Noch einmal das Gefühl von „Love, Peace and Unity“ erleben, noch einmal im Mythos des „Rastafari“ schwelgen – noch einmal fragen „Could you be loved?“. Diese Sehnsüchte kommen auf, wenn man den Namen Marley liest, und das wird auch der Grund gewesen sein, warum das letzte Abendkonzert des Würzburger Africa Festivals, der Auftritt von Bob-Marley-Sohn Stephen, seit Februar ausverkauft war.
Spätestens als er mit „Three little Birds“ den ersten Song seines verstorbenen Vaters spielt, werden die Sehnsüchte befriedigt. Die Menge liegt sich in den Armen, tanzt, singt mit, streckt, ganz nach alter Reggae-Manier, Daumen, Zeige- und Mittelfinger als Symbol des Friedens in die Luft und antwortet auf Stephen Marleys „Do you love Reggae-Music?” mit einem begeisterten Johlen.
Der Name Sebastian Sturm ruft wohl nur bei Szene-Kennern grün-gelb-rot gefärbte Assoziationen hervor. Schade eigentlich, denn statt des schüchternen Nachbarsjungen von nebenan, den man hinter diesem Namen erwarten könnte, steht da vor dem Marley-Konzert ein gut gelaunter Rasta-Mann mit südländischem Einschlag und lässigem Outfit auf der Bühne. Mit seiner prägnanten, trocken-kratzigen Stimme und seiner „Exile Airline“-Band hat er sich in den letzten sechs Jahren deutschlandweit in der Szene etabliert. Dank einprägsamer Songs wie „Faith“ oder „Be righteous“ bringt Sturm allmählich Bewegung in die Menge. Einige tanzen von Anfang an vor der Bühne, viele genießen die Atmosphäre aber auch von der Publikumstribüne aus, mit verträumtem Blick und im Takt wippend. Die Stimmung ist gut, erlebt aber nochmals einen richtigen Schub, als Stephen Marley auf die Bühne tritt.
Was er an diesem Abend bietet, ist mehr als nur wiederaufgewärmtes väterliches Erbe. Besonders unterhaltsam ist die Band des Jamaikaners. Ein Baritonsaxofonist, der auch mal zur Querflöte greift, begeistert mit knackigen Soli, und die quirligen farbigen Backgroundsängerinnen verausgaben sich mit wunderbar souligen Stimmen und kreisenden Hüften. Der als musikalisches Multitalent geltende Stephen Marley steht nicht still auf der Bühne, gibt eine Einlage an den Bongos bei „Made in Africa“ – und hätte keinen passenderen Abschluss für das Festival finden können, als mit dem letzten Lied nochmal an seinen Vater zu erinnern.