppe“, sagt Naumann. Ein günstiges Ticket für den Regionalverkehr über die Bundeslandgrenzen hinaus ist das Schönes-Wochenende-Ticket, unter der Woche lohnt sich das Quer-durchs-Land-Ticket. Für eine Person kostet es 44 Euro, für zwei Personen 52 Euro. Damit lassen sich allerdings nur Regionalzüge und S-Bahnen nutzen.
Was sind günstige Reisetage?
Nach Angaben des VCD sind Dienstag, Mittwoch und Samstag eher günstige Reisetage. Am meisten zahlen Passagiere statistisch gesehen am Sonntag, gefolgt von Freitag, Donnerstag und Montag.