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STOCKHOLM: „Abba ist überall, fast jeden Tag“

STOCKHOLM

„Abba ist überall, fast jeden Tag“

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    Engagiert in Stockholm: Bjoern Ulvaeus, Songschreiber und Musiker, will auch mal am „Ring-ring“-Telefon im Abba-Museum anrufen.
    Engagiert in Stockholm: Bjoern Ulvaeus, Songschreiber und Musiker, will auch mal am „Ring-ring“-Telefon im Abba-Museum anrufen. Foto: Fotos: dpa, cinetext

    In grellen Glitzerkostümen und mit irre hohen Plateauschuhen stürmte Björn Ulvaeus als 30-Jähriger die Bühne. Mit der Gruppe „Abba“ wurde er in den 70er Jahren weltberühmt. Heute ist er 67, Großvater, und engagiert sich für „Abba the Museum“ als wäre es sein fünftes Kind.

    frage: Warum engagieren Sie sich so sehr für „Abba the Museum“?

    BJÖRN ULVAEUS: „Abba the Museum“ ist ein Geschenk für Stockholm. Und wenn es nun schon ein Abba-Museum geben wird, dann soll es auch so gut sein wie nur irgend möglich. Ich stelle mir vor, dass meine Enkel dort mit ihren Freunden hingehen. Und da möchte ich doch stolz sein auf das, was dort zu sehen ist.

    Was sagen Benny, Agnetha und Anni-Frid dazu?

    ULVAEUS: Sie haben ,ja’ gesagt. Und ich bin ganz sicher, dass sie dankbar dafür sein werden, wenn sie es sehen. Wir alle vier können stolz sein auf das Ergebnis.

    Wird Abba bei der Eröffnung zugegen sein?

    ULVAEUS: Ich hoffe es und gehe davon aus. In den meisten Museen sind Werke von Menschen ausgestellt, die nicht mehr leben.

    Was für ein Gefühl ist es, als quicklebendiger Mensch in einem Museum zu landen?

    ULVAEUS: Das ist schon etwas merkwürdig. Aber ich betrachte es so: Nicht ich bin im Museum, sondern Abba, und die Zeit von Abba ist schon seit mehr als 30 Jahren vorüber. Unsere Geschichte spielt in den 1970er Jahren, 1982 trennten wir uns. Andernfalls wäre das schon sehr, sehr sonderbar (lacht). Im Museum werden auch die Bühnenkostüme aus den 70ern ausgestellt.

    Knallenge Latzhosen und Overalls, bauchfreie Tops, Hot Pants, Bodys, superkurze Kleidchen und Overknee-Stiefel. Wenn Sie das heute sehen, was fällt Ihnen da ein?

    ULVAEUS: Ich muss damit leben, auch mit den schrillsten Kostümen (lacht).

    Welches ist für Sie das Schrägste?

    ULVAEUS: Für mich war das ein Cape, mit dem ich aussah wie Superman. Einfach unglaublich!

    Warum ist Abba auch heute noch so erfolgreich?

    ULVAEUS: Ich habe dafür keine Erklärung. Auch für mich ist das ein Rätsel. Alles über Abba ist ein Mysterium, die ganze Geschichte wie ein Märchen.

    Wann haben Sie und Benny sich eigentlich zum ersten Mal getroffen?

    ULVAEUS: Das war in Västergötland. Wir haben beide bei verschiedenen Bands gespielt. Bei unserem zweiten Treffen in Västervik haben wir unseren ersten gemeinsamen Song geschrieben: „Isn’t it easy“.

    Es fiel Ihnen leicht?

    ULVAEUS: Ja, es fiel uns leicht – und wir wurden Freunde fürs Leben.

    Wie ist heute das Verhältnis zwischen den Abba-Mitgliedern?

    ULVAEUS: Wir sind alle gute Freunde.

    Wie war das eigentlich 1974 im englischen Brighton, als Abba mit „Waterloo“ in quietschbunten Glitzerkostümen den Grand Prix gewann?

    ULVAEUS: Es war gigantisch. Ich dachte nicht, dass wir gewinnen würden, ich rechnete so mit dem fünften, sechsten oder siebten Platz. Es war eine Überraschung, chaotisch, einfach crazy. Als ich zu Bett ging morgens und alles um mich herum still wurde, da dachte ich bei mir: Mein Gott, gestern waren wir eine unbekannte Gruppe, und morgen steht uns die ganze Welt offen. Wir waren über Nacht weltberühmt geworden.

    Würden Sie rückblickend und mit Ihrem Wissen von heute etwas anders gemacht haben damals?

    ULVAEUS: Professionell nicht. Gut, wir haben nach dem Grand Prix die falsche Single herausgebracht und waren etwa ein Jahr lang nicht ganz so erfolgreich, kamen dann aber mit „S.O.S.“ wieder groß raus. Fehler habe ich gemacht in meinem persönlichen Leben. Jeder Mensch macht Fehler. Aber darüber möchte ich nicht sprechen.

    Haben Sie ein persönliches Lieblingslied?

    ULVAEUS: Ich habe viele Favoriten.

    Zum Beispiel?

    ULVAEUS: Also gut. „S.O.S.“, „Knowing me, Knowing you“, „Dancing Queen“.

    Und wie ist es mit „Does your Mother know“, das Lied, in dem Sie alle Strophen alleine sangen?

    ULVAEUS: Ja, das war meine große Nummer auf der Bühne. Das mag ich schon auch sehr.

    Wie oft denken Sie an Abba? Jeden Tag, jede Woche?

    ULVAEUS: Nein, nicht jeden Tag. Andererseits: Abba ist überall. Ob im Fernsehen oder in Zeitungen – fast jeden Tag wird etwas über Abba berichtet oder geschrieben. Und durch die Arbeit am Museum denke ich zumindest momentan doch nahezu täglich daran.

