Lang, lang ist's her: Als „Tatort“-Kommissar Bernd Flemming wurde Martin Lüttge vor 21 Jahren einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Im Mai 1992 ging er als Nachfolger des legendären Ermittlers Horst Schimanski (Götz George) zum ersten Mal in der ARD auf Verbrecherjagd. Lüttges Rolle des eher bodenständigen, leicht verschrobenen Kommissars – gepaart mit Humor – wurde von Kritikern hochgelobt. Doch trotz des großen Erfolgs verabschiedete sich Lüttge nach nur 15 Folgen, um sich wieder mehr dem Theater zu widmen. „Mir ging es irgendwann auf die Nerven, dass sich alles nur um Tod, Verbrechen und Trauer drehte“, sagte er im Rückblick. Am Sonntag, 7. Juli, feiert der in Mehring bei Altötting lebende Schauspieler seinen 70. Geburtstag.
Martin Lüttge wuchs in einem Dorf bei Bad Bramstedt in Holstein auf und ging in Hamburg zur Schule. Als naturverbundener junger Mann absolvierte er eine Ausbildung in der Landwirtschaft. Dort wurde zunächst ein tierisches Publikum zu Fans. „Ich habe den Kühen immer etwas vorgespielt“, verriet er. „Irgendwann sagte man mir, ich sollte daraus doch was machen.“
Erfolge als Faust unter Peymann
Den Tipp setzte Lüttge in die Tat um und wechselte Anfang der 1960er Jahre auf die Schauspielschule nach München, wo Regisseur Fritz Umgelter auf ihn aufmerksam wurde. Seitdem ist Lüttge als vielseitiger Charakterdarsteller in zahlreiche Theater-, Fernseh- und Filmrollen geschlüpft und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
1966 fiel er an den Münchner Kammerspielen als Allroundtalent auf. Er blieb vier Jahre, wechselte dann ans Schauspielhaus Düsseldorf und von dort ans Württembergische Staatstheater. In Stuttgart feierte Lüttge als Faust in der Inszenierung von Claus Peymann große Erfolge. Mit dem Wunsch, sich als Schauspieler zu emanzipieren, wurde Lüttge 1978 Mitbegründer der freien Gruppe „Zelttheater“. Das Leben im heutigen Mehringer Theaterhof Priessenthal, wo Lüttge auch wohnt und mit dem er als Regisseur, Autor und Schauspieler durch die Republik tourt, ist weiterhin Bestandteil seiner Arbeit.
Das Fernsehen sieht er als willkommenes Zubrot: „Ich mag die Abwechslung in unserem Beruf. Aber genauso schätze ich als Gegengewicht zu dieser leichten Unterhaltung die niveauvollen Theatersachen.“ Mit dem bevorstehenden Aus der ZDF-Serie „Forsthaus Falkenau“ ist Lüttge freilich seine Rolle als Fernseh-Opa los. In diesem Herbst laufen die letzten zwölf Folgen.
Wichtige Stütze ist dem seit 1999 mit der Schauspielerin Marlen Breitinger verheirateten Lüttge sein Privatleben auf dem heimischen Bauernhof. In erster Ehe war der Vater zweier erwachsener Töchter mit der Schauspielerin Gila von Weitershausen verheiratet.
Wenn er sich um die kleine Schafherde, um Enten und Hühner kümmert, könne er viel Kraft tanken und zur Ruhe kommen, sagt Lüttge. „Ich habe große Achtung vor der Natur und fühle mich wohl, wenn ich Tiere um mich herum habe.“ Zehn Leute arbeiten heute auf dem Theaterhof, der auch Übernachtungen, einen Streichelzoo und Kinder-Backkurse anbietet.