Rassismus und Pornografie – da ließe sich ja sagen, die Themen an sich sind schon schwierig. Und konkret erst!
Beim ersten wurde kürzlich versucht, die doch sehr verallgemeinernden Aussagen von Michel Houellebecq in einem Interview über Muslime juristisch zu kassieren – beim zweiten versucht er nun selbst, die Veröffentlichung eines Films per Gericht zu verhindern, der ihn beim Sex zeigt: „Kirac 27“, gedreht einst bei Abenteuern in Amsterdam und bereits mit einem Trailer online. Das schade, so der Autor, seiner Ehre und seiner inzwischen fünfjährigen Ehe mit der Chinesin Qianyum Lysis Li …
Houellebecq: Ein literarischer Weltstar seit seinem Debüt, der immer auch provoziert
Klar, schwierig alles. Aber bei „U-ell-beck“ ist ja nicht mal eine einfache Sache wie ein Geburtstag leicht. Auch weil bei ihm eine Umkehrung der Tradition nötig wäre: Man müsste ihm etwas wünschen, das er dann zu erfüllen hätte! Was, dazu gleich. Vor allem aber ist es nicht leicht, weil dem Star an diesem Sonntag nicht zum 67. Geburtstag gratuliert wird, wie seine Ausweispapiere nahelegen – sondern zum 65.!
Denn er hat dazu eine tieftraurige Geschichte. Und Michel, dessen Aussehen vor Jahren bereits Kritiker mit dem einer „Crack-abhängigen Oma“ verglichen und der auch selbst sagte, so verheerend, wie er inzwischen wirke, entspreche es endlich seinem Selbstbild: Der versteht ja Dramatisches zu erzählen, gespeist auch von der eigenen Biografie, das weiß alle Welt seit bald 30 Jahren.
Das Rätsel um den Geburtstag von Michel Houellebecq
Damals erschien das Debüt des vormaligen Landschaftsingenieurs und Informatikers: „Ausweitung der Kampfzone“. Bis heute sind es acht Romane, die ihn stetig zum Literaturphänomen machten, zuverlässig auch umstritten. Siehe eben auch: Rassismus und Pornografie. Zu seinem Geburtstag aber erzählte er, dass seine Mutter ihn als Kind zwei Jahre älter machte, um ihn so früher einschulen lassen zu können, ihn damit früher los, selbst wieder frei zu sein. Man kann sich da nicht zufällig an die Mutter-Figur in seinem so krassen wie klugen Roman „Elementarteilchen“ erinnert fühlen.
Umso mehr der Wunsch zu seinem Geburtstag, welchem auch immer. Viel besser, als durch persönliche Äußerungen und private Geschichten für Wirbel zu sorgen, wäre, er würde die Ankündigung zum Schluss seines letzten Romans, „Vernichten“, dieser wäre sein letzter, einfach vergessen. Denn mit seinen Büchern hat er es einem immer auf sehr viel komplexere, interessantere Art schwierig gemacht.