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FRANKFURT: 125. Geburtstag: Wie Charlie Chaplin der berühmteste Mann der Welt wurde

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125. Geburtstag: Wie Charlie Chaplin der berühmteste Mann der Welt wurde

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    Charlie Chaplin
    Charlie Chaplin Foto: Foto: dpa

    (epd/KNA) Er war einst der berühmteste Mann der Welt. Heute ergeht es den meisten mit Charlie Chaplin (1889-1977) wahrscheinlich wie mit Goethe, Hitchcock oder Humphrey Bogart: Man kennt ihn vor allem aus Zitaten. 125 Jahre nach seiner Geburt am 16. April 1889 ist Chaplin für viele vor allem der „Tramp“: eine Figur, die mit Schnauzbart, Stock und Melone in zu großen Hosen mit den Fußspitzen nach außen tippelt.

    Charlie Chaplin steht – unter vielem anderen – für die erste große Ära des neuen Mediums Films. Seine Klassiker „The Kid“ (1921) und „Der Goldrausch“ (1925) zählten zu den ersten Kassenhits der Filmgeschichte und trugen erheblich dazu bei, das Kino weltweit populär zu machen.

    Nie nur Bilder ohne Ton

    Er hat den Film als eigene Kunstform im Bewusstsein der Menschen verankert. Unvergessen der „Brötchentanz“ aus „Goldrausch“, in dem er als Tramp zwei auf Gabeln aufgespießte Brötchen auf dem Tisch tanzen lässt. Die Verfolgungsjagd über die Dächer aus „The Kid“ und vor allem die Fließbandszene in „Moderne Zeiten“ (1936) sind legendär: Dem immer schneller werdenden Rhythmus kommt der Tramp als Arbeiter nicht mehr hinterher, er gerät ins Räderwerk der Fabrik und kann dennoch mit dem Schrauben-Anziehen gar nicht mehr aufhören.

    Bei Chaplin war der Stummfilm nie nur das Erzählen in Bildern ohne Ton. Das Vergnügen an Filmen wie „The Kid“ und „Der Goldrausch“ liegt nicht allein im Slapstick, sondern im Reichtum an Kleinigkeiten, der fast jede Szene auszeichnet. Etwa die Episode, in der Chaplin eine Schuhsohle zubereitet, um sie dann mit der Miene eines hochnäsigen Restaurantbesuchers mit Messer und Gabel zu bearbeiten. Was dieser Szene ihre Abgründigkeit verleiht, ist der zuversichtliche Hausfrauenblick, mit dem der Tramp dem hungrigen Goldsucher am Tisch versichert, es dauere nur noch wenige Minuten. Oder auch der Schwung, mit dem er auf dem gegarten Schuh noch ein wenig „Soße“, also Wasser, verteilt. Die Sprachlosigkeit des Stummfilms war für Chaplin kein Mangel. Sie war eine Möglichkeit.

    1913 engagierte ihn während einer Tournee in den USA der Produzent und Filmpionier Mack Sennett für seine Keystone-Studios. Die Legende besagt, dass wenige Zeit später aus dem Kostümfundus dieses Studios die Tramp-Figur entworfen wurde: Die zu kleine Jacke stammte vom Schauspielkollegen Charles Avery und die zu große Hose vom Komikerkonkurrenten Fatty Arbuckle.

    Zusammen mit Mary Pickford, Douglas Fairbanks und D.W. Griffith gründete Chaplin 1919 das United Artists Studio, um mehr Kontrolle über das eigene Filmschaffen zu bekommen. Mehr als seine Gründerkollegen nutzte Chaplin diese künstlerische Freiheit: Er führte nicht nur Regie, sondern verfasste seine Drehbücher selbst, spielte die Hauptrolle und komponierte so manches Mal auch die Filmmusik.

    Als bekanntester Star der Stummfilm-Ära vollzog Chaplin die Anpassung an den Tonfilm auf zögerliche Art und Weise: Erst in „Der große Diktator“ (1940) gibt es sparsam eingesetzte Dialoge – wie etwa die berühmten, pseudodeutschen Reden des Adenoid Hynkel, die irgendwie alle auf „Sauerkraut“ enden. Trotz seines Engagements gegen Hitler war Chaplin bei den konservativen US-Behörden nicht sehr beliebt. Zu sehr stellte er in Filmen wie „Moderne Zeiten“ die sozialen Verhältnisse bloß. Während der antikommunistischen McCarthy-Ära gehörte er zu den Hollywood-Stars, die unter besonders scharfer Beobachtung standen. Allerdings, so heißt es, traute man sich nicht, ihn tatsächlich vor den berüchtigten Ausschuss zu berufen – aus Angst, der berühmte Komiker könnte die Veranstaltung der Lächerlichkeit preisgeben.

    1952, als Chaplin zur Premiere seines Films „Rampenlicht“ nach London fuhr, soll FBI-Chef Edgar Hoover sich darum bemüht haben, ihm die Wiedereinreise in die USA zu untersagen. Chaplin blieb daraufhin freiwillig in Europa und lebte bis zu seinem Tod 1977 in der Schweiz. 1972 aber kehrte er im Triumph für die Verleihung eines Ehren-Oscars zurück.

    Wie in einem Dickens-Roman

    Bereits als Kind trat Chaplin in seiner Geburtsstadt London in die Fußstapfen seiner Eltern, die ihre Brötchen als Unterhaltungskünstler in Music-Halls verdienten. An der Seite seines Halbbruders Sidney durchlebte er eine Kindheit wie in einem Dickens-Roman: Der überwiegend abwesende Vater war alkoholkrank, die Mutter geistig verwirrt. Die Familie landete im Armenhaus. Mit seinem Bruder ließ der junge Charlie die bedrückenden Verhältnisse hinter sich.

    Er wurde der Star einer englischen Theatertruppe, die ab 1910 umjubelte Gastspiele in Nordamerika gab. Die sich gerade sprunghafte entwickelnde US-Filmindustrie wurde auf den hochtalentierten Komiker aufmerksam, die große Karriere begann.

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