Der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf spricht von einem "Geschenk des Himmels" und meint damit einen recht schmucklosen, mit Metall verkleideten Holzbau. Dieses Gebäude steht aktuell noch im schweizerischen St. Gallen und hat dort in den vergangenen drei Jahren jenen Zweck erfüllt, für den es auch die Ingolstädter brauchen: Es soll eine Ausweichspielstätte sein in der Zeit, in der das Stadttheater saniert wird.

Das mit dem "Geschenk" ist wörtlich zu nehmen, denn die Schweizer wollen dafür kein Geld. Was der Stadt Ingolstadt, der aktuell die Steuereinnahmen wegbrechen, gerade recht kommt. Allerdings kosten Auf- und Abbau sowie Transport die Stadt knapp sechs Millionen Euro. Am Dienstag hat sich der Stadtrat einstimmig für diese Lösung ausgesprochen.
In Ingolstadt gab es im Juli 2022 einen Bürgerentscheid zu den Kammerspielen
Viele Jahre lang war in Ingolstadt über eine Interimsspielstätte diskutiert und teils heftig gestritten worden. Denn klar ist: Das Stadttheater, ein Bau des Architekten Hardt-Waltherr Hämer aus den 60er Jahren, muss dringend saniert werden. Doch wo soll während der Zeit der Sanierung Theater gespielt werden? Die Diskussionen gipfelten in einen Bürgerentscheid im Juli 2022. Der Stadtrat hatte sich zuvor für einen knapp 50 Millionen Euro teuren Neubau in Donaunähe entschiedenen. Diese Kammerspiele, so war es der Plan, hätten dauerhaft als Spielstätte erhalten bleiben sollen. Aber die Ingolstädterinnen und Ingolstädter haben gegen den Standort votiert.
Der Kaufhof in Ingolstadt war als Spielstätte des Theaters im Gespräch
In den Monaten danach wurde nach Alternativen gesucht, auch das leerstehende, ehemalige Kaufhof-Gebäude war im Gespräch als mögliche Spielstätte. Doch dann bot sich überraschend im September das Schweizer Theater an, eine Delegation aus Ingolstadt schaute sich den Bau gleich vor Ort an. Der Kulturreferent bezeichnet das Gebäude, das Platz für rund 500 Personen bietet, als "ideale Lösung". Nach dem jahrelangen Hin und Her muss jetzt alles jedoch ganz schnell gehen. Denn spätestens Ende März des kommenden Jahres muss das Theater aus St. Gallen verschwunden sein.