Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

BERLIN: Bei Henry Hübchen ist jede Rolle auf Zucker

BERLIN

Bei Henry Hübchen ist jede Rolle auf Zucker

    • |
    • |
    Henry Hübchen: „Ich möchte Aufgaben haben, die mich fordern und das Publikum überraschen.“
    Henry Hübchen: „Ich möchte Aufgaben haben, die mich fordern und das Publikum überraschen.“ Foto: Foto: dpa

    Seine Vielseitigkeit ist verblüffend. Ob in einem tief schürfenden Drama wie „Jakob, der Lügner“ (1974), dem einzigen Film aus der DDR, der je für einen Oscar nominiert wurde, oder in einer turbulenten Komödie wie „Alles auf Zucker!“ (2004) – bei Henry Hübchen ist jede Rolle auf Zucker. An diesem Montag, 20. Februar, wird der Schauspieler 65 Jahre alt.

    Ein Grund zum Feiern ist der Jubiläumsgeburtstag für Henry Hübchen nicht. „Ich finde nicht, dass es ein Verdienst ist, älter zu werden“, sagte er. „Das ist Biologie. Man kann sicher den Geburtstag feiern, aber man feiert damit gleichzeitig das Näherrücken des Todestages. Deshalb lasse ich das.“

    Die ARD allerdings feiert ihn. Sie zeigt am 22. Februar (20.15 Uhr) noch einmal den Fernsehfilm „Hoffnung für Kummerow“ aus dem Jahr 2009. Hübchen spielt mit dem für ihn typischen augenzwinkernden Charme Oskar Kubiczek, den Bürgermeister einer Kleinstadt im Osten Deutschlands. Oskar unternimmt wirklich alles, um dem Ort wirtschaftlich auf die Beine zu helfen.

    Die Zeit mit Frank Castorf

    Angesichts dieser und anderer Rollen der vergangenen Jahre drängt sich die Frage auf, ob Hübchen als Schauspieler eine besondere Ost-Identität verspürt. Dazu meint er: „Weiß ich nicht, das sollen andere entscheiden. ,Ick bin ein Berliner', wie John F. Kennedy. Im Übrigen hab' ich weit über die Hälfte meines Berufslebens im vereinigten Deutschland verbracht und da meine größten Theater- und Filmerfolge gehabt.“

    Von 1974 bis 2002 gehörte Henry Hübchen zum Ensemble der Volksbühne Berlin. „Es war eine lange Zeit, und die Zeit mit Frank Castorf die produktivste in diesem chaotisch-anarchistischen Ost-West-Österreich-Ensemble. Die Mitte war verpönt, keine gefälschten Götter, keine geölten Gladiatoren – aber Panik, Slapstick, Tragik. Volksbühne ist kein Theater, Volksbühne ist eine Denk- und Geisteshaltung.“

    Intelligenz und Wirkung verband der 1947 in Berlin geborene Hübchen nicht nur in den legendären Inszenierungen von Volksbühnen-Intendant Castorf, wie „Schmutzige Hände“ (1998). Auch vielen Fernseh- und Kinofilmen drückte er so seinen Stempel auf, etwa als Hotte im Hit „Sonnenallee“ (1999), von 2003 bis 2005 in mehreren Folgen der TV-Krimiserie „Polizeiruf 110“ in der Rolle des Schweriner Ermittlers Tobias Törner oder als Dichtervater in „Goethe!“ (2010).

    Seit Mitte der 1960er Jahre, nach dem Abschluss der Ausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Ost-Berlin, hatte Hübchen kontinuierlich Erfolg. Dazu gehörten auch der zweimalige Gewinn des Titels „DDR-Meister im Brettsegeln“ sowie seine Arbeit als Texter für die Gruppe „City“. Zum Beispiel stammt von ihm der Text zu „Casablanca“, einem der noch heute populärsten Songs der Band.

    Sein Privatleben breitet der Schauspieler nicht gern in der Öffentlichkeit aus. Dazu finden sich in Interviews nur Stichworte wie „Lesen, das Boot, der Familien-Alltag in Berlin-Pankow“. Seine 1971 geborene Tochter Theresa Hübchen arbeitet inzwischen ebenfalls als Schauspielerin. Auf die Frage nach Wünschen bleibt Hübchen beim Beruf: „Eine gute Rolle in einem guten Film mit einem guten Team – das ist es. Ich möchte Aufgaben haben, die mich fordern und das Publikum überraschen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden