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WÜRZBURG: Für Reifenluft zahlen oder nicht - das ist die Frage

WÜRZBURG

Für Reifenluft zahlen oder nicht - das ist die Frage

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    Wer den Reifendruck seines Autos wieder auf den richtigen Stand bringen will, muss an manchen Tankstellen bezahlen.
    Wer den Reifendruck seines Autos wieder auf den richtigen Stand bringen will, muss an manchen Tankstellen bezahlen. Foto: Foto: Thinkstock

    „Ich habe mich geweigert, für Reifenluft zu zahlen“, sagt ein Autofahrer bei einem zufälligen Gespräch. Die beiden Konzern-Tankstellen in seinem Wohnort haben feste Stationen mit Geldschlitz eingeführt, an denen es seit kurzem kostet, wenn er den Reifendruck des Autos wieder auf einen sicheren Stand bringen möchte. Der Autofahrer hat an der dritten Tankstelle kostenlos eines der mobilen Auffüllgeräte genutzt. „Luft kostet jetzt so viel wie Diesel“, titelte dieser Tage Bild-online. Bei Kunden stoße das auf breites Unverständnis, hieß es in dem Bericht.

    Für seine Kunden gelte das nicht, sagt Dietmar Possart, Vorstand des Benzin-Kontors im südbayerischen Herrsching. Vor Jahren führte die Firma an ihren 32 Tankstellen schon die stationären Druckluftautomaten ein. Nur ein Kunde habe damals angekündigt, er werde sich einen eigenen Kompressor für die Autoreifen in den Keller stellen. Getan habe er es nicht. Weder er noch andere Kunden seien abgewandert.

    Das Thema „Druckluftstationen mit Geldschlitz“ sei ein Politikum unter den Mineralölgesellschaften und sorge für Missmut, sagt der Geschäftsführer eines fränkischen Kraftstoffanbieters. Als Kaufmann könne er nachvollziehen, wenn Kollegen auf bezahlte Luft umstellen. Schließlich kosteten die Anlagen – gleich ob mobil oder stationär – einiges bei Anschaffung, Betrieb und Wartung. Seine Firma wolle trotzdem beim kostenlosen Angebot bleiben.

    Für beide Positionen gebe es vernünftige Argumente sagt Stephan Zieger (Bonn), einer der Geschäftsführer des Bundesverbandes Freier Tankstellen (bft), unter dessen 2400 Mitgliedern auch Firmen in der Region sind. Die generelle Linie des Verbandes sei, Reifenluft kostenlos anzubieten. Der Verband gebe Tipps fürs Energiesparen – unter anderem, den Reifendruck regelmäßig anzupassen. Da könne man dann nicht auf der anderen Seite Geld dafür verlangen.

    Zieger weiß aber aus eigener Erfahrung, dass die Luftdruckstationen mit Geldschlitz sehr luxuriöse Angebote seien. So lasse sich beispielsweise der gewünschte Druck einstellen und jeder Reifen werde exakt gleich gefüllt. Das Gerät müsse nicht nach jeder Benutzung geladen werden. Allerdings gebe es auch die kostenlose Variante dieser Stationen.

    Er könne es aber keinem Mitglied verdenken, wenn es für die eigene Tankstelle eine Anlage mit Geldschlitz anschafft, sagt Zieger. Einen Grund für die Umstellung nennt Possart aus Herrsching: „Die Leute schlamperten mit den mobilen Geräten herum.“ Da waren Schläuche herausgerissen oder Ventile kaputt und jedes Jahr durchschnittlich 1000 Euro für Reparaturen oder Nachkäufe fällig. Zieger bestätigt, dass bei den bft-Mitgliedern viel Schindluder mit den mobilen Luftnachfüllgeräten getrieben wird. Bei Sammelbestellungen für die Mitglieder kämen jedes Jahr viel mehr Geräte auf die Liste als Tankstellen zum Verband gehörten.

    Für den Automobilclub ADAC wiegt ein Argument für kostenlose Luftdrucktankstellen besonders schwer: Zu wenig Druck erhöhe nicht nur den Kraftstoffverbrauch, sondern senkt auch die Fahrsicherheit. Ein schlapper Reifen verlängere nämlich den Bremsweg, heißt es beim ADAC. Und Autofahrer täten sich einfach leichter, auf den Reifendruck zu achten, wenn die Sache kostenlos sei. Für den Tankstellenbetreiber aus der Region, der beim kostenlosen Luftangebot bleiben will, ist Sicherheit allerdings ein schwaches Argument. Für die sei es schließlich auch wichtig, etwa Stoßdämpfer und Bremsbeläge zu warten. Und dafür zahlten Autobesitzer ebenfalls.

    Natürlich könne man den Tankstellen die High-Tech-Geräte mit Geldschlitz nicht verbieten, so der ADAC. Aber die Kunden, die nichts zahlen wollten, könnten ja einfach woandershin fahren.

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