Wie ein wahr gewordener Traum muss es für die Kinder gewesen sein. Besser konnte man gar nicht Ritter spielen! Man saß auf einem Pferd, das sich bewegte, hatte einen eisernen Speer in der Hand, konnte „Gegnern“ Pappnasen und Holzköpfe abschlagen oder versuchen, den Ring zu treffen, den eine Schlange zwischen den Zähnen hielt. Das Karussell hatte der Vater bauen lassen. Mit zwei Pferden – einem Rappen, einem Schimmel –, zwei kleinen offenen Kutschen und Figuren, gegen die man kämpfen konnte (Ersatznasen waren auch zur Hand). Angeschoben wurde das Drehgestell von Dienern. Denn die Kinder waren keine gewöhnlichen Kinder. Ihr Vater war Großherzog Ferdinand III., der von 1806 bis 1814 in Würzburg residierte. Das vier Meter messende Ringelspiel ließ er in der Residenz aufstellen. Jahrzehntelang war das über 200 Jahre alte Stück im Münchner Marstallmuseum zu sehen. Jetzt ist es in die Würzburger Residenz zurückgekehrt. Dort ist es ab 12. April als Dauerleihgabe des Wittelsbacher Ausgleichsfonds zu sehen. Allerdings wurde das Karussell nicht an seinem ursprünglichen Standort im Nordflügel aufgebaut – der ovale Raum heißt im Volksmund noch immer „Karussellsaal“ –, sondern im Südflügel. Dort werden in drei Räumen, ebenfalls ab 12. April, zudem frisch restaurierte Empire-Möbel aus der Zeit des Großherzogs präsentiert. Sie bieten einen Kontrast zur Rokoko-Ausstattung des restlichen Schlosses und zeigen den Geschmack des einzigen weltlichen Herrschers, der die Würzburger Residenz bewohnte. Öffnungszeiten: täglich 9 bis 18 (April bis Oktober) beziehungsweise 10 bis 16.30 Uhr (November bis März).
WÜRZBURG