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65. Geburtstag: Bruce Springsteen im Traumland

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65. Geburtstag: Bruce Springsteen im Traumland

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    Held der Arbeit: Konzerte von Bruce Springsteen Born sind emotionsgeladen – für ihn und erst recht fürs Publikum.
    Held der Arbeit: Konzerte von Bruce Springsteen Born sind emotionsgeladen – für ihn und erst recht fürs Publikum. Foto: Foto: dpa

    Bruce Springsteen ist wütend, noch immer. Auf Politiker, die Menschen in unsinnige Kriege schicken. Auf die Geldhaie in der New Yorker Wall Street. Und auf Ausbeuter in den Firmenetagen, die sich auf Kosten der hart arbeitenden, einfachen Leute die Taschen füllen und das Land ruinieren. „Wrecking Ball“, Abrissbirne, nannte er 2012 sein 17. Album, ein zorniger Kommentar zur Banken- und Finanzkrise. Der Mann, den alle nur den Boss nennen, wird am 23. September 65 Jahre alt. Sein Spitzname entstand in den 1970er Jahren, als er seinen Bandmitgliedern nach den Auftritten die Gage bar ausbezahlte.

    Der Ostküsten-Musiker aus New Jersey ist das gute Gewissen Amerikas. Seit mehr als 40 Jahren analysiert er in seinen Songs zwischen Folk und Rock 'n' Roll den Zustand der US-amerikanischen Gesellschaft. Dabei beschreibt der Sänger, der aus einer Arbeiterfamilie kommt, vor allem das Leben der Unterschicht. Er kennt die Typen, die er in seinen Mini-Epen vorstellt: den Obdachlosen, der auf der Straße lebt, die Verkäuferin an der Supermarktkasse, den arbeitslosen Fabrikarbeiter. Gemeinsam mit seiner E Street Band aus dem etwas heruntergekommenen Küstenort Asbury Park arbeitete er sich seit den frühen 70er Jahren nach oben in die Riege der internationalen Rockstars – ein Underdog, ein Gebeutelter, ein Außenseiter, der es mit Ausdauer, Ehrgeiz und Leidenschaft schafft.

    Auch deshalb will der Mann ein Fürsprecher für jene sein, für die sich der amerikanische Traum nicht erfüllt hat. Springsteen, der in Jeans, Stiefeln und hochgekrempeltem Hemd sein Image des Arbeiter-Held pflegt, ist aber auch ein Romantiker. Er hat den Glauben an das gelobte Land nicht verloren. Das Land der Pilgerväter ist und bleibt für den eigenbrötlerischen, perfektionistischen Musiker das Land seiner Hoffnungen und Träume. Dieses Traumland hat Platz für alle, auch für die Gescheiterten und die verlorenen Seelen, wie er in dem Song „Land of hope and dreams“ versichert. Gemeinsam kann man alles zum Besseren wenden und schließlich die Welt verändern, lautet seine Botschaft, die sich wie ein roter Faden durch sein musikalisches Werk zieht: von seinem ersten Album („Greetings from Asbury Park, N.J.“, 1973) über „Born To Run“ (1975), das ihm dem künstlerischen Durchbruch brachte, bis zu „High Hopes“ (2014).

    In seinen Songtexten und Konzerten, die noch heute bis zu vier Stunden dauern können, fordert er Solidarität mit den Schwachen ein. Als grandioser Beobachter und feinfühliger Geschichtenerzähler beschwört er traditionelle Werte wie Liebe, Familie, Freundschaft, ehrliche Arbeit. Immer wieder greift er jenen unter die Arme, um die sich das Gemeinwesen zu wenig kümmert: Er gibt Geld für Vietnamveteranen, spendet an Suppenküchen für Obdachlose, und er unterstützte die Opfer des Terroranschlags vom 11. September 2001 in New York.

    Als der Hurrikan „Katrina“ 2005 New Orleans verwüstete, half Springsteen, Spenden einzutreiben. Benefizkonzerte spielte er für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Respekt für Aidskranke fordert er in seinem Oscar-prämierten Filmsong „Streets of Philadelphia“ (1994). Springsteen ist ein Patriot – aber sicher kein politisch Konservativer. Als der spätere US-Präsident Ronald Reagan ihn 1984 im Wahlkampf für sich vereinnahmen wollte, wehrte er sich. Er war dagegen, dass sein Hit „Born in the USA“, der davon handelt, dass ein Vietnamveteran von seiner Regierung vergessen wird, als republikanische Mitgröl-Hymne herhalten sollte.

    Politisch ließ sich Springsteen lange Zeit nicht einspannen. Gegen den republikanischen Präsidenten George W. Bush, der sein Land 2003 in den Irakkrieg führte, machte Springsteen allerdings in einem „Akt der Notwehr“ mobil. Beim Präsidentenwahlkampf 2004 unterstützte er den demokratischen Gegenbewerber John Kerry. Auch um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen, warb er für Barack Obama in dessen Wahlkampagnen 2008 und 2012. Hin zum Glück gibt es „keinen richtigen Weg, keinen einzig wahren Weg“, betont Springsteen. Der Multimillionär, der mehr als 130 Millionen Tonträger verkauft hat, träumt weiter von einer besseren Welt: „Das Land, das wir in unseren Herzen tragen, wartet.“

    Bruce Springsteen

    Bei der Wahl der „500 besten Alben aller Zeiten“ der Zeitschrift „Rolling Stone“ kamen acht Alben Springsteens zu Ehren. Erfolgreicher waren nur die Beatles (11) sowie Bob Dylan und die Rolling Stones (je 10). „Born To Run“ landete am weitesten vorne (Rang 18). Patti Scialfa ist nicht nur seine Ehefrau, sondern auch Background-Sängerin der E Street Band. Nachdem Springsteens Ehe mit dem Fotomodell Julianne Phillips geschieden war, heiratete sie den Boss 1991. Sie haben drei Kinder: Evan James (geboren 1990), Jessica Rae (geboren 1991) und Sam Ryan (geboren 1993). Springsteen wuchs in in New Jersey mit zwei jüngeren Schwestern auf. Die Eltern – besonders Mutter Adele – waren sehr religiös. Sein Vater, Douglas Springsteen, war irisch-niederländischer Herkunft. Der Sohn beschreibt ihn als cholerische, schroffe Person. Der Vater war wenig erfolgreich in wechselnden Jobs tätig, etwa in einer Teppichweberei, als Taxifahrer und als Gefängniswärter. Der Sohn erinnert sich an ihn als einen frustrierten, abends oft betrunken in der Küche sitzenden Mann. Seine Mutter, Adele Zirilli, ist italienischer Herkunft. Er beschreibt sie als warmherzige Frau, die das Familienleben organisierte. Zudem arbeitete sie als Sekretärin. Erste Einflüsse Springsteens waren Country-Hits von Gene Autry, Roy Rogers oder Hank Williams. Im Alter von zehn entwickelte sich dann seine Begeisterung für Rockmusik, zunächst für Elvis Presley, später auch für die Rolling Stones und die Beatles. Über Bob Dylan, dessen Texte ihn beeindruckten, sagte er: „Er war der Bruder, den ich nie hatte.“ TEXT: WP/DPA

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