Der letzte Großherzog starb einsam, deprimiert und kinderlos: Gian Gastone setzte mit seinem Tod 1737 einen Schlusspunkt unter die mehr als 300-jährige Erfolgsgeschichte des Medici-Clans. Von der Toskana-Metropole Florenz aus hatte die Familie Einfluss auf den gesamten Kontinent ausgeübt. Die Geschichte vom Aufstieg und Niedergang der Dynastie ist nun in einer Ausstellung mit dem Titel „Die Medici – Menschen, Macht und Leidenschaft“ bis Ende Juli in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim zu sehen.
Angefangen hatte alles mit einer clever geführten Bank. Im Jahr 1393 übernahm Giovanni di Bicci das Medici-Geldinstitut von einem Verwandten und machte es gemeinsam mit seinem Sohn Cosimo zu einem mächtigen Finanzunternehmen. Die Grundlage für den politischen Aufstieg war geschaffen. 120 Jahre später saß der erste Vertreter der Medici als Papst Leo X. (1513-1521) auf dem Heiligen Stuhl in Rom. Auch Papst Clemens VII. (1523-1534) entstammte dem Geschlecht. Ihre Macht sicherten und mehrten die Medici mit bewährten Methoden: per Heirat oder Bündnis mit noch Mächtigeren, mit Intrigen, Verschwörungen, Betrug und der gnadenlosen Verfolgung von Widersachern. Doch der Preis war hoch, der Clan machte sich viele Feinde. Es gab auch zahlreiche Neider in den eigenen Reihen. Gift oder Mord waren so die Todesursachen mehrerer hochrangiger Clanmitglieder. „Die Familie der Medici steht für Macht, Reichtum und Kunstförderung“, sagt Museumsdirektor Alfried Wieczorek. Deshalb werde die Dynastie anhand bedeutender Schätze vorgestellt. „Aber auch als Menschen mit oft widersprüchlichen Persönlichkeiten, unerwarteten Charakteren, außergewöhnlichen Leidenschaften und folgenschweren Krankheitsgeschichten.“
Die Mannheimer Schau zeigt mehr als 350 Jahre Familiengeschichte anhand von 200 Exponaten aus Florenz, Rom, Österreich und Deutschland – darunter kunstvoll gestaltete Bücher und Kleidungsstücke, Goldmünzen, Waffen, Schmuck, Gemälde und ein 781 Mitglieder umfassender Stammbaum der Dynastie, gemalt im 17. Jahrhundert. Auch ein Buch mit den schwarzen Konten der Medici-Bank ist zu sehen. Außerdem werden CT-Animationen und Skelettfunde sowie Ergebnisse neuer forensischer und bioarchäologischer Untersuchungen an den exhumierten sterblichen Überresten verschiedener Familienmitglieder der Medici gezeigt.
Ein Schlaglicht will die Schau auf das Leiden der Familienangehörigen werfen: So entlarvt eine Schädelnachbildung einen der Medici, der sich zwar adrett malen ließ, aber unter einem arg deformierten Kiefer litt. Der Blick auf das hinter Kunstwerken und Porträts liegende Menschliche sei neu, sagt der Kurator der Schau, Wilfried Rosendahl. Er stützt sich auf Ergebnisse, die Untersuchungen von Medici-Gräbern in der Basilika San Lorenzo zutage gefördert haben. Viele der Knochen konnten erstmals dem richtigen Besitzer zugeordnet werden, wie die Medici-Forscherin Donatella Lippi sagt. Die Gräber waren innerhalb der Basilika mehrmals verlegt worden, dazu kam ein Hochwasser 1966, das auch die Krypta erfasste, so Lippi. Vorigen Oktober nahm ihre Gruppe die sterblichen Überreste von Anna Maria Luisa de Medici (1667-1743) unter die Lupe, die mit dem Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm verheiratet war. Sie war die letzte Vertreterin der Dynastie. Der 270. Todestag der Kurfürstin ist auch Anlass für die Ausstellung. Text: dpa/epd
Die Ausstellung „Die Medici – Menschen, Macht und Leidenschaft“ ist bis 28. Juli in den Reiss-Engelhorn-Museen im Museum Weltkulturen D5 in Mannheim zu sehen. Geöffnet ist die Schau dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Internet: www.medici2013.de, www.rem-mannheim.de