    Können Sie in Schweden eigentlich ein normales Leben führen?

    ULVAEUS: So unglaublich das klingt, aber ja, das können wir. In Schweden gibt es viel Platz. Wir haben unter anderem ein Haus auf einer Insel in den Schären vor Stockholm. Es ist ruhig, sehr abgelegen, niemand findet uns dort (lacht). Schweden ist ein großes Land, hat aber wenig Einwohner.

    Wie kommt es, dass gerade in jüngster Zeit viele schwedische Künstler Weltruhm erlangen? Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer zum Beispiel, Krimi-Autoren wie Henning Mankell oder Stieg Larsson, Millenium-Trilogie, Musiker wie Swedish HouseMafia oder Robyn, die Schauspieler Mikael Nyqvist, Noomi und Ola Rapace . . .

    ULVAEUS: Wir sind ein kleines Land, exakt das ist der Grund. Wenn wir wollen, dass die Welt auf uns aufmerksam wird, müssen wir ganz besonders kreativ sein. Und das sind wir eben.

    Und doch haben Sie Schweden einmal den Rücken gekehrt und sind mit Ihrer Familie für einige Zeit nach England gezogen. Warum kamen Sie zurück?

    ULVAEUS: Eigentlich wollte ich nur für kurze Zeit in Schweden bleiben, um mit Benny das Musical „Kristina fraan Duvemaala“ zu schreiben. Wir mochten England sehr und hatten ernsthaft vor, dorthin zurückzukehren. Deshalb besuchten meine beiden Töchter auch die Englische Schule in Stockholm. Das Haus in Oxfordshire hatten wir noch sechs Jahre. Doch dann fühlten wir uns doch wieder sehr wohl in Schweden.

    Ihre älteste Tochter Linda ist Schauspielerin und hat 1995 mitgespielt bei der Uraufführung von ,Kristina fraan Duvemaala’ in Malmö. Wird es nach dem erfolgreichen „Mamma Mia“ mal wieder ein Musical geben aus der Feder Ulvaeus/Andersson?

    ULVAEUS: Es gibt bereits eines. „Hjälp sökes“ hatte Anfang Februar Premiere in Stockholm. („Hjälp sökes“, Hilfe gesucht, erzählt die Geschichte zweier Brüder, die den Bauernhof ihrer Eltern erben, aber weder miteinander noch mit den Arbeiten zurecht kommen. Deshalb geben sie ein Hilfegesuch auf. Eine stumme Mutter, ihre durchsetzungsfähige Tochter und eine Ziege kommen auf den Hof und stellen das Leben der beiden auf den Kopf. In dem Musical spielen auch viele Tiere mit; Anmerkung der Redaktion).

    Haben Sie nach all dem Erfolg eigentlich noch einen Wunsch oder ein Ziel, das Sie gern erreichen möchten?

    ULVAEUS: Mein nächstes Ziel ist die Eröffnung von „Abba the Museum“. Ansonsten mache ich kaum Pläne. Ich möchte gesund bleiben, mit meinen Enkelkindern spielen und mit ihnen verreisen. Das wünsche ich mir für die Zukunft.

    Abba the Museum

    Am 7. Mai wird in Stockholm „Abba the Museum“ eröffnet. Es ist Teil der neuen Hall of Fame auf der Halbinsel Djurgaarden in nächster Nähe zum Vergnügungspark Gröna Lund und zum Vasa-Museum. Auch Västervik hätte sich gern mit einem Abba-Museum geschmückt. Björn Ulvaeus, einer der B’s und Songtexter von Abba, ist in dem 20 000 Einwohner zählenden Ort an Smaalands Ostküste aufgewachsen, Abba nahm dort seinen Anfang. Björn Ulvaeus, der am 25. April 68 Jahre alt wird, engagiert sich für das Museum, als wäre es sein fünftes Kind. Besucher sollen Abba interaktiv nahekommen können. So gibt es zur Feier des Abba-Hits „Ring, ring“ zum Beispiel ein rotes Telefon, dessen Nummer nur den Abba-Stars Anni-Frid Lyngstad, Benny Andersson, Björn Ulvaeus und Agnetha Fältskog bekannt ist. Der Plan ist, dass manchmal einer der Vier anruft; derjenige, der im Museum den Hörer abnimmt, kann dann ein Weilchen mit dem Star plaudern. Oder: Die Besucher sind Zeuge, wenn Benny an seinem Keyboard sitzt und spielt, denn sein Instrument zu Hause ist mit dem Museum vernetzt. Oder: Wer möchte, steht als fünftes Bandmitglied mit Abba auf der Bühne und schlüpft dafür in eines der Glitzeroutfits. Der Museumsbesuch startet mit einem Film. Per Audio-Guide erzählen Björn, Agnetha, Anni-Frid und Benny ihre persönliche Abba-Geschichte. Agnethas und Björns Küche, das Sommerhaus auf der Schäreninsel Viggsö, in dem die Songs entstanden, ein Grand-Prix-Zimmer und das Polar Studio sind zu sehen. Der Besucher gelangt auch in den Gamleby Folkets Park in der Nähe von Västervik, Symbol für den Beginn der Erfolgsgeschichte. Premiere-Tickets für das Museum gibt's vom 7. bis 31. Mai (nur gültig zu bestimmten Zeiten): Erwachsene zahlen 195 Schwedische Kronen (SEK), Kinder unter 8 Jahren 50 SEK. Tickets ab 1. Juni kosten 195 SEK für Erwachsene, aber für Kinder bis 15 Jahre dann 145 SEK. Mehr Infos: www.abbathemuseum.com

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