Nicht so wie im vergangenen Jahr Marcel Reich-Ranicki, der den Preis ablehnte, weil er die ganze Zeremonie als "Blödsinn" empfand. Bio hielt es auf der Party danach deutlich länger aus als Reich-Ranicki (89). Weil die Verleihung in Köln „viel persönlicher“ war, wie er hinterher sagte, er „nicht genervt“ gewesen sei und die Veranstalter ihm zugesagt hätten, dass er durchaus mal eine halbe Stunde hätte austreten können, wenn er denn gewollt hätte. Hat er aber nicht. Biolek spielte das Spiel mit, konnte sich aber einen leichten Seitenhieb nicht verkneifen: „Verehrter Marcel Reich-Ranicki, ich bitte um Verständnis, ich nehme den Preis an“, sagte der Talkmaster und TV-Koch, als er den Ehrenpreis in Form eines Obelisken in den Händen hielt.
Doch Bios Freundlichkeiten steigerten die Einschaltquote der von Sat.1 zeitversetzt übertragenen Verleihung nicht. Lediglich 1,34 Millionen Zuschauer schalteten ab 20.15 Uhr die Gala ein.
Dann gab es noch Senta Berger und Josef Hader. Beide stammen aus Österreich. Die 68-jährige Berger, die einen deutschen und österreichischen Pass hat, erhielt den Deutschen Fernsehpreis als beste Schauspielerin, der 47-jährige Oberösterreicher Hader als ihr männliches Pendant. Berger bekam den Plexiglas-Obelisken für den ARD-Film „Schlaflos“. Sie setzte sich damit gegen Anja Kling („Wir sind das Volk“) und Gisela Schneeberger („Mit einem Schlag“) durch. Hader wurde ausgezeichnet für seine Rolle als Mörder Ulrich Lenz im Film „Ein halbes Leben“ (ZDF). Matthias Schweighöfer als Darsteller von Marcel Reich-Ranicki („Mein Leben“) und Axel Milberg („Tatort“) gingen leer aus. Warum Berger und Hader? Hader ist fast unbekannt in Deutschland, ist Kabarettist, selten Schauspieler und „fast nie auf solchen exotischen Veranstaltungen“, wie er später sagte, auch nicht in Österreich. Und Senta Berger, vor sechs Jahren schon einmal nominiert, hat mit ihrem Film „Schlaflos“, in dem sie eine aus der Haft entlassene Ex-Filmdiva spielt, kaum Furore gemacht.
Anja Kling mit ihrem bemerkenswerten Beitrag zur deutsch-deutschen Geschichte und Matthias Schweighöfer bei den Männern hatten für mehr Gesprächsstoff gesorgt. Aber die Jury um WDR-Moderatorin Bettina Böttinger fand Berger und Hader besser als die Konkurrenten. Hape Kerkeling als Horst Schlämmer musste in der Kategorie beste Unterhaltungssendung Gottschalks „Wetten, dass . . . ?“ den Vortritt lassen.
ZDF schnitt am besten ab
Am besten schnitt das ZDF ab: Insgesamt zehn Preise gingen an das Zweite, acht an die ARD, drei an Sat.1, zwei an RTL, einer an 3sat. In ein paar der 21 Kategorien wurden mehrere Produktionen ausgezeichnet. Auch die gekündigte NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze, die dem Sender selbst verfasste Drehbücher unter falschem Namen verkauft hatte, kam indirekt zu Ehren: Ihr unter dem Pseudonym Marie Funder verfasster Film bekam den Preis in der Kategorie beste Musik.
Die Moderatoren Anke Engelke und Bastian Pastewka widmeten als Volksmusik-Duett „Anneliese und Wolfgang“ der suspendierten Heinze einen Reim: „Die Doris Heinze schreibt so schön – für den NDR mit Pseudonym.“