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WÜRZBURG: Apokalyptische Reiter in vollem Galopp

WÜRZBURG

Apokalyptische Reiter in vollem Galopp

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    Der Fuchs: Daniel Täumel, Sänger der Apokalyptischen Reiter, in der Würzburger Posthalle.
    Der Fuchs: Daniel Täumel, Sänger der Apokalyptischen Reiter, in der Würzburger Posthalle. Foto: Foto: chris weiss

    Abgefahrene Band. Abgefahrene Musik. Abgefahrenes Publikum. Abgefahrener Abend. Die Apokalyptischen Reiter und ihre knapp 800 Fans in der Würzburger Posthalle demonstrierten eindrucksvoll, dass schneller und harter Metal Spaß machen kann. Und Spaß hatte die durchgehend schwarz gekleidete Menge reichlich.

    Vielleicht ist es das Geheimnis der fünf Thüringer, dass sie sich nicht recht festlegen wollen. Da gibt es irre schnelle Riffs, wahnwitzige Drum-Orgien, reichlich Zubehör aus dem Trash-, Death- oder Black-Metal.

    Da gibt es aber auch beinahe schon romantische Keybord-Passagen, irgendwo zwischen mittelalterlich-verträumt und poppig-hymnisch. Dazwischen immer mal ein Häppchen Folk. Und über allem thronend die vielseitig belastbaren Stimmbänder von Bandgründer und Sänger Daniel „Fuchs“ Täumel. Mal guttural röchelnd oder kreischend, mal klar und klassisch daherkommend, prägt der Glatzkopf mit Hand zum großen Bühnen-Drama die Auftritte der Reiter.

    Bizarre Sadomaso-Showeinlage

    So auch in Würzburg. Der „Fuchs“ hat seine Fans im Griff. Dankbar nehmen sie jeden eingängigen Refrain auf, singen lauthals mit. Das ist nicht selbstverständlich für harte Musik der extremeren Sorte. Doch so düster und brachial, wie Gitarrist Adrian „Ady“ Vogel, der einzige Frischling in der ansonsten langjährigen Besetzung, Bassist Volkmar „Volk-Man“ Weber und Schlagzeuger Georg „Sir G.“ Lenhardt in die meisten Songs starten, so sehr glätten sich diese durch die Tastenarbeit von Mark „Dr. Pest“ Szakul. Und so sehr kommt durch dessen bizarre Sadomaso-Showeinlagen auch Ironie ins Spiel. Wenn „Dr. Pest“ die Peitsche schwingend im SM-Outfit auf seinem Podest umhertänzelt, entlockt das selbst dem hartgesottensten Metaller zumindest ein Schmunzeln. Die Apokalyptischen Reiter in die Comedy-Metal-Ecke von J.B.O. und Konsorten zu stellen, wäre freilich falsch. In der Posthalle zeigen die fünf Musiker, warum sie sich zwar zwangsläufig auch mal ins Studio begeben müssen (bis dato zu acht Alben), aber viel, viel lieber auf der Bühne stehen. Auch wenn es vielleicht der ein oder andere Titel zu viel von der eben erst erschienen Scheibe „Moral & Wahnsinn“ war, das war weit mehr als ein Promotion-Auftritt. Die Reiter gaben mal wieder alles für ihre „Reitermaniacs“, wie sich die Anhängerschar gerne selbst nennt. Gassenhauer wie „Der Weg“, „Friede sei mit dir“ oder „Es wird schlimmer“ wechselten gelungen mit Neuem, wie der gelungenen Power-Ballade „Dr. Pest“. Dazu Schüsse aus der Konfetti-Kanone, mal eine schaurige Gasmasken-Verkleidung oder ein surreales Filmchen tanzender Knochen. Eben Spaß, Show, Rocktheater.

    Irgendwie wollten die Jungs dann auch gar nicht von der Bühne. Ein Zugabenteil reihte sich an den nächsten. Zwischen „Seemann“ und dem finalen „Die Sonne scheint mir aus dem Arsch“ war auch noch Platz für „Riders on the Storm“ und „Roll my Heart“, zwei englischsprachige Stücke.

    Neues Album unter den Top 20

    Dass die Apokalyptischen Reiter überwiegend deutsch singen, war nicht immer so. In den ersten Jahren nach 1995, als die Band in der Dichter-und-Denker-Stadt Weimar gegründet wurde, war Englisch die bevorzugte Sprache. Vielleicht erklärt sich so auch die hohe Popularität vor allem in Osteuropa. Doch auch in der Heimat sind die Reiter längst dem Geheimtipp-Status entwachsen, standen mehrfach auf der legendären Wacken-Bühne, und die aktuelle CD ist unter den Top 20 der Album-Charts.

    Ebenfalls keine Unbekannten mehr sind die Finnen von Turisas, die bereits etliche Mal mit den Reitern tourten und auch in der Posthalle eine exzellente Vorarbeit leisteten. In schwarz-roter Horror-Bemalung lieferten sie sauber gespielten, epischen Viking-Metal ab. Höhepunkt war allerdings ihre aberwitzige Version des Boney-M.-Klassikers „Rasputin“ – sehenswert!

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