Auf mehr als 500 Hochzeiten hat der Hamburger Hochzeits-DJ Thomas Sünder aufgelegt. Dabei hat er so manche Hochzeitskatastrophe erlebt. In Ratgebern wie „Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen“ oder „Wer hat eigentlich die Ringe“ gibt er Brautpaaren und Trauzeugen Tipps, wie man eine Hochzeit plant. Wie sich das Fest in den vergangenen Jahren verändert hat, worüber sich Brautleute streiten und was man macht, wenn alles schiefläuft, verrät er im Interview.
Frage: Was macht Sie zum Hochzeitsexperten?
Thomas Sünder: Als DJ kannte ich immer nur das Brautpaar, die Gäste hingegen meist nicht. Ich wusste also genau, was das Brautpaar wollte. Oft habe ich erlebt, dass nicht das passiert ist, was sich die beiden erhofft haben. Nach einiger Zeit kam ich auf die Idee, den Brautleuten Tipps zu geben, wie sie vermeiden können, dass ihnen das Fest aus der Hand genommen wird.
Seit zwölf Jahren betreuen sie Hochzeiten. Hat der Hype ums Heiraten zugenommen?
Sünder: Mein Eindruck ist, dass immer mehr Wert auf die Show gelegt wird. Es geht immer mehr um die Form als um den Inhalt. Eine Konditorin hat mir beispielsweise kürzlich erzählt, dass sich viele Paare bei der Wahl der Hochzeitstorte streiten. Aber nicht etwa um den Geschmack, sondern um das Aussehen. Sie muss zum Konzept passen. Viele Leute lassen sich von den ganzen TV-Sendungen beeinflussen und verlieren aus den Augen, was sie selbst wollen. Die Hochzeit wird immer mehr zu einer unguten Selbstdarstellung, bei der es nur noch um Äußerlichkeiten geht. Auf der anderen Seite erlebe ich viele Brautpaare, die authentisch sind und das Fest so gestalten, wie sie es wollen.
Warum bekommt die Hochzeit immer häufiger einen Eventcharakter?
Sünder: Es ist ein gesellschaftliches Phänomen. Möglicherweise hat es etwas damit zu tun, dass das Bedürfnis nach Selbstdarstellung durch die sozialen Medien generell zugenommen hat. Man postet die intimsten Anlässe. Früher hat eine Hochzeit im geschlossene Kreis stattgefunden. Ein anderer Aspekt sind möglicherweise die hohen Scheidungsraten. Viele Paare wollen mit dieser perfekten Inszenierung zeigen, dass ihre Ehe Bestand haben wird. Nach dem Motto: „Bei uns ist es echte Liebe und wir versprechen sie uns für die Ewigkeit.“
Kann denn das Brautpaar bei all der Perfektion, der Planung und dem Hype die Hochzeit überhaupt noch genießen?
Sünder: Es ist leider oft so, dass die Brautleute bei der Hochzeit wie ferngesteuert wirken. Mein Tipp ist daher: Achtsamkeit. Das Wichtigste ist, dass das Brautpaar sein Fest genießt und sich am Tag der Feier eines immer wieder bewusst macht: Alle Gäste sind nur wegen ihnen da. Zugleich muss sich das Brautpaar frei machen davon, mit jedem reden zu wollen. Bei der Hochzeit geht es um das Paar selbst und darum, dass man sich zu zweit herausnimmt und das Fest genießt.
Das ist Ihr Tipp für die perfekte Hochzeit. Was ist Ihr Tipp, wenn alles schiefgeht?
Sünder: Das A und O ist eine gute Planung. Wenn die stimmt, kann nicht alles schiefgehen. Wenn nun doch etwas schiefgeht, rate ich dem Brautpaar: Lasst am Tag der Feier los und macht euch ein bisschen locker. Es ist meist gar nicht so schlimm, wie es dem Paar selbst vorkommt. Wenn das Paar jedoch merkt, dass ihm die Feier aus den Fingern gerissen wird, sollten die Brautleute das Wort ergreifen. Man muss sich als Gastgeber trauen, einzugreifen und sagen, wenn man etwas nicht möchte – auch während der Feier.
