Ob verheiratet oder geschieden, ob schwul, lesbisch oder einfach zusammen lebend: die Lebensformen von Paaren mit Kindern sind heute vielfältig. Ein Blick der Redaktion auf das Familienleben in Unterfranken bestätigt das. Zwar ist die Ehe von Menschen im mittleren Lebensalter nach wie vor die häufigste Form, in der Paare zusammenleben, sie hat aber an Bedeutung verloren. Paare, so heißt es im aktuellen Mikrozensus des statistischen Bundesamtes, leben zunehmend unverheiratet zusammen, auch die Geburt von Kindern ist für viele kein Anlass mehr für eine Heirat. Zudem wächst die Zahl der Alleinerziehenden. An der Befragung sind jedes Jahr ein Prozent der Privathaushalte in Deutschland beteiligt, was 390 000 Haushalten mit 830 000 Bürgern entspricht.
Ist Blut dicker als Wasser?
Fest steht aber auch: Die allermeisten Menschen verbinden mit Familie ein Zuhause. Eine Heimat. Den Ort, an dem man so sein kann, wie man eben ist. Geborgenheit und Loyalität werden auch immer wieder genannt. Und, so haben Wissenschaftlern in Los Angeles jüngst in einer Studie herausgefunden, Kinder halten auch noch im Erwachsenenalter lieber zu ihren Eltern als zu ihren Freunden. Gilt also doch der Spruch: Blut ist dicker als Wasser? Wir haben für unsere Serie "Familienleben", die die nächsten acht Wochen jeweils dienstags und freitags erscheinen wird, Eltern, Kinder und Großeltern quer durch die Region besucht. In unserer Fotoreportage "Hier bin ich zuhause" etwa zeigen Kinder und Jugendliche ihr ganz persönliches Reich. Ob Kuscheltiere, rosa Tüll, Rennautos oder Harry-Potter-Poster: Für die Kinder ist ihr Zimmer ein Rückzugsort.

Doch Zuhause kann immer auch das Gegenteil von Schutzraum sein. Ein Ort, an dem womöglich Gewalt und eine Überforderung der Eltern vorherrschen. Dann ist Hilfe von außen wichtig. Wenn ein Kind vorübergehend oder auf Dauer nicht zuhause leben kann, muss es in Obhut genommen werden.
Bei einer Pflegefamilie groß werden
So wie der dreizehnjähriger Schüler aus Würzburg, der jetzt dauerhaft auf einem Pferdehof in Unterfranken lebt. Dort haben wir ihn besucht. Bei seiner leiblichen Mutter, so erzählte er, werde immer sein Zuhause bleiben. Aber wohnen wird er jetzt eben erstmal bei seinen Pflegeeltern. Wie wichtig solche Pflegestellen sind und wie viele Kinder und Jugendliche in Unterfranken in solche Notsituationen kommen, erklärt Margit Dittrich von der Evangelischen Diakonie in Würzburg.
Obwohl jede Familie ihr ganz eigenes Leben hat, so finden sich doch auch immer wieder Parallelen. Vor allem im ganz normalen Alltags-Wahnsinn. Stichwort Hausaufgaben! Wie schafft man das um Himmelswillen mit mehr als zwei Kindern gleichzeitig? Genau das demonstriert uns eine Familie aus dem Landkreis Main-Spessart mit vier schulpflichtigen Kindern. . . . Und dann ist da die Geschichte über Elternteile, die alles allein regeln müssen. Die ihre Kinder alleine erziehen. Oder die Ängste der Familie, deren Sohn mit der Bundeswehr in ein Kriegsgebiet zieht. Glück und Sorgen, Stillstand und Überraschungen in stetem Wechsel, Familie ist ein Abenteuer. Davon können auch Großeltern ein Lied singen. Bei uns erzählt die Autorin eines zweijährigen Enkels vom Spitzen-Gefühl, Oma zu sein.

"Papa, ich bin schwul"
Zu unserem Familienleben gehört auch das Outing eines schwulen Sohnes. "Papa, ich bin schwul" gibt Einblick in eine schwierige aber auch befreiend erlebte Situation. Mit Tipps einer Beratungsexpertin und einem Blick in die kleine aber engagierte unterfränkische Lesben- und Schwulenszene. 2017 lebten in Deutschland laut Mikrozensus 112 000 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften zusammen. 11 000 Paare, davon 96 Prozent weiblich, mit Kindern. Von den insgesamt 16 000 Kindern waren 14 000 unter 18 Jahren.
Unsere Reise durch Unterfranken umfasst noch viel mehr Themen, die wir alle in den nächsten Wochen beleuchten werden. Einzelschicksale zwischen Glaube, Liebe und Hoffnung. Und wir freuen uns am Donnerstag, 7. März auf eine Malaktion der besonderen Art: Kinder malen bei uns in der Redaktion aktuell die Zeitungsfotos für die Ausgabe vom nächsten Tag, 8. März. Alles bunt. Wie das Familienleben.